Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace
Einstellmöglichkeiten. Das Zimmer sieht genauso herausgeputzt aus wie der Rest der Klinik. Der Doc hat also nicht übertrieben, als er sagte, er hätte hier Verbindungen.
Marsch hat sich in seinem Bett aufgesetzt, und ich sehe die mit frischer Flüssighaut versorgte Schulter. Der neue Arm sieht seltsam aus, blass und vor allem dünn, um nicht zu sagen beinahe zerbrechlich im Vergleich zum rechten. Alle paar Sekunden bewegt er die Finger seiner linken Hand, wahrscheinlich, um sich zu überzeugen, dass sie auch wirklich funktionieren. Ich kann ihn gut verstehen.
»Marsch«, sage ich leise, und er schaut auf, als hätte er uns gar nicht gehört, als wir reinkamen. Er ist tief in Gedanken versunken, schätze ich. Das wäre ich auch an seiner Stelle. Es gibt zweifellos eine Menge, über das er nachdenken muss. Keiner von uns beiden protestiert, als sich der Doc diskret zurückzieht und die Tür hinter sich schließt.
»Ich glaube, ich muss mich bei dir bedanken.« Mit der Rechten winkt er mich näher, und ich gehe zögernd auf sein Bett zu.
Ich schüttle den Kopf und setze mich, vorsichtig darauf bedacht, Marsch nicht anzustoßen. »Was hat der Doc dir erzählt?«
»Nicht viel. Und das beunruhigt mich.« Seine unglaublich dunklen Augen suchen meinen Blick.
»Bedank dich nicht bei mir«, sage ich schließlich. »Es war Loras. Und er … er hat es nicht geschafft.« Ich warte darauf, dass er mir ins Gesicht springt, mich in Stücke reißt für alles, was ich verbockt habe, aber stattdessen senkt er nur die langen Wimpern. Sein Mund wird zu einem schmalen weißen Strich, und ich sehe, wie sein Kehlkopf ein paarmal auf- und abhüpft. Ich verstehe einfach nicht mehr, was um mich herum geschieht, genauso wenig wie ich den Slogan Selbstbewusste Frauen nehmen Saphir verstehe. Blind streckt Marsch die Hand nach mir aus, unsere Finger verschränken sich ineinander, und ich sitze einfach nur da und warte.
»Es tut mir leid«, flüstert er. »Du hattest recht. Es gab nichts, das wir dort hätten tun können, und Loras hätte nicht sterben dürfen, nur damit ich das herausfinde.«
Tränen brennen hinter meinen Augenlidern, und meine Finger schmerzen, so fest drückt Marsch zu, aber ich ziehe die Hand nicht weg. »Du kannst die Welt vielleicht nicht retten, aber du wirst nie aufhören, es zu versuchen. Und das ist die Eigenschaft, die dich so besonders macht.«
Als ich das sage, schlägt er die Augen auf. Sie sind so dunkel, dass ich die Pupillen darin nicht erkennen kann. Und ich hoffe, es liegt an den Medikamenten, als er faucht: »Die Welt retten? Ich kann nicht mal die Leute retten, die mir wichtig sind. Es ist vollkommen hoffnungslos!«
Ich habe ihn noch nie so gesehen, und ich weiß nicht, was ich erwidern soll. Im Trösten war ich noch nie besonders gut, und was alles noch schlimmer macht: Ich kann ihm nicht mal widersprechen. Er hat sich meine Sicht der Dinge angeeignet, und das gefällt mir nicht. Aber letztendlich braucht er im Moment gar keine Antwort, sondern nichts weiter als die Wärme meiner Hand, mit der ich die seine halte, während er langsam einschläft.
38
Ich gebe ihnen drei Wochen.
Seit ich meine Entscheidung getroffen habe, warte ich auf den richtigen Moment, es ihnen zu sagen, aber der kommt natürlich nie. Zuerst mussten wir Hons Jäger loswerden, dann nach Gehenna, und Marsch brauchte medizinische Versorgung. Ich hätte mich ziemlich scheiße gefühlt, wäre ich in den Aufwachraum gegangen, nur um ihn zu fragen, wie es ihm geht, und ihm dann an den Kopf geknallt hätte, dass ich draußen bin. Jetzt ist es zwar kein bisschen leichter, aber ich werde wenigstens nicht das Gefühl haben, auf ihn einzutreten, während er gerade am Boden liegt.
Also sitze ich meine Zeit ab und helfe Dina bei den Reparaturen, wenn sie sich nicht gerade mit der Raumhafenmeisterin trifft, die übrigens Clary heißt. Auch der Doc versucht das Beste aus dem unvorhergesehenen Urlaub zu machen und lässt es mit seinem alten Freund Ordo Carvati so richtig krachen. Als die Klinik Marsch schließlich die Entlassungspapiere aushändigt, bin ich unglaublich erleichtert, denn jetzt kann ich endlich damit herausrücken und aufhören, so zu tun, als wäre ich bis zum Ende dabei.
Man könnte meinen, es wäre das Letzte, was ich brauche, aber ich habe mir Marschs Trennwandtrick abgeschaut. Wahrscheinlich hat er sich die ganze Zeit gewundert, warum nichts mehr von mir kommt, aber ich habe höllisch aufgepasst, nichts von meinen
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