Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace
Moment nicht gerade hilfreich. Ich gehe ein paar Schritte zur Seite und fahre mir mit der Hand übers Gesicht. Zeit für eine Bestandsaufnahme .
Wir sind in einem Feld.
Während Terra Antiqua ein Getto-Moloch ist, eine einzige urbane Wucherung und aller natürlicher Ressourcen beraubt, ist Terra Nova ihre Agrarkolonie. Es gibt nur wenige Städte, und die liegen weit auseinander. Ich bin in New Boston aufgewachsen, wo meine Eltern zur »Society« gehörten, aber hier kann ich am gesamten mit goldenem Getreide gesäumten Horizont nicht das geringste Anzeichen von menschlicher Architektur entdecken. Grau und schwer hängt der Himmel über uns, verwaschen, der Wind riecht nach feuchter Erde und Dingen, die wachsen; ein Echo meiner Kindheit.
»Und, wo sind wir?«, fragt Dina. Alle sehen mich erwartungsvoll an, sogar Marsch, als würde ich über eine Art Eingeborenen- GPS verfügen und könnte im Handumdrehen unsere exakte Position ermitteln.
»Terra Nova.«
Saul kommt wieder auf die Beine und wischt sich mit dem Handrücken über den Mund. »Ich glaube, Dina wollte es ein wenig genauer wissen, Sirantha.«
Ach was? Der Kerl hat wirklich ein unglaubliches Talent, das Alleroffensichtlichste auszusprechen. Das ist das Problem mit Genies: Die meisten haben nicht den geringsten Sinn für Humor, weshalb sie anderen ständig »erklären«, was ein Dritter gemeint hat, selbst wenn der in Wirklichkeit nur einen blöden Witz gemacht hat.
»Ich war vor ungefähr sechzehn Jahren das letzte Mal hier, müssen Sie wissen. Und bevor ich den Vertrag beim Konzern unterschrieb, war ich auch nicht gerade eine Weltenbummlerin. Außerdem, nicht dass es hier besonders viel zu sehen gäbe.« Mit einer ausladenden Geste deute ich auf die umliegende Vegetation, und wegen des Windes sieht es so aus, als würde sie sogar zurückwinken. »Jedenfalls gehört dieser Planet definitiv zum Konglomerat. Der Konzern hat hier seine Hauptniederlassung.«
»Tja«, meint Marsch, »da wir mit dem Shuttle nicht mehr fliegen können, sollten wir ein bisschen Abstand zwischen uns und das Wrack bringen. Ich denke, keiner von uns will, dass man uns hier findet, wenn sie einen Suchtrupp schicken.«
Das ist der erste vernünftige Vorschlag, den ich seit unserer Landung gehört habe. Schließlich sind uns Kopfgeldjäger auf den Fersen, und die werden nicht aufgeben, bis sie uns haben. Erstens aus Stolz und Ehrgefühl, zweitens wegen der Belohnung. Und jetzt, da wir uns auf feindlichem Gebiet befinden, wird die ganze Scheiße noch schwieriger. Als ich das denke, wirft mir Marsch einen Blick zu. Er lächelt. Er steht wirklich auf so was.
Dina zuckt mit den Schultern. »Wenn wir losmüssen, dann los. Wir vergeuden nur wertvolles Tageslicht.«
Ich werfe mir meine Tasche über die Schulter, während Doc noch mit einer erstaunlich großen Anzahl von Ausrüstungsgegenständen herumhantiert. »Nur das Nötigste« scheint für ihn um einiges mehr zu sein als für uns andere.
Mein Magen knurrt. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wann ich zum letzten Mal was gegessen habe. Weltraumspringen laugt den Körper unglaublich aus. »Hat irgendjemand dran gedacht, Proviant einzupacken?«
»Ich habe für eine Woche Nutri-Paste dabei.« Selbst Marsch scheint nicht gerade entzückt über diese Aussicht, und er ist immerhin der Survival-Experte.
»Bestens«, sagt Saul, als er alles beisammenhat. Nur gut, dass er so kräftig gebaut ist. »Es könnte doch immer noch ein bisschen schlimmer kommen, hm?«, meint er in entschlossen freudigem Tonfall.
Keiner reagiert, und wir sind noch keine zehn Meter gelaufen, da beginnt es zu regnen.
45
Marsch ist der Einzige, der Biwakausrüstung dabeihat.
Wie ich schon sagte, er ist der Survival-Experte. Doc hat seine Laborausrüstung eingepackt, mehrere Scanner, Geräte, mit denen er Proben nehmen kann, und anderes Zeug, von dem ich nicht einmal die Bezeichnung weiß, und Dina ihre Werkzeuge. Ich wiederum habe lediglich meine Lieblingsschuhe im Gepäck und saubere Unterwäsche. Die Erziehung meiner Mutter ist eben doch nicht ganz spurlos an mir vorübergegangen, auch wenn ich mich noch immer weigere, mir die Haare hochzustecken, und seit beinahe zwanzig Jahren kein Kleid mehr getragen habe.
Wäre es nach ihr gegangen, hätte ich jetzt einen Durchschnitts-Schlappschwanz-Ehemann und einen soliden Beruf. Kunsthändlerin oder so, die zu exorbitanten Preisen an eine kultivierte Klientel verkauft. Stattdessen stapfe ich hier durch ein Feld,
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