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Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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gekommen waren. Aus der Nähe konnte ich die Route erkennen, die sie wahrscheinlich genommen hatten. Was früher vielleicht ein Pfad oder ein Bachbett gewesen war, war jetzt eine sich schlängelnde, baumlose Schneise, übersät mit Felsbrocken und gesäumt von Buschwerk. Ich nahm Maske und Handschuhe ab und betrat den Wald.
    Der organisierte Tumult an der Unglücksstelle verklang, je tiefer ich eindrang, und die Geräusche des Waldes wurden lauter. Nach dreißig Metern kletterte ich auf einen umgestürzten Sauerbaum, zog die Beine an und schaute zum Himmel hoch. Gelbe und rosa Streifen durchzogen das Rot, während die Nacht den Horizont hochkroch. Bald würde es dunkel sein. Lange konnte ich nicht bleiben.
    Meine Gehirnzellen würden sich ein Thema aussuchen.
    Das Mädchen mit dem verwüsteten Gesicht.
    Nein. Neue Kategorie.
    Die Zellen entschieden sich für Lebende.
    Katy. Meine Tochter war jetzt über zwanzig und lebte ihr eigenes Leben. Es war natürlich genau das, was ich wollte, aber das Loslassen war trotzdem schwer. Das Kind Katy war durch mein Leben gezogen und wieder verschwunden. Jetzt begegnete ich der jungen Frau Katy, und ich mochte sie sehr gern.
    Aber wo ist sie?, fragten die Zellen.
    Nächstes Thema.
    Pete. Getrennt waren wir bessere Freunde als während unserer Ehe. Gelegentlich sprach er sogar richtig mit mir und hörte aufmerksam zu. Sollte ich ihn um die Scheidung bitten und weiterziehen oder sollte ich es beim Status quo belassen?
    Die Zellen wussten keine Antwort.
    Andrew Ryan. Ich hatte in letzter Zeit viel an ihn gedacht. Ryan war Detective im Morddezernat der Provinzpolizei von Montreal. Obwohl wir uns schon fast ein Jahrzehnt kannten, hatte ich mich erst im letzten Jahr überreden lassen, ein Techtelmechtel mit ihm anzufangen.
    Techtelmechtel. Wie üblich stellten sich mir die Nackenhaare auf. Für Singles über vierzig musste es doch einen besseren Begriff geben.
    Die Zellen hatten keinen Vorschlag.
    Ganz abgesehen von der Terminologie hatten Ryan und ich es nie geschafft, ein richtige Beziehung auf den Weg zu bringen. Vor unserem ersten offiziellen Rendezvous war Ryan zu einer Undercover-Aktion abgetaucht, und ich hatte ihn monatelang nicht gesehen. Und in Zeiten wie diesen vermisste ich ihn sehr.
    Ich hörte Rascheln im Unterholz und hielt den Atem an, um zu horchen. Doch der Wald war still. Sekunden später hörte ich es wieder, diesmal auf der anderen Seite. Die Bewegungen klangen nach einem Tier, das größer war als ein Hase oder ein Eichhörnchen.
    Die Gehirnzellen schlugen leise Alarm.
    Plötzlich kam mir der Gedanke, dass vielleicht Earl mir gefolgt war. Ich setzte mich auf und schaute mich um. Doch ich war allein.
    Eine volle Minute lang rührte sich überhaupt nichts, dann zitterte der Rhododendron rechts neben mir, und ich hörte ein tiefes Knurren. Mit den Augen das Gestrüpp absuchend, glitt ich von dem Baumstamm und stellte mich aufrecht hin.
    Augenblicke später hörte ich ein weiteres Knurren, gefolgt von einem schrillen Jaulen.
    Die Gehirnzellen alarmierten ihre Kumpels von der limbischen Abteilung, und Adrenalin schoss in jeden Teil meines Körpers.
    Langsam bückte ich mich und griff nach einem Stein. Als ich hinter mir Bewegung hörte, drehte ich mich in diese Richtung.
    Meine Augen trafen andere Augen, schwarze und glänzende. Gefletschte Lippen über Zähnen, die feucht und glatt im Dämmerlicht glänzten. Zwischen den Zähnen etwas entsetzlich Vertrautes.
    Ein Fuß.
    Die Zellen bemühten sich um Sinn.
    Die Zähne steckten in einem menschlichen Fuß.
    Die Zellen stellten Verbindungen her zu kürzlich Erlebtem. Ein angenagtes Gesicht. Die Bemerkung eines Deputys.
    O Gott! Ein Wolf? Ich war unbewaffnet. Was sollte ich tun? Drohen?
    Das Tier starrte mich an, sein Körper war zottig und ausgezehrt.
    Davonlaufen?
    Nein. Ich musste mir den Fuß holen. Er hatte einem Menschen gehört. Einer Person mit Familie und Freunden. Ich würde ihn nicht Aasfressern überlassen.
    Dann tauchte ein zweiter Wolf auf und stellte sich hinter den ersten. Auch er hatte die Zähne gebleckt, Speichel färbte das Fell um sein Maul herum dunkel. Er knurrte, seine Lippen zitterten. Langsam stand ich auf und hob den Stein.
    »Zurück!«
    Beide Tiere erstarrten, und der erste Wolf ließ den Fuß fallen. Dann schnupperte er in die Luft, am Boden, wieder in die Luft, senkte den Kopf, hob den Schwanz, machte einen Schritt in meine Richtung, wich dann ein Stück zur Seite und blieb stehen. Bewegungslos

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