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Durst - Roman

Durst - Roman

Titel: Durst - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limmat-Verlag <Zürich>
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recht hinzuschauen – mir war klar, welcher Anblick sich meinen Augen nun böte –, wurde ich der abgetrennten Häupter gewahr, die auf blutverschmierten Regalbrettern lagen. Im selben Moment hörte ich Schritte. Während ich mich umdrehte, begriff ich, dass ich soeben in das blasse Gesicht Slavkovi ć s gestarrt hatte. Blaubart kam mit gemessenen Schritten auf mich zu. Er grinste hämisch und trug die Gesichtszüge meines Verlegers Guido Brechbühl, den ich anhand der Fotografie auf dem gefälschten Ausweis identifiziert hatte.
    Ich schlug die Augen auf.
    «Hab ich dich geweckt?»
    Es dauerte einen Moment, bis ich mir zum Erscheinungsbild der Person am anderen Ende des Sofas die erforderlichen Informationen ins Gedächtnis gerufen hatte.
    «Ich hab mir Mühe gegeben, leise zu sein.» Bestimmt fügte Petar hinzu: «Es ist bereits zehn Uhr!»
    Ich richtete mich langsam auf. Bis auf einen leichten Druck im Stirn- und Schläfenbereich fühlte ich mich soweit in Ordnung. Ich sass eine Weile vornübergebeugt und starrte auf meine Füsse.
    «Verkatert?»
    Petar machte sich an der Abwaschmaschine zu schaffen.
    «Ein wenig …», murmelte ich.
    «Mir gehts voll gut, Mann. Wirklich. Hab easy geschlafen und bin nicht im geringsten verkatert. Ausserdem …», er dreht sich verschwörerisch lächelnd zu mir um, «ist vom gestrigen Memmenanfall nichts mehr zu spüren.»
    «Das freut mich für dich …»
    Ich schlüpfte in meine Converse, trank Wasser und trat ins Freie, um zu rauchen. Als ich in die Zentrale zurückkam, reichte mir Faruk, der zuvor noch geschlafen hatte, die Agenda.
    «Ich hab sie gestern noch fertig übersetzt …»
    Ich nahm eine kalte Dusche. Dann setzte ich mich mit einer Tasse Kaffee in den Schatten des Gebäudes und schlug die Agenda auf. Ich sah unter Dienstag, dem zweiten Juni nach. Unser Treffen war vermerkt: «Sechs Uhr Privatdetektiv Bahnhöfli». Ich blätterte zurück und markierte die Einträge, die mir bedeutsam erschienen, mit einem Kreuzchen am Rand. Als der Kaffee bereits kalt geworden war, stiess ich auf eine Notiz vom fünften März: «Vierzehn Uhr Astoria Herr Brun» und den Zusatz «Kamera mitnehmen!!!». Das wars. Ich stand auf und ging zurück in die Zentrale.
    «Ist Petar im Wohnzimmer?»
    Faruk zuckte mit den Achseln.
    Ich ging durch den Wandschrank und traf Petar im Bad an. Er machte Liegestützen; sein entblösster, muskulöser Oberkörper glänzte schweissig.
    «Ich brauch deine Hilfe.»
    Er hielt im Wippen inne und wandte mir den geröteten Kopf zu.
    «Hey sorry, aber heute hab ich keine Zeit – hab geschäftlich zu tun.»
    «Eine halbe Stunde. Du bringst mich zu meiner Wohnung und wieder zurück.»
    Er blickte skeptisch. «Wenn das alles ist …»
    «Ehrenwort!»
    Er nickte unmerklich, ohne mein Grinsen zu erwidern.
    Ich drehte mich auf dem Absatz um. «Ich warte draussen.»
    Petar fuhr aufs Trottoir direkt vor den Hauseingang.
    «Warte hier, ich bin gleich zurück. Falls du bemerkst, dass uns jemand beobachtet oder jemand ins Haus geht, gibst du ein Warnsignal.» Ich schlug seinen Fragen die Tür entgegen und eilte ins Treppenhaus. Ich schlich die Stufen hinauf und öffnete leise die Wohnungstür. Im Arbeitszimmer wühlte ich in den Schreibtischschubladen und steckte die gesuchte Fotografie ein. Dann hörte ich den Anrufbeantworter ab und machte mir Notizen. Bevor ich die Wohnung wieder verliess, warf ich einen Blick auf die Strasse. Alles in Ordnung. Ich verschloss die Tür und ging auf Fussspitzen die Treppe hinunter. Während ich den quitschenden Briefkasten öffnete, sprach mich von hinten eine Stimme an: «So, sind auch wieder mal nach Hause …»
    Der Hauswart.
    Ich sagte, ich hätte einen Ausflug gemacht, müsse aber sogleich wieder gehen.
    «Warte eine Moment!» Er hielt mich am Handgelenk fest. «Ich muss Sie unbedingt was zeige.»
    Ich riss mich los. «Was soll das?!»
    Er lächelte verkrampft. «Komme Sie, in mein Wohnung ich muss Sie was zeigen.»
    «Ich hab nun wirklich keine Zeit. Sie können mir das ein ander Mal zeigen.»
    «Neinnein, jetzt misse komme! Sonst zu spät. Ist sehr wichtig!» Während ich noch überlegte, warum er so nervös war, wurde draussen kurz die Hupe angetippt. Ich öffnete die Haustür und sah Petar aufgeregt gestikulieren. Im nächsten Moment erblickte ich den Streifenwagen, der mit Blaulicht und hohem Tempo die Gerliswilstrasse herauffuhr. Ich überlegte nicht lang.
    «Hau ab, versuch sie abzulenken!»
    In dem Augenblick wurde ich in den

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