Dunkles Spiel der Leidenschaft
Hälften eines Ganzen.
Ich war verheiratet, Dayan. Ich weiß, wie es sein sollte. Ich habe John
geliebt, jedoch nicht auf diese Art. Bei dir fühle ich alles und noch mehr. Ich
könnte dir ewig zuhören oder einfach ruhig und ohne zu sprechen neben dir
sitzen. Es würde mir völlig reichen. Ich will mit dir zusammen sein, aber ich
weiß nicht, wer du bist. Du sagst, du kannst mich lieben, weil du mein
Bewusstsein kennst und dadurch auch mich. Diese Möglichkeit habe ich nicht. Um
dich kennen zu lernen und dich wirklich gut zu kennen, musst du mit mir reden.
Ein Teil von dir bleibt mir verschlossen. Glaubst du nicht, ich könnte dich
trotzdem lieben, egal, was es ist?«
»Du glaubst doch selbst nicht
daran. Ich kann in dein Bewusstsein schauen, Corinne. Ich sehe, wie du mit
Zweifeln kämpfst. Du findest, dass alles viel zu schnell gegangen ist. Dass es
einfach die Chemie zwischen uns ist. Rein körperlich. Oder dass es daran liegt,
dass du schwanger bist und jemanden brauchst. Du lieferst dir selbst viele
Gründe, viele Entschuldigungen für deine Gefühle mir gegenüber. Du sagst dir
nicht, dass du mich liebst.«
Sie sah forschend in seine
düsteren Augen. Schmerz verbarg sich in diesen dunklen Tiefen. Er war verletzt,
und das tat ihr weh. »Dayan, du hast wahrscheinlich schon immer die Gabe
gehabt, Gedanken zu lesen, deshalb ist es dir zur zweiten Natur geworden, aber
für jemanden, der nicht telepathisch veranlagt ist, ist es eher unangenehm. Ich
bin es gewohnt, meine Gedanken zu zensieren und selbst zu bestimmen, wie ich
mich meiner Umwelt zeige. Du kannst in mein Denken sehen, doch aus irgendeinem
Grund stört es mich nicht. Wenn es jemand anders wäre, einschließlich John und
Lisa, wäre ich entsetzt bei der Vorstellung, dass jemand meine Gedanken lesen
kann. Das sollte dir doch etwas sagen.«
»Du glaubst, dass es dir etwas sagt, Corinne. Ich weiß
bereits, warum du so empfindest. Du bist meine Gefährtin, die eine, die mir
Licht und Wärme gibt und diese Schätze für mich hütet. Du bist mein Anker in
einer Welt voller Dunkelheit und Gewalt oder trostloser Leere. Du bist die
andere Hälfte meiner Seele. Die bessere Hälfte. Ich weiß, dass ich dich weit
mehr brauche, als du mich je brauchen wirst. Du bist durcheinander, was deine
Gefühle angeht, weil du ihnen nicht traust. Weil du mir nicht völlig vertraust.«
»Wie kannst du das behaupten,
Dayan? Ich bin hier bei dir statt in einem Krankenhaus. Ich kenne dich erst
ganz kurze Zeit, und seither sind ein paar sehr merkwürdige Dinge passiert,
aber ich bin immer noch bei dir.«
Er lachte leise. »Wenn ich mich
recht entsinne, hattest du in der Angelegenheit kaum eine Wahl. Ich habe dich
einfach aus dem Krankenhaus geholt, und du warst nicht in der Verfassung, mit
mir zu streiten.«
»Darum geht es nicht.« Sie
bemühte sich, genug Energie aufzubringen, um sich hinzusetzen. »Ich bin nicht
der Typ Mensch, der einfach mit irgendeinem Mann mitgeht, das ist der Punkt.
Offensichtlich empfinde ich sehr viel für dich.« Sie zupfte zerstreut an der
Bettdecke. »Der Heiler glaubt, dass mein Herz irgendwann versagen wird, nicht
wahr?«
»Das hast du schon vorher
gewusst. Ich habe gründlich in deinen Erinnerungen geforscht. Du warst bei
vielen Ärzten. Es besteht wenig Hoffnung«, antwortete er vorsichtig.
»Dann weißt du auch, dass ich
unmöglich überleben kann, Dayan«, entgegnete sie ruhig. »Du sollst auf keinen
Fall denken, ich hätte mich dafür entschieden, dich zu verlassen. Ich habe keine andere Wahl.«
»Du hast eine Wahl«,
widersprach er leise. Aber er wusste, dass er ihr nicht die Wahrheit sagte, und
ef wandte das Gesicht ab, weil er ihr nicht in die Augen schauen konnte, wenn
er sie anlog. Sie hatte keine Wahl, weil er nicht zulassen wollte, dass sie
starb.
»Du schaust mich nicht an,
Dayan«, bemerkte sie. »Du kannst nicht beides haben. Wenn du mir nicht die
Wahrheit sagen willst, kannst du nicht von mir erwarten, dass ich dir rückhaltlos
vertraue. Du musst nichts vor mir verbergen. Wenn die Heiler dir erklärt haben,
dass mein Herz aufgibt, ist das nicht unbedingt eine Neuigkeit für mich.«
Dayan erfüllte ihr Inneres
bewusst mit Wärme und Zuversicht. »Dein Herz ist sehr schwach. Aber ich will,
dass du am Leben bleibst, um jeden Preis.« Er versuchte erst gar nicht, etwas
zu beschönigen.
Eine Hand an sein Gesicht
gelegt, sah sie ihn forschend an. »Ich kann sehen, was dir durch den Kopf geht.
Ich weiß nicht, wie, aber ich kann im
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