Duocarns - David & Tervenarius
geschwungen lagen sie auf seiner hellen Haut. Ein Pilz. Wie reagierte er wohl auf so viel Sonne? Wahrscheinlich gar nicht. Er konnte sich Terv nicht braungebrannt vorstellen. Die Leute hielten ihn garantiert für eine Art Albino.
Seine Gedanken kreisten. Hatte er genügend Sonnenschutz dabei? Ob am Strand schöne Muscheln lagen? Ob es wirklich Bananen gab, die man backen konnte? Er war so aufgeregt. David, in deinem Alter solltest du dich nicht benehmen wie ein Sechzehnjähriger. Männer sind cool. Nimm dir ein Beispiel an Terv, wies er sich selbst zurecht.
Tervenarius drehte den Kopf und sah ihn an. Die blauen Kontaktlinsen passten gut zu ihm.
»Sag mal, bin ich dir eigentlich oftmals zu kindlich?«
Terv lächelte zärtlich. »Ich kenne keine Menschenkinder und weiß nicht, wie sie sind. Ich mag, wie du bist. Du denkst nie etwas Böses und versuchst in jeder Situation noch eine gute Seite zu entdecken. Das finde ich bewundernswert. Ich wünschte, ich wäre auch so.«
Diese Antwort hatte David nicht erwartet. »Aber du bist doch nicht böse, Terv.«
Tervenarius blickte verschlossen vor sich hin. »Ich war nicht immer so, wie ich jetzt bin.« Er sah David an. »Wir haben Urlaub. Lass uns von positiven Dingen sprechen.«
Aha, dachte David, wenn wir wieder zu Hause sind, werde ich diesem Satz einmal hinterherforschen. Seine dunkle Vergangenheit interessiert mich auf jeden Fall.
David nickte und lächelte Terv an.
Sie landeten nachmittags in Nassau. David stockte der Atem, als er an die geöffnete Flugzeugtür trat, denn die feucht-heiße Luft, die ihm entgegenschlug, hatte fast dreißig Grad und fühlte sich an wie eine dumpfe Ohrfeige.
»Werden wir vom Hotel abgeholt?«, fragte Terv. Sie warteten am Laufband des Flughafens auf ihr Gepäck.
»Ja, die haben einen Shuttleservice.« David schnappte seinen Koffer vom Gepäckband. »Zuerst müssen wir noch durch den Zoll.« Während er das sagte, fiel ihm ein, dass Tervs kanadischer Pass nun zum ersten Mal auf seine Echtheit geprüft wurde, und augenblicklich schnürte ihm Angst den Hals zusammen.
»Mach dir keine Sorgen, David«, raunte Terv, der sofort sein Problem erkannte hatte.
Die beiden farbigen Zöllner in ihren schmucken Uniformen, prüften sie nur kurz, lächelten und schon waren sie durch die Passkontrolle.
David atmete auf. Tervs Pass hatte bestanden. Sein Schatz steckte das Dokument weg und zwinkerte ihm unauffällig zu.
Der Flughafen Nassau gab David bereits eine Vorstellung davon, wie das Land sein würde – bunt, heiß und laut. Menschen aller Hautfarben hasteten durch die Eingangshalle: ununterbrochen schnatternde, schwarze Mamis mit einem Haufen quakender Kinder am Rock, aufgeregte Touristen mit hochgradigen Sonnenbränden und lautstark diskutierende US-Amerikaner in karierten Shorts und weißen Sportsocken. Farbige Jugendliche lehnten an den hellblau gestrichenen Wänden und schlugen die Zeit tot. Inmitten der Menschenmenge wedelte ein braunhäutiger Mann in Chauffeursuniform mit einem Schild auf dem »David Martinal« stand.
»Da ist ja unser Abholdienst«, grinste Terv, den das Ganze in keiner Weise zu berühren schien. »Melde dich doch schon einmal bei dem Mann. Ich muss noch kurz auf die Toilette und etwas verändern. Okay?«
»Verändern?«, erkundigte sich David verblüfft, aber da war Terv bereits in der Menge verschwunden.
»One & Only Ocean Club«?, fragte er den schmächtigen Mann mit dem Schild. »Ich bin David Martinal. Einen Moment bitte, mein Begleiter kommt gleich.«
Der Angestellte des Hotels grüßte strahlend, glücklich seinen Gast gefunden zu haben.
Wieso ist Terv nur abgehauen?, fragte sich David beunruhigt.
»So, wir können gehen«, meinte der fremde Mann neben ihm. Es war Tervs Stimme, eindeutig. Der gutaussehende Mann besaß auch Tervs Gesichtszüge. David fiel vor Erstaunen die Kinnlade herunter. Tervenarius war braun gebrannt, wirkte wie ein edler Ägypter oder orientalischer Prinz. Er trug dunkelbraune Kontaktlinsen und einen eleganten, hellen Humphrey Bogart Strohhut. Lediglich seine weißen Wimpern wollten nicht so recht zu seinem Outfit passen.
»Aber, aber. Wie?«, stammelte David fassungslos.
»Ich habe mich nur ein wenig angepasst, um nicht zu sehr aufzufallen, David. Nun schau mich nicht so an. Ich bin’s. Nur in Braun.« Er grinste und zeigte seine gleichmäßigen Zähne, die durch die gebräunte Haut noch weißer wirkten.
»Die Sporen...«, überlegte David laut.
»Komm, lassen wir
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