Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace

Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace

Titel: Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
Vom Netzwerk:
Kaschemmen, aus denen süßliche Melodien hinaus auf die Straßen wabern und uns entgegentorkeln wie beschwipste Huren. Keines der Häuser hat mehr als zwei Stockwerke, als würden sie sich aus Angst, sie könnten sonst für ihren Hochmut bestraft werden, möglichst flach an den Boden ducken. Über allem hängt ein beißender Geruch, der einen darauf hinweist, dass man sich wieder in der Zivilisation befindet. Unwahrscheinlich, dass wir um diese Zeit noch was Besseres finden, also betreten wir aufs Geratewohl ein weißes Gebäude, dessen Eingangsschild mit stiller Güte verkündet: Zimmer.
    Bei einem schmierigen Kerl an der Rezeption checken wir ein. Sein Hemd sieht aus, als hätte er sein Abendessen darüber ausgekippt, und das jeden Tag in der letzten Woche. Die Schweißränder unter den Achseln sprechen ebenfalls dafür, dass er es in den letzten Tagen nicht gewechselt hat. Bartstoppeln stehen von seinem Gesicht ab, als würde er zur Gattung der Stachelschweine gehören, und die Grunzer, die er von sich gibt, als wir die Zimmer bezahlen, rücken ihn sogar noch näher an diese Spezies. Das alles passiert mit einem massiven Metallgitter zwischen uns, dessen Stäbe so eng beieinanderstehen, dass der Credit-Stick gerade noch hindurchpasst. »Zwölf, vierzehn und sechzehn, ganz am Ende. Eine San-Dusche für alle, letzte Tür.« Er schafft es tatsächlich zu sprechen, ohne dabei die Lippen zu bewegen und ohne jemanden von uns anzusehen.
    Auch gut, ich will ohnehin niemanden direkt anschauen, bevor ich keine Linsen habe.
    In Hotels wie diesem fragt keiner nach Namen oder Papieren. Es riecht nach fauligem Fleisch und Schweiß, Einsamkeit und Verzweiflung, und ich bin froh, die Rezeption wieder verlassen zu können.
    Als wir draußen sind, folgen wir dem rissigen Weg und zählen die Fertighaus-Einheiten ab, bis wir bei den unseren angelangt sind. Hier gibt es keine Handflächen-Scanner. Zu teuer. Stattdessen hat der Typ uns drei Ziffern gegeben, mit denen sich die Metalltür entriegeln lässt. Wie viele Leute außer uns kennen die Kombination wohl noch?
    »Seid vorsichtig«, sage ich zu Dina und Doc, als sie ihre Schlafeinheit betreten.
    Dina lacht. »Jeder, der heute Nacht versucht, mich auch nur anzurühren, bereitet sich besser schon mal auf seinen Tod vor.«
    Marsch bleibt vor unserer Tür stehen und dreht den Zahlenknopf, bis ich ein Klicken höre. Das Zimmer, das wir daraufhin zu sehen kriegen, verdient den Namen nicht, obwohl es vier Wände und eine Decke hat. Es gibt kein Fenster, keine San-Einrichtung, keine Möbel, nur eine durchgelegene Matratze, die auf dem ansonsten nackten Boden liegt.
    Ich werfe Marsch ein schiefes Grinsen zu. »Kein Wunder, dass ich dich so toll finde. Du bringst mich an die wunderschönsten Orte, und Haare schneiden kannst du auch.«
    Immerhin ist er so gnädig, sein aufrichtiges Bedauern zu äußern, als er mir mit der Hand über den frisch rasierten Schädel streicht. »Tut mir leid, Jax, ehrlich. Aber es musste sein.«
    »Ich weiß. Willst du duschen?«
    Marsch lässt seine Tasche fallen und schüttelt den Kopf, dann küsst er mich auf die Nasenspitze. »Du zuerst. Ist nur gerecht, wenn man bedenkt, was ich dir zumute. Wenn du länger als fünf Minuten brauchst, könnte es allerdings sein, dass ich inzwischen eingeschlafen bin.« Er lächelt mich müde an.
    Da ist es wieder, dieses Gefühl, das mein Herz berührt. Ich will nicht so fühlen, verdammt, aber manchmal, manchmal kann er so süß sein. Es wird immer schwieriger, mich daran zu erinnern, was für ein Arschloch er auch sein kann. »Danke.«
    Ich kann es gar nicht erwarten, mir all den Schweiß und Dreck vom Körper zu spülen, also mache ich mich auf den Weg zur San-Dusche. Drinnen ist es dunkel, die Luft ist abgestanden und riecht, als käme sie von einem finsteren, schwefelhaltigen Ort tief unter der Erde. Mit der Hüfte schiebe ich die Tür hinter mir zu und bereue es im nächsten Moment, als ich sage: »Licht an!«
    Nichts passiert. Anscheinend funktioniert hier alles mechanisch. Ich taste in der Dunkelheit, höre meinen eigenen Atem und spüre, wie sich mein Herzschlag wieder normalisiert, weil ich endlich den Schalter finde.
    Plötzlich ist es knallhell, und ich muss einen Schrei unterdrücken, als ich die zirpenden Insekten auf dem Boden sehe, die innerhalb von Sekundenbruchteilen aus meinem Blickfeld fliehen. Völlig verdreckt zu sein scheint mir auf einmal gar nicht mehr so schlimm, aber ich will mich nicht geschlagen

Weitere Kostenlose Bücher