Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace
irgendwo im Nirgendwo, während mein Magen Anstalten macht, sich selbst zu verdauen. Für den Bruchteil einer Sekunde versuche ich mir vorzustellen, wie das Leben, aus dem ich ausgebrochen bin, wohl ausgesehen hätte, dann ist meine Neugierde auch schon wieder verflogen. Ich wäre jämmerlich erstickt in dieser Welt.
Wir marschieren einem echten Sonnenuntergang entgegen. Ich bleibe stehen und blicke zu dem gestreiften Himmel hinauf, scharlachrote Tränenstriche auf Kobaltblau. Verdammt, so was hab ich nicht mehr gesehen, seit wir Lachion verlassen haben, auch wenn ich nicht mehr weiß, wie lange das eigentlich her ist. Ich frage mich, wie es Keri mit ihren Clans geht, ob sie den Gunnar schon geheiratet hat. Als wir unser Lager aufschlagen, in der Nähe eines kleinen verkümmerten Wäldchens, das nur angepflanzt wurde, um ein Feld vom nächsten zu trennen, spricht kaum einer ein Wort.
Der Regen lässt ein wenig nach, dafür kommt bedrückender Nebel auf, der auch noch die letzte bis dahin trockene Falte unserer Kleidung feucht werden lässt, sodass wir alle restlos schlechte Laune haben. Das Abendessen dauert ganze dreißig Sekunden, und meine Stimmung bessert sich erst ein wenig, als ich sehe, wie sich Saul und Dina nur in ihre Regenjacken gehüllt auf dem nackten Boden niederlassen. Leider wird es mir wohl kaum besser ergehen, schließlich habe ich nichts dabei außer frischer Unterwäsche. Doch dann winkt mich Marsch zu seiner Schlafröhre. Eigentlich passt nur einer rein, aber ich schaffe es irgendwie, mich neben ihn zu quetschen. Marsch zieht den Kragen am Kopfende zusammen, dann rammen wir uns gegenseitig mehrere Male die Ellbogen in empfindliche Körperstellen, bis jeder endlich seine Schlafposition gefunden hat.
Er zieht mich an sich, und ich höre Dina meckern: »So eine Scheiße. Sogar ich würde mit ihm vögeln, um diesem Drecksregen zu entkommen.«
»Ich auch«, flüstert Saul so laut, dass wir alle es hören können.
Und als Marsch zurückruft: »Nein, danke. Ich hab schon«, katapultiert es mich beinahe aus der Schlafröhre vor Lachen.
Wahrscheinlich habe ich ganz einfach den Verstand verloren, denn obwohl es nicht den geringsten Grund zu der Annahme gibt, dass das alles gut ausgehen wird, bin ich vollkommen glücklich. Vielleicht bin ich ja wie Marsch und fühle mich eben unter suboptimalen Umständen am wohlsten. Was für ein beschissener Euphemismus für unsere Situation.
»Ich muss mir jetzt aber nicht auch noch euer Gestöhne anhören, oder?«, stichelt Dina weiter, und Saul lacht, als wären wir auf einer Pyjamaparty für Erwachsene. »Der Regen macht schon Lärm genug.«
»Du bist nur eifersüchtig, weil du mich nicht bekommen hast, solange du noch die Chance hattest«, schieße ich zurück, dann bringt Marsch mich mit einem Kuss zum Schweigen.
Für mehr ist auch kein Platz, selbst wenn wir Lust darauf hätten, und das hab ich nicht. Ich habe kein Problem damit, dass die anderen beiden über Marsch und mich Bescheid wissen, aber ich stehe weder darauf, dabei zuzusehen, noch darauf, dabei beobachtet zu werden. Meine sexuellen Vorlieben sind, ehrlich gesagt, eher unspektakulär. Ich spüre Marschs Körperwärme und lausche seinem Atem, dann schlafe ich ein.
Am nächsten Morgen gibt es Nutri-Paste und ein paar Kabbeleien zum Frühstück. Kein Wunder, dass ich das meiste vom Letzteren abkriege, denn mir ist gerade erst meine PA eingefallen, und wie sich herausstellt, verfügt 245 anders als ich tatsächlich über ein Navigationssystem.
»Seien Sie gegrüßt, Sirantha Jax. Seit Ihrem letzten Login sind sechs Tage vergangen.« Höre ich da einen Hauch von Kritik in 245s künstlicher Stimme? Ich bleibe dabei: Dieses kleine Computerchen ist nicht wie andere KI s.
»Tut mir leid.«
»Haben Sie immer noch diese Träume? Möchten Sie …?«
»Ähm … nein. Darüber brauchen wir nicht mehr zu sprechen«, sage ich, um das Gerät zum Schweigen zu bringen, und werde ganz rot dabei. Ja, ich habe mit 245 gesprochen, als ich auf Gehenna war, und als ich daran denke, wie ich über Marsch hergezogen habe, zucke ich innerlich zusammen. »Kannst du herausfinden, wo wir sind? Ich hab gesehen, dass du …«
»Auf welchem Planeten befinden wir uns, Sirantha Jax? Ich kann unsere exakte Position nach Längen- und Breitengrad berechnen, aber ich muss zuerst gewisse ortsgebundene Parameter laden, um zu einem verlässlichen Ergebnis zu gelangen.«
»Terra Nova.« Das ist die gleiche Antwort wie gestern, aber
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