Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace
Heldin. Ich habe nicht um diesen Trip gebeten, verdammt noch mal.
»Kommt endlich, ihr Bastarde!« Schluchzend versuche ich, Marsch mit mir zu schleifen, und tief geduckt schaffen wir es gerade noch unter der ersten Tür durch. Ich habe keine Ahnung, wie wir es durch die zweite am anderen Ende des Raums schaffen sollen. Trotzdem, ich gebe nicht auf, kralle meine Finger in Marschs zerfleischten Arm. Er schreit auf vor Wut, vor Schmerz, aber es nützt nichts. Statt schneller zu laufen, geben seine Knie nach, und wir gehen alle drei zu Boden, kurz vor der zweiten Tür. Ich robbe weiter. Der Spalt unter der Tür ist nicht mal mehr einen Meter breit, und ich werde wohl die Einzige sein, die es zurück zur Folly schafft, da sehe ich, wie Loras Marsch zu mir durchschiebt. Als ich die Hand ausstrecke und Marsch weiterziehe, erkenne ich in Loras’ Augen, dass er das Unvermeidliche bereits akzeptiert hat.
»Danke«, flüstert er, als Marschs Stiefel unter der Tür durch sind. »Sie haben mir meinen freien Willen zurückgegeben.«
Ein Krachen, und die Tür ist verriegelt.
Ich spüre, wie Tränen über mein Gesicht strömen, heiß wie Blut. Ein Teil von mir will nur noch schreien, auf die Beine springen und auf die Tür feuern, was der Disruptor hergibt, aber ich weiß nicht, was diese Waffe gegen Metall ausrichten kann, ob überhaupt irgendetwas, und ich darf die Chance, die Loras uns verschafft hat, nicht ungenutzt lassen. Ich weigere mich, dabei zuzuhören, wie er stirbt.
»Wach auf!« Ich ohrfeige Marsch, so fest ich nur kann. Stöhnend versucht er sich hochzustemmen und scheint überrascht, als ihn sein linker Arm nicht tragen will. »Setz gefälligst deinen Arsch in Bewegung! Ich lass dich nicht zurück, nicht nach alldem! Los jetzt, komm schon!«
Marsch scheint mich nicht einmal mehr zu erkennen, aber ich schaffe es, ihn auf die Füße zu stellen. Nur noch dieser eine Korridor, aber ich weiß nicht, wie, zum Teufel, wir durch die Tür zum Raumdock kommen sollen. Ich bezweifle, dass sie sich auch diesmal automatisch öffnen wird, und …
Wo zuvor noch die Tür war, gähnt jetzt ein rauchendes Loch, dahinter steht Dina und grinst mich an. »Habt ihr beiden eure kleine Besichtigungs… Oh, verdammt! Ist Marsch …« Sie spricht ihre Frage nicht zu Ende, weil die Antwort offensichtlich ist, außerdem werden die Gefechtstürme im Dock gerade aktiviert. »Wo ist Loras?«
Ich schüttele nur den Kopf, dann übernimmt Dina Marschs rechte Seite. »Kopf runter! Könnte ein ungemütlicher Spurt werden!«
35
Marsch kann nie und nimmer das Schiff fliegen.
Der Doc hat ihn sediert, weil der Schock ihn sonst umbringen könnte, und kümmert sich um Marschs Arm, so gut es geht. Aber für eine richtige Behandlung brauchen wir bessere medizinische Ausrüstung. Saul wird den Arm verbinden und Marsch alle möglichen vorbeugenden Mittel spritzen, aber das ist auch schon alles, was er im Moment tun kann. Danach wird er ihn im Auge behalten müssen, was bedeutet, dass Dina und ich den Rest allein erledigen müssen.
»Okay«, sagt Dina entschlossen. »Eine von uns muss an die Geschütze, die andere muss uns hier rausbringen. Normalerweise bin ich an den Kanonen. Bist du schon mal geflogen?«
»Verdammt, nein. Aber ich habe auch noch nie ein Geschütz bedient, also demolier du jedes einzelne Schiff im Dock und blas die Schleusentüren weg. Das hier sind zwar nicht die einzigen Schiffe auf der Station, aber vielleicht beschäftigt sie das eine Weile.«
»Ja, Boss.« Dina rennt zur Geschützkanzel, und das Komische daran ist: Sie hat kein bisschen ironisch geklungen, als sie mich »Boss« nannte.
Ich bewege meinen Arsch ins Cockpit, werfe mich in den Pilotensitz und lege die Gurte an. Es fühlt sich vollkommen falsch an. Ich hab noch nie links gesessen, aber ich glaube, mich gut genug an den letzten Flug mit Marsch erinnern zu können. Vielleicht krieg ich es hin. Aus dem Gedächtnis drücke ich eine Reihe von Knöpfen und bin beinahe überrascht, als die Folly tatsächlich reagiert. Schließlich ist es nicht gerade so, als wüsste ich, was ich tue – ganz im Gegenteil. Ich sehe lediglich vor meinem inneren Auge, wie Marsch es immer gemacht hat.
So weit, so gut. Die Schalter und Knöpfe kommen mir seltsam vertraut vor, und ich erinnere mich, wie ich während unseres letzten Sprungs gedacht habe, ich könnte das Ding wahrscheinlich sogar selbst fliegen. Ich sollte wohl mit diesen gedanklichen Angebereien aufhören, denn irgendwie
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