Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace
zulassen, dass Dina und Marsch etwas zustößt, und ich glaube, dies ist das erste Mal, dass ich etwas nicht nur aus rein egoistischen Motiven heraus tue.
»Zeit ist Geld, Sirantha.« Er drückt die Kralle gegen meine Halsschlagader.
Ich muss schlucken, und mein Puls beginnt zu rasen. Ich komme mir vor wie ein wehrloses Beutetier. »Okay, lassen Sie uns gehen.«
Will gar nicht dran denken, was mit Doc passiert ist .
»Eine weise Entscheidung.« Der Schlüpfer legt mir etwas ums Handgelenk. »Wenn Sie sich mehr als zweihundert Meter weit von dem Sensor an meinem Gürtel entfernen, explodiert das Armband. Bis jetzt bin ich noch niemandem begegnet, der dumm genug gewesen wäre, es auszuprobieren, aber soweit ich weiß, richtet es irreparable Schäden am menschlichen Körper an. Und jetzt lassen Sie es uns hinter uns bringen. Ich bin sicher, Sie sind genauso wenig begierig auf meine Gesellschaft wie ich auf Ihre.«
Wir gehen über den löchrigen Weg an den Wohneinheiten vorbei, in denen die anderen schlafen. Ich folge meinem Entführer gehorsam wie ein Schoßtier – ganz gegen meinen sonstigen Charakter. Jetzt, da ich nicht mehr seine Klaue am Hals spüre, stelle ich mir vor, wie ich ihn umbringe, ihm den Gürtel abnehme und dann bei der ersten Gelegenheit das Armband loswerde. Aber diese Träumereien helfen mir auch nicht weiter. Ich bezweifle, dass ich ihn übertölpeln kann, außer ich schlage zu, wenn er schläft … Egal, zunächst muss ich Dina und Marsch schützen, und dafür sehe ich keine andere Möglichkeit, als mit ihm zu seinem Schiff zu gehen.
Marsch . Was, wenn er glaubt, ich wäre wieder abgehauen? Ganz im Gegensatz zu ihm stehe ich ja nicht gerade in dem Ruf, verlässlich zu sein. Jeder, der irgendwann mal mit mir Bekanntschaft geschlossen hat, würde wahrscheinlich sagen: »Sirantha Jax? Die rettet als Erstes immer ihren eigenen Arsch.« Aber ich hab dich nicht verlassen, weil ich es so wollte. Nicht dieses Mal .
»Ich weiß nicht«, murmle ich schließlich. »Ich kann mir kaum vorstellen, dass Sie schlimmer sind als die vom Konzern.«
Ein eigenartiger Laut dringt aus der Kehle des Dings. »Sie sind eine seltsame Frau.« Sein Tonfall ist eindeutig amüsiert, also muss es sich bei dem Geräusch wohl um ein Lachen gehandelt haben.
»Das höre ich nicht zum ersten Mal.« Vielleicht sollte ich Panik vortäuschen, aber soweit ich weiß, sind Schlüpfer pragmatisch veranlagt. Wenn ich ihm keinen Ärger mache, übergibt er mich dem Konzern in einem Stück. Womöglich wünsche ich mir allerdings anschließend, er hätte genau das nicht getan, bei dem, was mich erwartet. »Wie soll ich Sie nennen?«
Wie er so neben mir hergeht, kommen mir seine Bewegungen vor wie die einer Gottesanbeterin. »Warum machen Sie sich darüber Gedanken?«
»Sie sind ein fühlendes und denkendes Wesen.« Während ich das sage, versuche ich so ruhig wie möglich zu klingen, während mich jeder Schritt weiter von meinen Gefährten entfernt. »So wie ich. Es gibt keinen Grund, warum wir uns nicht einigermaßen zivilisiert benehmen sollten.«
»Sie sind kein fühlendes und denkendes Wesen, Sie sind meine Zielperson und befinden sich jetzt in meiner Gewalt. Aber Sie können mich Velith nennen, wenn Sie unbedingt wollen.«
»Erfreut, Sie kennenzulernen.« Ich bin fest entschlossen, höflich zu bleiben. Wenn ich nur nett genug bin, schaffe ich es vielleicht, ihm Schuldgefühle einzureden, dann liefert er mich zum Schluss doch nicht aus. Und vielleicht steigt auch Mutter Maria höchstpersönlich vom Himmel, um mich zu befreien . Ja, wenn ich mich schon solchen saudämlichen Fantasien hingebe, wie ich meinen Arsch retten werde, kann ich auch gleich richtig drauflosträumen. »Wie ist es denn so auf Ithiss-Tor? Ich war noch nie dort. Ist ja nicht so, als ob Ihre Spezies den Tourismus besonders vorantreibt.«
»Nein, das tut sie wohl nicht«, stimmt er mir zu, aber sein Tonfall verwirrt mich. Irgendwie höre ich zwei Stimmen, als würden mehr Wesen aus ihm sprechen als nur eins. »Aber was meinen Heimatplaneten angeht: Ich war seit vielen Jahren nicht mehr dort.«
»Warum nicht?«
»Falls Sie glauben sollten, die Art von Beziehung, in der wir zueinander stehen, könnte mich dazu veranlassen, mich Ihnen anzuvertrauen, Sirantha Jax, dann täuschen Sie sich gewaltig. Und jetzt schweigen Sie.«
Wir gehen nicht weiter nach Maha City hinein, sondern zurück zu den illegalen Siedlungen, was mich nicht überrascht, denn hier draußen
Weitere Kostenlose Bücher