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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elvira Zeissler
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unsere Lady Elisabeth, zerstören zu können, sie wären lieber gestorben, als Hilfe von seinen Händen anzunehmen.
Doch der Schlag traf alle völlig unerwartet, so gut wusste der Earl of Fenwick sich zu verstellen.
Als wir die entsetzliche Nachricht erhielten, konnten wir es nicht glauben. Es war, als stünde das Leben, ja die Zeit selbst, für einige Augenblicke still, um diese grausame Wahrheit überhaupt erfassen zu können.
Keiner traute sich, dem Grafen die schreckliche Nachricht zu überbringen. Nicht, weil wir uns vor seinem Zorn fürchteten, sondern weil keiner von uns den Mut aufbringen konnte, ihm dabei in seine Augen zu blicken, aus Angst vor dem Schmerz, den er da sehen würde.
Diesmal war der Earl selbst für die Vergebung des Grafen zu weit gegangen.
Dienstboten berichteten, der Graf hätte die Nachricht schweigend vernommen, als hätte er es bereits geahnt. Lange Zeit saß er nur schweigend da, und sie wollten schon wieder gehen. Dann hob der Graf die Augen, aus denen alles Leben gewichen war. "Bringt ihn her", war das Einzige, das er dazu sagte.
Man fand den Earl auf seinem Zimmer, wo er sich seelenruhig für das Abendmahl bereit machte. Er wehrte sich nicht, tat, als hielte er dies alles für ein Missverständnis. Er gab sich so unschuldig und so ahnungslos, dass den Männern der Garde fast Zweifel kamen.
Oh wie gut weiß das Böse sich zu verstellen.

Peter las den letzten Satz zu Ende. »Und weiter? Wie geht's weiter?« Er blickte Julie fragend an.
»Das weiß ich auch nicht. Ich war noch nicht so weit gekommen. Ist das Buch hier wirklich zu Ende?«
»Sieht so aus«, brummte Peter. »Gerade als es spannend wurde. Sie wussten wohl schon damals, wie man Bücher verkaufte.«
»Mehr ist das nicht für dich? Nur ein spannendes Buch?«
»Nun ja. Ich möchte schon gern wissen, wie du auf die Idee kommst, bei dem Earl handle es sich um ein zukünftiges Gespenst.«
Julie sah ihn überrascht an. »Ist es nicht offensichtlich?«
»Nicht für mich.«
»Na gut, dann vertrau doch einfach meiner Intuition. Glaub' mir, wir haben eine ganz heiße Spur.«
»Wenn du meinst«, Peter zuckte gleichgültig mit den Achseln.
»Los, hilf mir suchen.« Julie war schon aufgestanden und blickte sich um.
»Was denn suchen?«
»Na, den zweiten Band, natürlich. Die Chronik muss doch irgendwie weitergehen.«
»Können wir das nicht morgen machen?« Gähnend sah Peter auf seine Uhr. »In ein paar Stunden müssen wir eh wieder aufstehen, also lass uns doch noch etwas Schlaf bekommen.«
»Was? Ja, natürlich. Ich komme gleich nach«, meinte Julie geistesabwesend.
»Julie, komm jetzt.« Er packte sie an den Schultern. »Du bist ja ganz kalt. Du kannst von Glück reden, wenn du dir nicht eine fette Erkältung holst. Geh jetzt ins Bett. Oder muss ich dich dorthin tragen?«
Die Situation machte Peter unsicher. Es war nicht Julies Art, so ohne logische Gründe an einer verrückten Idee festzuhalten. Eigentlich war er bisher immer der Träumer und Julie die Vernünftige gewesen. Doch dieses Gespenst schien zu einer fixen Idee bei ihr auszuarten. Sie konnte doch unmöglich ernsthaft daran glauben. Etwas ging mit Julie vor, und es machte ihn wahnsinnig, nicht zu wissen, was es war. Nicht in der Lage zu sein, sie zu beschützen.
»Der Earl of Fenwick«, Julie ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen, als wäre er eine Zauberformel. »Ob er wohl böse war? Was konnte er so Furchtbares getan haben, das alle in Entsetzen versetzte?« grübelte sie. »Peter, meinst du nicht, dass etwas an dieser Geschichte dran ist?«
»Ich weiß nicht«, murmelte Peter müde. Er wollte einfach nur noch schlafen.

»Julie, Peter, ist jemand hier?« Daniels Stimme tönte durch die Halle. Keiner antwortete ihm. Doch er hörte das Echo ihrer Stimmen. Was konnte die beiden bloß so sehr beschäftigen, dass sie ihre gemeinsame Wanderung vergessen hatten. Er verspürte einen raschen Stich, eher Unbehagen als Eifersucht, doch er verscheuchte schnell diesen Gedanken.
Die Stimmen schienen aus dem Esszimmer zu kommen. Ob sie wohl etwas Neues über den Geheimgang erfahren hatten? Schon allein bei dem Gedanken an den Geheimgang ging sein Puls schneller, und er hörte den Ruf des Abenteuers. Wie oft hatte er sich schon früher vorgestellt, er wäre Indiana Jones und konnte uralten Geheimnissen auf die Spur kommen. Und jetzt bot sich ihm vielleicht tatsächlich die Gelegenheit dazu.
Julie und Peter waren in der Tat im Geheimzimmer. Als Peter Daniel an der Türschwelle

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