Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elvira Zeissler
Vom Netzwerk:
büßen. Sein Blick wanderte zu Julie. Es war nicht persönlich. Es musste enden, er würde keine weiteren Jahrhunderte dieser Existenz verkraften können.
Abrupt wandte Frederik sich ab, er konnte Julies glückliches Lächeln einfach nicht länger ertragen.

Julie war einem Gespräch mit Peter den ganzen Tag über ausgewichen. Sie musste sich selbst erst Klarheit über ihre aufgewühlten Gefühle verschaffen. Sie war wütend auf sich, dass sie sich so von ihren Träumen beeinflussen ließ. Hatte Peter etwa Recht? Hatte sie sich in ihre eigene Fantasiegestalt verliebt?
Nein, das war doch absurd! Sie war nicht in ihn verliebt. Ihr gefiel nur das, was er verkörperte, die Art, wie er sie behandelte. Doch wie sollte sie mit Peter darüber reden? Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie überhaupt mit ihm darüber sprechen wollte. Diese Träume waren dafür zu intim, zu persönlich und bei weitem zu realistisch.
Als sich Julie nach dem Abendessen von ihm verabschiedete, hielt Peter sie zurück.
»Julie, wo gehst du hin?«
»Ins Bett, es war ein langer Tag.«
»Nicht länger als üblich. Eher sogar kürzer als manche.«
»Worauf willst du hinaus?« Julie verschränkte abwehrend ihre Arme. Doch Peter ging auf sie zu und nahm sie bei der Hand. Sanft zog er sie zu ihrem Sitz zurück. »Julie, bitte. Ich möchte nur mit dir reden, nichts weiter.« Traurig sah er sie an. »Es gab mal eine Zeit, da musste ich nicht so lange darum bitten, einige Minuten mit dir zu verbringen.«
»Aber wir sind doch die ganze Zeit zusammen.«
»Nein, das sind wir nicht. Ich bin da, aber ich habe keine Ahnung, wo du bist. Ich verstehe, dass dies eine schwierige Zeit für dich ist. Aber ich verstehe einfach nicht die Verwandlung, die mit dir in der letzten Woche vorgegangen ist. Nach Daniels Unfall warst du so betroffen und traurig. Doch von einem Tag auf den nächsten hatte sich alles geändert. Seit diese Träume angefangen haben, erkenne ich dich kaum wieder.«
»Aber ich bin noch genau dieselbe Julie.«
»Nein, das bist du nicht. Die Julie, mit der ich hierhin gekommen bin, war energisch und voller Tatendrang, sie genoss ihr Leben und liebte ihre Arbeit. Die Julie nach Daniels Unfall war verängstigt und quälte sich mit Selbstvorwürfen, doch sie lebte in dieser Welt und lernte mit dem Schmerz in ihr umzugehen. Sie wollte ihre Arbeit hier beenden, weil sie ihr wichtig war und sie es ihrem Vater schuldete. Die Julie, die ich nun vor mir sehe, lebt in einer Traumwelt. Diese Julie interessiert sich nicht mehr für das, was wir hier tun. Diese Julie weicht mir aus, als wäre ich ein Fremder, mit dem sie keine Minute mehr verbringt als nötig. Diese Julie erträgt den Tag nur, weil ihm eine Nacht folgt, in der sie zu ihren Träumen zurückkehren kann.« Sein Ton wurde ganz weich. »Ich vermisse meine Julie, ich vermisse die Abende, die wir zusammen verbrachten. Ich vermisse das Vertrauen, das bis vor kurzem zwischen uns herrschte. Und ich vermisse unsere Freundschaft, die mein Leben stets soviel schöner gemacht hatte.«
»Peter, es tut mir so Leid.« Julies Stimme zitterte. »Ich wusste nicht, dass du das so empfindest. Mir bedeutet unsere Freundschaft auch sehr viel. Aber daran hat sich doch nichts geändert. Ich hatte nur ein paar schöne Träume in letzter Zeit.«
»Julie, ich weiß nicht, wieso du dich in die Traumwelt flüchtest, aber es ist keine Lösung. Es ist nicht gut für dich. Du musst dein Leben leben und es nicht nur träumen. Vielleicht wäre es besser, wenn wir von hier abreisen würden.«
Überrascht fuhr Julies Kopf hoch. »Wieso denn?«
»Vielleicht ist es deine Art, mit dem Unfall umzugehen, vielleicht auch nicht. Aber ich bin sicher, dass dieser Ort irgendwie damit zusammenhängt. Eine andere Umgebung würde dir gut tun. Lass uns einfach unsere Sachen packen und von hier verschwinden.«
»Aber was wird dann aus unserem Geschäft? Du hast es doch selbst gesagt, dass ich es meinem Vater schulde.«
»Aber noch mehr schuldest du es deinem Vater, auf dich Acht zu geben. Und ich schulde es ihm ebenfalls. In seinen letzten Worten an mich hatte er mich gebeten, immer auf dich aufzupassen. Und das habe ich auch vor. Er sagte, ich sollte dich vor allem vor deinem eigenen Dickschädel beschützen. Das gleiche hätte wohl auch deine Mutter immer für ihn gemacht.«
Bei der Erinnerung lächelte Julie, doch sie war nicht überzeugt. »Ich weiß nicht recht, Peter. Es sind nur Träume.«
»Das glaube ich nicht, und wenn du darüber

Weitere Kostenlose Bücher