Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace
Gedanken durchsickern zu lassen. Ich wollte ihm nicht ans Bein pinkeln, solange er noch mit der Reha beschäftigt war.
Auf der Folly hätte ich niemals Goodbye sagen können, also habe ich mich mit ihm zum Abendessen im Molino’s verabredet und einen netten kleinen Tisch im Atrium reserviert. Ich bin früh dran. Das Schiff ist während der letzten Monate immer mehr zu meinem Zuhause geworden, aber es ist Zeit zu gehen.
Zu gern würde ich das Lokal verlassen und einfach im Gewühl der Menge verschwinden. Den Rest meines Lebens in Ruhe verbringen. Ich habe es satt, ständig hin und her geschubst zu werden, ohne dass ich was dagegen unternehmen kann. Von jetzt an will ich meine eigenen Entscheidungen treffen und nicht mehr nur tun, was andere mir vorschreiben. Das Allgemeinwohl interessiert mich einen Scheiß, ich will nicht länger das Ende des Universums verhindern. Für eine Springer-Akademie sterben? Das ist es nicht wert. Es war nie mein Traum. Auch wenn ich im Moment nicht einmal weiß, was denn mein Traum wäre.
Natürlich bin ich mir der Konsequenzen bewusst: Ich werde den Grimspace nie wiedersehen, nie wieder den Rausch nach einem guten Sprung erleben. Wahrscheinlich bin ich doch eins von diesen seltenen Exemplaren, die es schaffen, vom Grimspace abzulassen.
Ich weiß, dass Marsch da ist, noch bevor ich ihn sehe. Keine Ahnung, woher, ist wohl so eine Art Marsch-Sinn und kommt vielleicht davon, wenn man mit einem Psi-Piloten gesprungen ist. Ich hätte ihn gern besser kennengelernt, aber dafür ist es jetzt zu spät. Ich habe meine Sachen schon aus dem Schiff geholt. Sie sind in der Tasche, die Dina mir gegeben hat und die jetzt unter dem Tisch verstaut ist.
Mit langen Schritten bahnt Marsch sich einen Weg zwischen den Tischen hindurch, stark und zielgerichtet, ein krasser Gegensatz zu den verspielten Schlingpflanzen an den Klettergerüsten. Dieser Teil des Restaurants soll die Atmosphäre eines tropischen Dschungels nachahmen, aber glücklicherweise haben sie die Insekten weggelassen.
»Der Doc hat mir ausgerichtet, dass du dich hier mit mir treffen wolltest«, sagt er, und in seinem Tonfall schwingt eine Frage mit, die bis in seine dunklen Augen widerhallt. Er stützt sich mit den Armen auf die Rückenlehne seines Stuhls, setzt sich aber nicht hin, so als meint er, dass dies hier nur der Treffpunkt ist und ich eigentlich woanders mit ihm hinwill.
»Hier gibt’s hervorragende gefüllte Paprika«, sage ich, was ihn zu verwirren scheint.
»Okay. Du hast gewonnen.« Marsch setzt sich endlich. »Was ist los, Jax?«
»Wie wär’s mit Abendessen?« Vielleicht verkraftet er es besser, wenn er was im Magen hat. Schaden kann es auf jeden Fall nicht, und auf die gefüllten Paprika, die sie hier machen, stehe ich wirklich.
Wir essen also, aber trotz der ungezwungenen Unterhaltung ist deutlich eine unterschwellige Spannung zu spüren. Als die Kellner unsere leeren Teller abtragen und wir nur noch die Weingläser vor uns haben, lege ich beide Hände um mein Glas, weil ich das Bedürfnis verspüre, mich an etwas festzuhalten. Es ist schwerer, als ich dachte.
»Willst du mir jetzt endlich sagen, was los ist?« Marsch lehnt sich in seinem Stuhl zurück und legt einen Fuß übers Knie.
Ich atme tief durch. »Es ist an der Zeit, dass wir wieder getrennte Wege gehen. Ich habe viel nachgedacht seit DuPont, und ich habe nicht mehr das Gefühl, dass es das alles wert ist.«
Marsch lächelt, als würde er auf die Pointe warten. »Im Ernst, ja?«
Ich lasse die mentalen Mauern fallen, von denen Marsch mir gezeigt hat, wie man sie errichtet, und spüre seine Präsenz stärker als je. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass er so lange weg war, vielleicht entwickeln sich aber auch nur meine eigenen latent vorhandenen Fähigkeiten. »Im Ernst.«
Marsch schüttelt den Kopf, als könnte er nicht glauben, was er in meinen Gedanken gesehen hat. »Du kannst nicht gehen. Wir haben dich gerettet.«
»Ja, das habt ihr«, erwidere ich leise. »Und ich habe dich gerettet. Ich werde immer dankbar sein, dass du mich aus Perlas rausgeholt hast, aber das hier ist einfach nicht das Leben, das ich führen will. Ich gehöre dir nicht.«
Ich merke, wie wütend er wird. »Von was, zum Teufel, willst du leben, Jax? Du hast kein Geld, keine Ausbildung.«
»Saul hat mir das Gehalt ausbezahlt, das ich normalerweise während der Zeit auf dem Schiff verdient hätte. Er hat gesagt, ich soll nicht auf der Folly festsitzen, sondern mich auch
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