Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace
Haut in einen silbrigen Schimmer, der seine ausgeprägten Gesichtszüge beinahe dämonisch wirken lässt. Seine dunkel glänzenden Augen sind absolut faszinierend.
Der Typ verkörpert alles, vor dem sich eine zivilisierte Frau hüten sollte: Er wird sie wie eine Königin oder wie eine Hure behandeln, je nach momentaner Laune, und er wird nie den geringsten Zweifel daran lassen, dass sie ihm gehört, mit Haut und Haaren.
»Wo hast du diese Narben her, Hübsche?« Seine Stimme ist ganz dicht an meinem Ohr, sie klingt wie ein Schnurren, und ich blicke verwirrt an mir hinunter, dann erst merke ich, dass die Brandnarben an meinen Armen und Schultern durch den dünnen Stoff der Bluse zu sehen sind.
»Bruchlandung.« Das ist ein bisschen arg vereinfacht ausgedrückt, aber ich habe mich gerade noch gut genug im Griff, um auf der Hut zu sein.
»Muss ’ne schlimme Bruchlandung gewesen sein«, meint er und berührt meine Schulter. Es dauert eine Weile, bis ich merke, wie er mit einer Fingerkuppe die Umrisse meiner Narben nachzeichnet.
Ich nicke. »So schlimm wie eine Bruchlandung nur sein kann.«
Er schaut mich einen Moment lang an, scheint über etwas nachzudenken. »Ich glaube, ich weiß jetzt, wer du bist.«
»Ja?«
»Diese Bruchlandung, das war die Sargasso , oder etwa nicht?« Er wartet meine Antwort nicht erst ab. »Also musst du Marschs Springerin sein.«
Es hat keinen Sinn zu leugnen. Er weiß es, und es würde ihn nur verärgern. »Meine Beziehungen zum Konzern sind etwas abgekühlt seitdem.« Als ob ich das noch extra erwähnen müsste.
Hon lacht. »Wir sind beide zum Abschuss freigegeben, könnte man sagen.«
Ich habe das Gefühl, soeben in seiner Wertschätzung gestiegen zu sein, auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, ob das an dem Kopfgeld liegt, das der Konzern auf mich ausgesetzt hat, oder daran, dass ich springen kann. Vielleicht eine Kombination aus beidem. Und wie geht es jetzt weiter? Ich kann es mir nicht leisten, ihn zu verärgern, und die Wirkung des Weins lässt auch allmählich nach.
»Offiziell gelte ich allerdings garantiert als tot«, sage ich. »Die Sache mit den Kopfgeldjägern, die sie auf mich angesetzt haben, halten sie streng geheim.«
»Also, Sirantha Jax, folgen dir die Probleme und kleben dir praktisch an den Hacken.«
Mein Blick huscht wieder zurück zu seinem Gesicht, aber er scheint kein bisschen wütend. In der Tat sieht er, wenn überhaupt, eher amüsiert aus. »Keine Ahnung. Ich glaube, wir haben sie im Grimspace abgehängt, aber …«
»Mach dir keine Sorgen, Schätzchen. Ich bring das in Ordnung.«
Nun, daran habe ich nicht den geringsten Zweifel, ich bin mir nur nicht sicher, ob seine Art, das Problem zu lösen, auch uns gefallen wird. Ich bin erstaunt, dass sie uns nicht schon vor dem Andocken in unsere Moleküle zerblasen haben, und frage mich, was Marsch ihm wohl erzählt hat, um das Schiff auch nur bis in den Hangar zu bringen. So wie ich Marsch kenne, wird es etwas in der Art gewesen sein wie: »Willst du nicht mein Gesicht sehen, wenn du mich tötest?«
»Sind die Waffensysteme der Station überhaupt funktionstüchtig?« Hoffentlich glaubt er jetzt nicht, ich würde versuchen, Informationen aus ihm herauszulocken, die wir gegen ihn einsetzen könnten.
Hon lächelt milde und beugt sich näher heran. Verdammt, riecht der gut: würzig, rauchig, der Mann ist die reinste Droge. »Zerbrich dir darüber nicht dein hübsches Köpfchen. Niemand kommt hier rein, wenn ich es nicht will, Tatsache. Und jetzt werd ich dich was fragen: Wie viel weißt du über mich und meine Unternehmungen?«
»Eigentlich gar nichts.« Und das ist die Wahrheit. Das meiste, was mir zu Ohren kam, ist reine Spekulation. Wer bekommt Hon schon jemals persönlich zu Gesicht? Wenn das so leicht wäre, die Station wäre sicherlich von Frauen überlaufen, die mit ihm Pirat und Hafenhure spielen wollten.
»Ich habe eine kleine Flotte von Schiffen, musst du wissen. Wir überfallen Schiffe auf den Handelsrouten des Konzerns und beschlagnahmen die Fracht, behalten, was wir brauchen, und verkaufen den Rest in den äußeren Armen.« Er schaut mich an, als würde er auf eine nur allzu offensichtliche Frage warten.
Ich überlege einen Moment. »Das heißt, du hast Springer. Woher?« Ich muss an Edaine denken. Wo hat Marsch sie überhaupt aufgetrieben? Der Konzern hat uns immer erzählt, wir wären die einzigen ausgebildeten Springer im Universum. Andererseits haben sie mich auch glauben gemacht, ich
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