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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elvira Zeissler
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machte ihr diese Stimme Angst. Wenn sie sie rief, dann war es für Julie, als griffe etwas Gefährliches und Schwarzes nach ihr, als könnte es sich problemlos bis in ihre Seele schleichen, ohne auf Widerstand zu stoßen. Julie fürchtete sich vor der Macht, die diese körperlose Stimme, ob real oder eingebildet, über sie besitzen konnte, eine Macht, die sie zuvor noch nie erlebt und noch keinem Mann gewährt hatte.

Peter folgte dem Gottesdienst nicht ganz so aufmerksam, wie er es gerne getan hätte. Er konnte seine Gedanken einfach nicht auf die Predigt fixieren. Zu vieles ging ihm durch den Kopf, mit dem er sich im Augenblick aber nicht auseinandersetzen wollte. Um sich abzulenken, ließ Peter seinen Blick durch die Reihen schweifen, als hätte er eine Kamera in der Hand. Es machte ihm Spaß, die Menschen zu sehen und an ihren Geschichten teilzuhaben, etwas über sie zu erraten. Obwohl dies nur eine kleine Dorfkirche war, waren viele unterschiedliche Menschentypen vertreten. Er sah glückliche Familien mit Kindern und liebenden Eltern. Menschen, die all das hatten, was er nicht besaß - Geborgenheit, Liebe, Familie. Dafür fehlten ihnen seine Freiheit und Ungebundenheit, die er sehr schätzte, die er jedoch mit Freude aufgeben würde, um eine Familie zu gründen und sein Glück mit der richtigen Frau zu teilen.
Sein Blick glitt weiter, er sah arme Menschen, einsame Menschen, verzweifelte Menschen - Menschen, die viel weniger hatten als er, die nichts hatten, worauf sie sich freuen konnten, und trotzdem mit Fassung ihren Kummer ertrugen. Von ihrem Beispiel angespornt beschloss Peter, sein Kreuz stoisch zu tragen - das Kreuz, die geliebte Frau ständig um sich zu haben, ihr jedoch nichts weiter als ein Freund sein zu dürfen und als solcher sich ihren Kummer und ihre Probleme mit anderen Männern anzuhören und zu helfen, sie zu überwinden. Für Peter stand es fest, dass er Julie immer unterstützen und nichts tun würde, das ihr Glück gefährden konnte, sogar wenn ihr Glück in den Armen eines anderen Mannes lag.

Daniels Gedanken waren weit von so einer Selbstlosigkeit entfernt, er hatte dafür auch keinen Grund. Doch konnte er ebenso wenig wie seine Begleiter dem Gottesdienst folgen. Er war ganz darin vertieft, Julie zu betrachten. Seine Gedanken waren überfüllt mit hoffnungsvollen Bildern. Ihm wurde bewusst, dass er, obwohl er Julie bisher nur einige Male innerhalb der letzten Woche gesehen hatte, gerade dabei war, sich ernsthaft in sie zu verlieben. Im Gegensatz zu Peter weckte die Erkenntnis keine düsteren Gedanken in ihm, und er sah keinen Grund dafür, diese erste Regung zu unterdrücken. Vielmehr ließ er sich auf den süßen Wellen der Verliebtheit treiben, keine Querströmungen fürchtend, da Julie sich offensichtlich auch zu ihm hingezogen fühlte.

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sich die Gemeinde erhob, um gemeinsam zu beten. Automatisch murmelte er die vertrauten Worte des "Vater Unser" und verließ anschließend mit allen anderen die Kirche. Vor dem Gebäude warteten schon Julie und Peter auf ihn, um sich zu bedanken und sich zu verabschieden. Er reagierte ziemlich überrascht.
»Wie, ihr wollt schon gehen? Was wird dann aus dem Picknick? Meine Haushälterin hat einen Korb voller Leckereien zusammengestellt, und ihr wollt nicht mitgehen!« Er sah sie erst schmollend und dann zunehmend verzweifelt an, so als dämmerte ihm eine unangenehme Erkenntnis. »Dann muss ich ja alles ganz allein aufessen, sie akzeptiert bestimmt keine Entschuldigung!«
»Wir helfen dir sicher gern aus der misslichen Lage, viel gutes Essen vertilgen zu müssen, wenn du uns einfach erklärst, wovon du eigentlich redest«, schlug Peter lachend vor.
»Na, vom Sonntagspicknick, natürlich. Habe ich euch etwa noch nichts davon erzählt?« fragte Daniel überrascht, als keine Reaktion von Julie und Peter folgte.
»Es ist hier Tradition, müsst ihr wissen, und nicht einmal Fremde dürfen sich widersetzen, sonst folgt furchtbare Rache ...«
»Und wie sieht die wohl aus?«
»Meine Haushälterin reißt mir den Kopf ab.« Daniel zog eine wahre Leidensmiene.
»Na, solange das nur dein Kopf ist... Ich dachte schon, wir müssten an den Marterpfahl.«
»Aber Peter, wir sind doch in England. Doch wo du Recht hast, hast du Recht, lass uns lieber von hier verschwinden, bevor die Eingeborenen es sich anders überlegen und doch lieber die Fremden mit der ‚furchtbaren Rache' belegen.« Julie schenkte Daniel ein bezauberndes

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