Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace
unserer Reise haben wir diesen kleinen Kerl hier gefunden.« Trotz Marschs stummen Protests lasse ich Hon einen Blick auf das schlafende Amphibienwesen werfen, das sich an Marschs Brust zusammengerollt hat, woraufhin Z sein Köpfchen hebt und glupschäugig in den Raum schaut. Ja, er ist definitiv ein Stückchen gewachsen, zeigt jetzt sogar Interesse an seiner Umwelt.
»Mrrrr-app«, lässt Z tief aus seiner Kehle vernehmen.
Es scheint uns gelungen, den großen Mann zu überraschen. »Was, zur Hölle, ist das?«
»Ein frisch geschlüpfter Mareq«, wirft der Doc ein. »Und Canton Farr ist der führende Experte für diese Spezies. Wenn wir den kleinen Kerl irgendwie durchbringen wollen, müssen wir uns mit ihm beraten.«
Hon verschränkt die Arme vor der Brust und mustert uns eingehend, als würde er sich fragen, ob das schon die ganze Geschichte ist. Ist es natürlich nicht, aber ich weiß nur zu gut, die anderen wollen auf keinen Fall, dass ich noch mehr ausplaudere. »Nun, Babys abschlachten gehört nicht zu meinem Geschäft«, sagt er schließlich. »Aber wenn ich euch zu Farr lasse, kriege ich was dafür, verstanden?«
»Was hättest du denn im Sinn?«, fragt Marsch, der einfach nicht die Klappe halten kann, dann schließt er sein Hemd über Baby-Z. Ich finde seinen aufkommenden Elterninstinkt ziemlich drollig, muss ich sagen.
Hons Blick wandert zwischen Dina und mir hin und her. Bestimmt bilden wir einen ansprechenden Kontrast: Ich bin dunkelhaarig, sie hell, sie ist etwas drall, ich eher dürr. »Ach, ich denke, da wird sich schon was finden lassen.«
Ich wage nicht, Dina anzusehen.
28
Anstatt uns alle zu exekutieren, gibt Hon eine Party.
Mir sieht das allerdings mehr nach einer Machtdemonstration aus als nach echter Gastfreundschaft, denn alles an seinem Gehabe sagt: »Ihr seid meinem Willen hilflos ausgeliefert, und im Moment beliebt es mir, gnädig zu sein, vergesst das nicht.« Oder vielleicht nimmt er auch nur jede Gelegenheit wahr, um zu feiern. Hon ist in der Tat ein wandelnder Anachronismus.
Keine Chance, mit irgendjemandem zu reden. Stattdessen Lichteffekte und laute Musik mit wummerndem Bass-Beat, der irgendwie ethnomäßig klingt. Und als sich die Raumstreicher von ihren Tischen erheben und einen Tanzkreis bilden, fällt mir außer ihrer Stampferei auf, dass so gut wie keine Frauen anwesend sind, weshalb ich Hons Interesse an Dina und mir mit einem Mal weit weniger schmeichelhaft als alarmierend finde. Aber darüber will ich mir im Moment nicht den Kopf zerbrechen, denn auf den Tischen wird gerade frisches Essen aufgetragen, es riecht fantastisch, und mir läuft das Wasser im Mund zusammen bei dem Gedanken, etwas zu mir zu nehmen, das nicht aus einer Tube kommt. Es gibt frisches Obst und Gemüse, also muss es irgendwo auf der Station Hydrokulturen geben. Der nächste Gang ist Fleisch mit Soße, wahrscheinlich synthetisches Protein in ansprechender Verkleidung. Um alles perfekt zu machen, gibt es noch ganze Körbe voll frischen, dampfenden Brotes mit Chiliöl als Dip, nicht zu vergessen der kühle süße parnassische Rotwein.
Ja, ich denke, ich werde eine Weile bleiben.
Ich habe den Überblick verloren, wie oft mein Glas schon nachgefüllt wurde, aber das ist auch egal. Alles verliert seine Dringlichkeit, wird in einen angenehmen Schleier gehüllt, und das Wichtigste ist momentan, dass ich meine Jacke loswerde, denn ich will mich den Tänzern anschließen.
Jemand fasst mich um die Hüfte, und ich versuche mich so gut es geht in den stampfenden Reigen einzureihen. Eigentlich sollte ich jetzt einen möglichst großen Pluderrock tragen, wäre bei den Drehungen viel effektvoller. Nach einer Weile weiß ich nicht mehr, wie viele Männer mich schon an sich gerissen und herumgewirbelt haben, aber als Hon das tut, sind meine Sinne auf einmal hellwach. Ihn nicht zu bemerken wäre so, wie eine Sonnenfinsternis zu verpassen.
Eine Weile lang tanzen wir nur, und ich höre Dinas Stimme von irgendwoher, die sagt: »Wenn sie mit ihm vögeln will, dann lass sie. Ich hab genauso viel Bock zu sterben, wie es mit einem Kerl zu treiben. Obwohl, wenn ich es mal mit einem Mann versuchen würde, dann mit ihm.«
Hon zieht mich aus der tobenden Menge, vorbei an dem Piloten-Thron zu einer abgesenkten Fläche mit Sofas und Kissen darauf. Er bedeutet mir, mich hinzusetzen, und ich tue es. Durch die Sohlen meiner Stiefel spüre ich immer noch den Bass. Als er sich neben mich setzt, tauchen die Stroboskoplichter seine
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