Dunkles Feuer
lächelte geheimnisvoll, während er sie zu einem Sitz geleitete. »Ist das denn wichtig?«
Julie schnupperte an der betörend duftenden Rose. »Für mich schon.«
»Weshalb?« Er nahm ihre Hände in die seinen. »Ist es nicht genug, dass wir zusammen sind? Hier und jetzt?«
»Vielleicht.«
Er schien darüber nachzudenken. »Ich bin dein Traum.« Seine Finger streichelten sanft über ihre Wange. »Ich bin hier, um dir das zu geben, was du dir schon immer gewünscht hast.«
»Und das wäre?«
»Mich. Das eine Gefühl, das nur ich dir geben kann.«
Julie lachte. »Wer auch immer du bist, du leidest nicht an falscher Bescheidenheit. Aber so einfach möchte ich es dir nicht machen.«
Das hatte ihn überrascht. Doch er meisterte schnell seine Verstörung. Er rückte näher an sie heran und flüsterte ihr leise ins Ohr. »Habe keine Angst, die Kontrolle zu verlieren, Julie. Lass dich einfach nur fallen. Ich verspreche dir, ich werde da sein, um dich aufzufangen. Du kannst nichts verlieren, es ist doch nur ein Traum, dein Traum.«
»Es ist so schön bei dir zu sein, doch ich verstehe das nicht.«
»Dein Herz kennt mich, Julie. So wie mein Herz dich kennt.« Sein flammender Blick traf ihre Augen. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie lange ich auf dich gewartet habe.«
Die aufrichtige Sehnsucht in seiner Stimme blieb nicht ohne Wirkung auf sie. Sie lächelte ihn an. »Jetzt bin ich ja hier.« Er umarmte sie fest. »Ja, jetzt endlich bist du hier. Und wir haben die ganze Nacht für uns allein. Komm, ich möchte dir etwas zeigen.«
Julie ließ sich von ihm weiter in den Park hinein leiten. Als sie stehen blieben, offenbarte sich Julies Augen eine märchenhafte Aussicht. Sie standen an einem kleinen Teich, der von Trauerweiden umrahmt wurde. Und auf dem Wasser sah sie im hellen Mondschein Dutzende von Glühwürmchen tanzen. Das silberne Mondlicht spiegelte sich im dunklen Wasser und verlieh dem Bild einen zauberhaften, übersinnlichen Glanz. Sie fühlte sich an die Geschichten aus ihrer Kindheit erinnert, in denen Feen im Mondschein tanzten.
Er lächelte über ihre aufrichtige Freude. Ohne den Zauber mit Worten zu stören, stellte er sich einfach hinter sie und umarmte sie sanft um die Schultern. So standen sie, schweigend, versunken, in der stillen Nacht. Verbunden und glücklich, diesen magischen Augenblick miteinander zu teilen.
Noch nie zuvor hatte jemand Julie so ein Geschenk gemacht. Es war, als kannte er ihre Gedanken, ihre geheimen Wünsche, ihre Träume. Er verkörperte alles, was sie sich jemals von einem Mann gewünscht hatte.
Wie konnte er bloß ein Traum sein, wenn sie spüren konnte, wie sein Herz in seiner Brust pochte? Wenn sie seinen heißen Atem an ihrer Wange fühlte? Wenn sie ihm so nah, so vertraut sein konnte?
Sie kuschelte sich enger in seine Arme. Das Schauspiel vor ihr vermochte ihre Aufmerksamkeit nicht mehr zu fesseln. Sie hatte ein viel interessanteres Ziel gefunden. Sie wollte mehr über den Mann erfahren, der sie in seinen Armen hielt, sein Geheimnis ergründen und verstehen, was mit ihr geschah und wie sie diesen Traum für immer festhalten konnte.
Sie drehte sich zu ihm um.
»Es ist wunderschön, auch wenn es nicht real ist.«
»Wie meinst du das?«
»Dieser Teich, dieser Ort, er existiert nicht in der richtigen Welt.«
Er wirkte traurig. »Nicht mehr. Aber irgendwann hatte es hier genauso ausgesehen.«
»Woher kannst du das wissen?«
»Ich bin ein Traum. Alles ist möglich.«
»Das glaube ich nicht.« Julie sah ihn fragend an. »Wer, was bist du wirklich?«
Doch er blieb stumm.
»Sag mir doch wenigstens deinen Namen.«
»Nicht jetzt, Julie. Er ist nicht von Belang. Nur du und ich sind es.«
Er sah sie an. Ihre Blicke trafen sich, und langsam, ohne seine Augen von den ihren abzuwenden, neigte er seinen Kopf zu ihren Lippen. Er zögerte, eine unausgesprochene Frage in seinem Blick. Dann streiften seine Lippen sanft die ihren. Erst zögerlich, dann mutiger und doch mit unendlicher Zärtlichkeit. Julie schlang ihre Arme um seinen Hals, und er drückte sie noch fester an sich. So standen sie, eng umschlungen, sich einen Atem teilend, während ihre Herzen im gleichen Rhythmus schlugen.
Falls Julie sich jemals den vollkommenen Kuss vorgestellt hätte, so wusste sie nun, er wäre diesem Traum niemals gleichgekommen.
Sie wünschte, er würde niemals aufhören.
Doch viel zu bald löste er sich von ihr. Bedauernd schaute er sie an. »Du musst jetzt gehen. Die Nacht ist vorüber. Du musst aufwachen,
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