Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace
immerhin unterhalten wir uns jetzt schon seit vier Tagen miteinander. »Hör zu, Zwei-vier-fünf, ich muss los.«
Mit einem seltsamen Gefühl des Bedauerns klappe ich die kleine Kugel zu. Ich weiß, es klingt bescheuert und vielleicht auch ein bisschen abgedreht, aber ich mag meinen PA . Und das ist nicht gerade typisch für mich. Ich hasse die meisten KI s, die offenbar einzig und allein darauf programmiert sind, ihrem Benutzer maximal auf die Nerven zu gehen. Ich habe nicht die geringste Ahnung, was die nahe Zukunft bringen wird, ziehe mir eine dünne rote Bluse an – ja, die Farbe von Blut und Trauer scheint mir in Anbetracht der Umstände nur angemessen – und eine S-Leder-Hose. Man weiß nie, wie gut das Klimakontrollmodul auf diesen alten Raumstationen arbeitet, also packe ich noch eine dazu passende schwarze Jacke ein und stecke aus einem spontanen Impuls heraus auch den PA mit in die Tasche.
Dann ziehe ich meine Stiefel an. Der Schuster auf Lachion hat sie gut hingekriegt, sodass ich auch noch ein Messer im Schaft verstecken könnte, wenn ich nur eines hätte. Andererseits könnte uns das erst recht Ärger einbringen. Ich wünschte, ich hätte Schmuck: Typen wie Hon-Durren fahren total ab auf solches Geklimper. Ich improvisiere mit ein bisschen Parfüm.
Zu meiner Überraschung ist das Schiff bereits leer, als ich aus meiner Kabine komme. Im ersten Moment bin ich mehr als nur ein bisschen angepisst, aber da geht wohl mal wieder die eingebildete S-Gen-Trägerin mit mir durch. Ich bin kein Star, nicht mal mehr in der künstlichen Welt des Konzerns, und da wir im Moment auch nicht im Grimspace sind, finden sich die anderen wohl auch ohne mich ganz gut zurecht. Jetzt, mit etwas Abstand zu der alten Jax, kann ich es zugeben: Marsch hatte recht, ich habe tatsächlich geglaubt, ich wäre was Besonderes. Nüchtern betrachtet ist da nichts, worauf ich mir etwas einbilden könnte. Ich habe mir das S-Gen nicht durch harte Arbeit verdient, sondern es sozusagen in der Gen-Lotterie gewonnen und mich dann fünfzehn Umläufe lang aufgeführt, als wäre Ersteres der Fall. Kein Wunder, dass mich die meisten der Crew gehasst haben, als ich an Bord kam. Im Rückblick hätte ich mich auch nicht besonders sympathisch gefunden.
Da kommt mir mit einem Mal in den Sinn: Vielleicht sind sie gar nicht freiwillig von Bord gegangen, sondern wurden gefangen genommen, in welchem Fall sie vielleicht auf meine Hilfe warten.
Verdammt . Scharfsinn ist nicht gerade meine Stärke, und ich kann beinahe hören, wie sich Marsch über diesen Euphemismus totlacht. Was also tun?
Nachdenken bringt mich auch zu keiner Lösung, und ich würde eher sterben, als noch eine Minute länger auf dem Schiff zu bleiben. Damit wäre diese Frage also beantwortet. Ich betätige den Schalter der Laderampe, die sich mit einem ungewohnt lauten Surren öffnet. Muss an dem Hall im Hangar liegen. Noch während ich die Rampe hinablaufe, fällt mir ein, dass ich ohne die anderen nicht mehr zurück ins Schiff komme und hier festsitzen werde, bis ich sie gefunden habe.
Es ist kalt, wie das bei Raumdocks nun mal so üblich ist mit den paar Metern Metall zwischen einem selbst und dem Weltraum. Ist in der Tat keine Hightech-Station . Ich sehe keine Wartungs-Bots, dafür aber ein paar andere Schiffe, die jedoch alle um einiges mitgenommener aussehen als die Folly . Es gibt nur eine einzige Tür, also gehe ich darauf zu. Vielleicht sollte ich nervös sein, die Station scheint vollkommen verlassen …
Aus einem altmodischen Lautsprecher schnarrt knatternd eine tiefe männliche Stimme, die fragt: »Und wer bist du, meine Hübsche?«
Es ist verdammt lang her, seit ich das letzte Mal so genannt wurde. Selbst vor Matins IV hätte ich keinen Schönheitswettbewerb gewonnen. Ich schätze, mein unsichtbarer Befrager wartet auf eine Antwort, aber ich habe keinen Schimmer, was ich erwidern soll. Da vernehme ich im Hintergrund Marschs Stimme, gedämpft, aber unverkennbar: »Sie gehört zu uns.«
Scheppernd öffnet sich die rostige Metalltür und lässt mich ein in Hon-Durrens Reich. Der Anblick, der sich mir bietet, ist am ehesten der einer brachliegenden Industrielandschaft: Stillgelegte Minenbagger stehen herum, und überall liegen Teile, die aussehen, als stammten sie von einem Schrottplatz. Röhren und Kabel ziehen sich wie mechanische Eingeweide an den Wänden entlang. Vorsichtig gehe ich durch einen langen düsteren Korridor, bis ich eine größere Halle erreiche. Drei weitere
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