Duocarns - Ewige Liebe (Erotic Fantasy & Gay Romance) (German Edition)
Gewalt.
»Du musst kein schlechtes Gewissen haben, dass deine Schilderungen so grausam sind, Xanmeran«, sagte sie sanft. »Jetzt schreibst du diese Dinge nieder, um sie zu verarbeiten und loszuwerden. In ein paar Jahren wirst du höchstwahrscheinlich über Harmonie, Liebe und Frieden berichten. Ich bin mir sicher.« Sie lächelte. Bei ihren Besuchen legte sie nun immer ihren Schleier ab. Sie vertraute ihm. Ja, dachte sie verwundert, ich vertraue ihm wirklich.
Jemand klopfte an die grob gezimmerte Tür des Turms. Tabathea sprang in Panik auf, um zu flüchten. Sie eilte, um in der Squali-Öffnung zu verschwinden, verhedderte sich in ihrem roten Schleier und stürzte. So lag sie Solutosan vor den Füßen, der bereits zur Tür hereingekommen war. Der stand gebannt da und staunte sie an. Auch Tabathea musterte ihn überrascht. Zum ersten Mal sah sie ihn an Land. Im Wasser hatte sie wohl kurz wahrgenommen, dass er kräftig war, aber nun sah sie ihn richtig. Und sie verstand sofort, warum Xerxes ihn so hasste. Er war mächtig, golden und stark, wie er da stand in seinem tiefblauen Serica-Gewand. In dieser kraftvollen Aura spürte sie eine damit verwobene, erotische Anziehungskraft. Erst Xanmerans Räuspern brachte ihr zu Bewusstsein, dass sie auf dem Boden lag und Solutosan unhöflich anstarrte.
»Ich glaube, ihr kennt euch noch nicht«, bemerkte Xanmeran gedehnt. »Das ist Tabathea. Sie ist deine Halbschwester«, fügte er hinzu.
Solutosan bückte sich zu ihr hinab, packte, wie selbstverständlich, ihre Hand und zog sie hoch. Auch er hatte seine Fassung wiedergewonnen. »Ich freue mich, Tabathea«, lächelte er.
Sie war weiterhin unfähig etwas zu sagen, starrte auf seinen Mund. Bei der Göttin! Sie benahm sich grauenvoll. »Ich wollte gerade gehen«, stieß sie hervor. Sie hatte nicht damit gerechnet, dem mächtigen Mann gegenüberzustehen und wäre am liebsten im Boden versunken.
»Nein, bitte bleib«, sagte Solutosan bestimmt. »Ich bin froh, dass ich dich treffe, denn ich habe so viele Fragen an dich!« Er blickte sie mit seinen blitzenden Sternenaugen an. »Bitte, Tabathea«, bat er mit sanft werdender Stimme.
Sie sah von ihm zu Xanmeran. Der nickte, ebenfalls lächelnd. Er würde nicht dulden, dass Solutosan zu sehr in sie drang, das spürte sie. Um Zeit zu gewinnen, ordnete sie ihre Schleier. »Nun gut«, antwortete sie.
Solutosan zog zwei der kleinen Meerschaumhocker heran, bot ihr einen an und setzte sich. Nun wirkte er entspannt und seine Anwesenheit fühlte sich gut an. Nein, von keinem der Männer drohte ihr Gefahr.
»Zuerst muss ich sagen, dass ich entzückt bin, so eine wunderschöne Schwester zu haben«, begann Solutosan mit einem charmanten Lächeln. »Wer ist deine Mutter?«
»Meine Mutter ist die Sirene Maycara aus dem Südmeer, Bruder«, antwortete sie.
»Ist das nun meine ganze Familie?«, fragte Solutosan und blickte sie aufmerksam an. »Ich kenne Pallasidus, Troyan und dich. Ist da sonst noch jemand?«
Thea sah ihn nachdenklich an. Gab es einen Grund Xerxes zu verheimlichen? In ihren Augen nicht. »Wir haben noch einen Bruder, Solutosan. Sein Name ist Xerxes. Er ist der Sohn der piscanischen Königin Maga, die bei seiner Geburt gestorben ist. Er ist als Krüppel geboren und besitzt nur einen halben Körper.« Sie machte eine Pause. »Pallasidus ist sehr großzügig mit seinem Samen. Vielleicht hat er noch mehr Kinder. Aber ich weiß von keinem weiteren.«
»Hat Xerxes nicht im Grunde genommen ein Anrecht auf den Thron von Piscaderia, Tabathea? In welchem Verwandtschaftsgrad steht Tertes?«, fragte Solutosan.
»Ja, du hast recht. Eigentlich gebührt Xerxes der Thron, aber Tertes, als sein Onkel, hat ihn an sich gerissen.«
Jetzt mischte Xanmeran sich in das Gespräch ein. »Und Xerxes ist der strenge Bruder, den du pflegst?« Tabathea nickte zustimmend.
Solutosan stützte seine kräftigen Arme auf die Knie und legte das Kinn in die Hände. »Glaubst du, Xerxes plant, sich den Thron wiederzuholen?«
Natürlich plant er das, dachte sie. Aber was hatte er schon für Chancen? Er war voller Hass auf Tertes, auf Pallasidus, auf Solutosan – auf alle Männer, die seiner Meinung nach mächtig waren. Er war jedoch ein Behinderter, der kaum alleine laufen oder schwimmen konnte. Tabathea schätzte seine Pläne, von denen sie Kenntnis hatte, als wenig erfolgversprechend ein. Aber sollte sie das den beiden Männern sagen? »Xerxes ist voller Hass«, antwortete sie. »Ein hasserfüllter Krüppel.
Weitere Kostenlose Bücher