Dunkles Spiel der Leidenschaft
immer noch ein gewisses Risiko dar. Aber
solange es dir nicht besser geht, Corinne, lässt sich da nichts machen. Es ist
bloß ziemlich unangenehm für mich.« Das Tier in ihm rang um die Oberhand. Dayan
fühlte, wie es mit jedem Aufstehen stärker wurde. Er brauchte Corinne mehr denn
je, um ihm Halt zu geben. Er brauchte ihre Seele, um seine zu binden, ihr Herz,
um ihn zu vervollständigen, ihren Körper, um eine sichere Zuflucht zu finden.
»Was für ein Ritual?«, hakte
sie neugierig nach. »Und wehe, du speist mich mit einem Schulterzucken ab! Wenn
wir eine Partnerschaft haben, musst du mir das Vertrauen schenken, das du auch
von mir forderst.«
Er seufzte. »Du setzt mir ja
ganz schön hart zu, Corinne. Hat sich mein Charme schon abgenutzt?« Er
versuchte zu scherzen, um den Emst der Lage zu überspielen.
»Ich glaube nicht, dass das je
passieren wird«, versicherte sie ihm lächelnd. »Aber ich will, dass wir uns in
dieser Sache ganz sicher sind. Es ist mir sehr wichtig, Dayan. Ich will nicht
das Falsche tun und riskieren, dir wehzutun. Das mit uns ist sehr schnell
gegangen. Ich bin jemand, der über alles gründlich nachdenken muss, ehe ich
eine Entscheidung treffe. Und du verlangst von mir, sehr viele Dinge in gutem
Glauben zu akzeptieren.«
»Wir mögen aus zwei
verschiedenen Welten kommen, Corinne, doch du weißt, dass wir
zusammengehören.«
»Mag sein«, erwiderte sie
knapp. »Erzähl mir mehr über dieses Ritual.«
Er legte einen Arm um ihre
Taille und beugte sich vor, um sie noch einmal zu küssen. Diesmal ließ er sich
etwas mehr Zeit, um den kostbaren Augenblick zu genießen. »Wenn ein Karpatianer
seine Gefährtin fürs Leben findet, spricht er rituelle Worte, um sie an sich
zu binden. Die Worte sind ihm von Geburt an eingegeben. Es ist wie eine Heirat
unter Menschen, aber viel dauerhafter. Einmal ausgesprochen, schmieden die
Worte die beiden zusammen, mit Herz, Geist und Seele. Sie kann ihm nicht
entfliehen. Sie können danach nicht voneinander getrennt sein. Sie müssen
einander häufig berühren, auch geistig, sonst werden sie ...« Er zögerte auf
der Suche nach dem richtigen Wort. »Ich weiß nicht - sie müssen beieinander
sein, oder sie können sehr unglücklich werden.«
»Er sagt einfach ein paar
Worte, und sie gehört auf immer und ewig zu ihm?« Sie stieß ihre kleine Hand an
seine Brust und starrte ihn erbost an. »Das erscheint mir nicht sehr fair.«
»Nun ja, Corinne« - seine
Stimme war weich wie Samt und genauso sinnlich - »nicht ich habe das Ritual
erfunden. Es ist tausende Jahre alt. Ich kann nichts anderes tun als das, was
mein Herz und meine Seele verlangen.«
»Hast du die Worte zu mir
gesagt?«
Er schüttelte den Kopf, und
sein dichtes blauschwarzes Haar fiel ihm ins Gesicht. »Das kann ich nicht,
solange du so krank bist. Ich weiß nicht, ob dein Herz in der Zeit, in der ich
schlafen muss, die Trennung von mir überstehen würde.«
»Und für dich ist es schlimm,
dass wir noch nicht aneinander gebunden sind?« Ihre kleinen weißen Zähne nagten
an ihrer Unterlippe, während sie sich zu verstehen bemühte, was er ihr gerade
erzählt hatte. Worte wie >Rituale< und >Umwandlung< gehörten in
eine andere Welt, nicht in ihre. Sie war ein sehr realistischer Mensch.
Als Dayan zu lachen anfing,
runzelte sie die Stirn und versuchte, ein strenges Gesicht zu machen. »Du hast
schon wieder meine Gedanken gelesen, stimmts?«
Er zuckte die Schultern mit der
für ihn typischen nachlässigen Geste, jenem faszinierenden Beben von Muskeln
unter straffer Haut. »Natürlich. Ich bin dein Gefährte.«
»Wie kommt es, dass deine
Kleidung immer so perfekt ist und dein Haar auch? Und warum hast du morgens
keinen schlechten Atem ?« Verlegen legte sie selbst eine Hand auf ihren Mund.
Wie konnte er so absolut sexy und verführerisch aussehen, wenn sie völlig
zerstrubbelt war und sich wie ein gestrandeter Wal vorkam?
Jetzt lachte Dayan wirklich. Er
konnte einfach nicht anders. Das Bild, das sie sich von sich selbst machte, war
so weit von der Wirklichkeit entfernt, dass es schon lächerlich war. Er konnte
sich nicht vorstellen, dass Corinnes geschmeidiger, schlanker Körper jemals
auch nur annähernd an einen Wal erinnern würde. Er ließ sich aufs Bett sinken,
neben Corinne, die wirklich vorhanden und am Leben war und deren Herz immer
noch schlug, und lachte laut heraus. Es war ein einzigartiger Augenblick.
Auch Corinne musste lachen.
Sein fröhliches Lachen war ansteckend und seine
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