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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elvira Zeissler
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nicht ihr Geheimnis. Sie wusste, dass Frederik sich ihr nur gezeigt hatte, weil er ihr vertraute. Sie vertraute Peter zwar auch, doch sie konnte das nicht genauso von Frederik erwarten.
»Du hast soviel geschafft, obwohl du Besuch hattest? Na ja, kommt ja selten genug hier bei uns vor. Wer war denn da?«
»Besuch? Wie kommst du darauf?«
»Na, ich nehme nicht an, dass du aus zwei Tassen Kaffee getrunken hast. Also, wer war's denn?«
»Ach das ... Das war nur ... Walter. Du weißt doch noch, der komische alte Kauz.«
Peter lächelte. »Fühlst du dich hier denn so einsam, dass du ihn zum Kaffee einlädst? Das letzte Mal, als er da war, warst du ziemlich aufgebracht.«
»Nun ja, er meint es ja nur gut.« Julie fühlte sich furchtbar dabei, Peter anzulügen. »Willst du denn nicht sehen, was ich alles geschafft habe?« fragte sie schnell, um das Thema zu wechseln.
»Gerne.«
»Dann komm.« Peter fand es schön, den alten Elan und die Begeisterung in ihrer Stimme zu hören. Was auch immer an diesem Vormittag passiert war, Peter hoffte, dass die Wirkung anhielt.

In den nächsten Tagen war Julie wie ausgewechselt, und Peter freute sich von Herzen, dass es ihr offensichtlich wieder besser ging. Und obwohl er gerne mehr freie Zeit mit Julie verbracht hätte, erhob er keine Einwände gegen ihre langen einsamen Spaziergänge im Park oder gegen die Tatsache, dass sie sich jeden Abend sehr rechtzeitig auf ihr Zimmer zurückzog. Sie war so glücklich und unbeschwert, und sie kamen mit ihrer Arbeit so erstaunlich schnell voran, dass seine Sorgen und Zweifel sich allmählich beruhigten. Wenn es so weiter ging, würden sie die Gegend schon sehr bald verlassen können.

Amüsiert sah Frederik zu, wie Julie sich aufmerksam im Zimmer umsah, bevor sie es betrat. Das war ein Spiel, das sie gerne spielten. Julie wusste nie, wo Frederik auftauchen würde. Doch sie versuchte immer, ihn aufzuspüren, bevor er sich zu erkennen gab. Manchmal gelang es ihr, manchmal nicht. Er verhielt sich ganz still und versuchte, alle Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen, denn er vermutete, dass sie die Verbindung zwischen ihnen besonders deutlich spürte, wenn er an sie dachte.
Da sie ihn nicht wahrnehmen konnte, wandte sich Julie ihrer Arbeit zu, und Frederik gönnte sich das Vergnügen, ihr einige Minuten unerkannt zuzusehen. Obwohl er es schon so oft getan hatte, wurde er nie müde, sie zu betrachten, denn er entdeckte immer etwas Neues an ihr, etwas, das ihm einen neuen Zug ihres Charakters offenbarte.
Er hätte nie gedacht, dass er nach Elisabeth jemals wieder so viel Freude in der Gesellschaft eines anderen Menschen, geschweige denn einer Frau haben könnte, denn seiner auch vorher schon beachtlichen Erfahrung mit dem weiblichen Geschlecht waren im Laufe der Jahrhunderte noch einige zusätzliche Eindrücke dazugekommen. Doch eine Frau wie Elisabeth war ihm nie wieder begegnet. Bis jetzt.
Julie war wie Elisabeth, und doch war sie es auch nicht - Elisabeth war eine Erinnerung, ein bittersüßer Schmerz. Doch Julie war real, sie verschönerte seine Tage und seine Nächte. Sie war Elisabeth so ähnlich in ihrem Geist und ihrer Seele. Und in ihren Taten noch viel unabhängiger und freier. Alles, was Elisabeth sich je gewünscht hätte, konnte Julie tun. Und er konnte es auch.
Vielleicht war sie seine echte zweite Chance, seine zweite Elisabeth, bei der er alle Fehler wieder gut machen könnte, die er jemals begangen hatte.
Doch um welchen Preis. Er schauderte. War er wirklich bereit, diesen furchtbaren Preis zu bezahlen? Er hatte schon einmal einer Frau vertraut, und für diesen Fehler büßte er noch immer.
Unwillkürlich musste er lächeln, als Julie sich frustriert eine Strähne aus dem Gesicht pustete, weil sie ihren Kugelschreiber wieder nicht finden konnte.
Dann riss er sich wieder zusammen. Er musste sich ja noch nicht sofort entscheiden, er hatte noch etwas Zeit. Obwohl sie durch sein Zutun immer weniger wurde. Es hatte ihm soviel Spaß gemacht, Julie zu helfen und sie mit Geschichten und Anekdoten über die verschiedenen Gegenstände zu unterhalten, dass er nicht daran gedacht hatte, dass sie ihn umso schneller verlassen würde, je schneller sie ihre Arbeit beendete.
Nun, dann musste er sich wohl noch etwas einfallen lassen, um ihren Aufenthalt zu verlängern.
Er zupfte seine Krawatte zurecht und trat leise hinter Julie. Sie spürte ihn, doch drehte sich nicht um, sondern wartete, bis sich seine Hände sanft um sie legten und er sie zärtlich an

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