Dunkles Feuer
nur noch eine süße, wenn auch etwas erschreckende Erinnerung für sie.
Sie ahnte nicht, dass es Frederik bei weitem nicht so ging, und dass ihr Abschiedskuss ihn von neuem in einen Sinnesrausch stürzte.
Als Frederik in das Haus zurückgekehrt war und die Tür zu seinem Raum öffnete, fragte er sich, wie er die Verlobungszeit bloß überstehen sollte.
Beim Betreten des Zimmers wunderte er sich flüchtig, warum auf seinem Schreibtisch eine Kerze brannte, er war sich sicher, sie gelöscht zu haben, bevor er zu dem Rendezvous mit Elisabeth gegangen war.
»Da bist du ja endlich«, kam eine verschlafene Stimme aus seinem Bett. Er sah, wie sich die junge Frau darin genüsslich räkelte, wobei ihr die Decke von den entblößten Brüsten rutschte.
»Was machst du hier?« fragte er misstrauisch.
»Ich habe auf dich gewartet, und zwar sehr, sehr lange.« Aufreizend sah sie ihn mit ihren großen Augen an und streckte ihre Arme einladend nach ihm aus. »Aber jetzt bist du zum Glück ja hier.«
»Verschwinde, Martha. Ich will dich heute nicht mehr sehen.« Müde setzte Frederik sich auf das Bett.
»Aber, aber, wieso denn so grob? Wir hatten doch eine Menge Spaß zusammen. Und das könnten wir wieder ...« Sie richtete sich auf ihren Knien auf und massierte sanft seinen Nacken, wobei sie ihre Brüste an seinen Rücken drückte. »Oh, dein Nacken ist ja ganz steif. Sollte ich noch woanders nachsehen?« fragte sie anzüglich, während sie an seinem Ohrläppchen knabberte.
Normalerweise waren Frederik solche Vulgaritäten zuwider, doch Martha wusste ganz genau, was sie mit ihren Händen und ihren Lippen tat. Dazu konnte er noch immer Elisabeths Küsse auf seinen Lippen schmecken und die Erregung in ihren Augen sehen. Er wusste, dass Martha sein Verlangen nach Elisabeth nicht stillen konnte, doch sie konnte es für eine Nacht erträglicher machen.
Noch lange bevor der Morgen graute, bereute Frederik bereits bitterlich das Geschehene. Er wälzte sich schlaflos in seinem Bett herum und malte sich aus, was geschehen würde, wenn Elisabeth das je erfuhr. Es war Wahnsinn gewesen, die Frau, die er liebte, schon am Abend ihrer Verlobung derart zu hintergehen. Er schwor sich, dass es das letzte Mal gewesen war, und weckte Martha entschlossen aus ihrem Schlaf.
»Ich möchte, dass du jetzt gehst.«
»Jetzt schon? Es ist noch dunkel. Bist du sicher, dass ich nicht noch ein wenig bleiben sollte?« Sie strich mit einem Finger über seine Brust.
»Ganz sicher.« Er nahm ihre Hand und entfernte sie mit Nachdruck von seinem Körper.
»Na gut. Wann soll ich denn wiederkommen?«
»Nie mehr.«
Alle Schläfrigkeit war aus ihren Zügen gewichen. »Was soll das heißen?«
»Du bist ein nettes Mädchen, und wir beide hatten gewiss unseren Spaß, doch ich finde, wir sollten es beenden.«
»Ah, ich verstehe, die Magd ist dir jetzt nicht mehr gut genug, jetzt hast du es wohl auf die Herrin abgesehen?« Sie funkelte ihn boshaft an.
Frederik erbleichte. Das ganze nahm eine völlig unerwartete Wendung. Er hatte nie geglaubt, dass Martha ihm Schwierigkeiten machen würde, immerhin war es auf dem ganzen Gut bekannt, dass sie es mit ihrer Tugend nicht zu ernst nahm und sich bereitwillig auf ein Schäferstündchen einließ.
»Ich will mich nicht mit dir streiten, Martha. Also sag mir einfach, was du willst.«
Ihr Ton wurde geschäftlich. »Nun, da ich nicht annehme, dass du mich heiraten willst, wäre ich mit einer bescheidenen Summe von ...«
»Wie viel?« presste Frederik zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Fünf Pfund Silber.«
»Hier«, er zählte die geforderte Summe aus seinem Geldbeutel ab. »Und jetzt verschwinde.«
Aus Marthas gierigem Blick entnahm er, dass sie es bereute, nicht noch mehr gefordert zu haben. Doch sie steckte das Geld wortlos ein und zog sich an. Beim Herausgehen sagte sie noch: »Es war mir ein Vergnügen, mit Euch Geschäfte zu machen, Earl. Und wenn Ihr es Euch anders überlegt, wisst Ihr ja, wo Ihr mich findet.«
Frederik fluchte leise. Und doch war er erleichtert, dass er Elisabeth nun reinen Gewissens gegenübertreten und den ersten Tag ihrer gemeinsamen Zukunft genießen konnte.
* * * * * *
Julie hörte, wie jemand laut an die Haustür klopfte, und hielt verblüfft inne. Peter war erst vor wenigen Minuten in die nächste Stadt gefahren, um ein paar Einkäufe zu erledigen. Die Preise in dem kleinen Dorfladen griffen ihr Budget auf Dauer einfach zu sehr an. Sie erwartete ihn auf keinen Fall vor dem Mittagessen zurück.
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