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Durst: Thriller (German Edition)

Durst: Thriller (German Edition)

Titel: Durst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Riva
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    » Die ist jetzt in Ihrem Handy gespeichert. Melden Sie sich. « Dann legte er auf.
    Sarah Clarice starrte auf das Display.
    » Wer war das? « Matheus stand vor ihr und schaute sie mit seinen türkisblauen Augen an.
    Sarah Clarice spürte alle Wut der Welt in sich aufsteigen.

Vierter Teil
    Bogen

21
    Auf dem Weg, der mit Kiefernnadeln bedeckt war, hörte man das Knirschen der Schritte nicht. Der Mann, der die Expedition anführte, hatte diese Strecke in den letzten Tagen mehrfach zurückgelegt und wusste, dass es von hier aus nicht mehr weit war. Leo war ein französischer Geologe, vierunddreißig Jahre alt. Haare hatte er keine, dafür aber einen dichten, ungepflegten Bart.
    Mit Leo war ein Mann unterwegs, der deutlich älter war. Es war heiß an diesem Tag im süditalienischen Sommer, aber im Wald waren die Temperaturen angenehm, und die kleine Expedition schritt schweigend voran. In der Macchia, wo sich der Weg verschlechterte, verlangsamte Leo das Tempo. Er hob einen Arm und streifte mit den Fingerspitzen die Blätter einer Buche. Der Alte hinter ihm hockte sich auf die Hacken und atmete langsam und gleichmäßig durch. Mit einer Hand stützte er sich am Boden ab und beobachtete den Geologen von unten her. Beide Augenpaare waren von einem wässrigen Blau.
    » Wir haben es gleich geschafft « , sagte Leo.
    Der Alte nickte zerstreut und bedeutete dem Mann weiterzugehen. Er kannte ihn schon seit mindestens zehn Jahren.
    Leo bahnte sich einen Weg zwischen den Bäumen hindurch. Inmitten dieser imposanten Pflanzenwand konnten die Männer es nicht sehen, aber sie bewegten sich über einen Kamm aus uraltem Kalkgestein, auf dem die Natur, ohne jede Erlaubnis, seit Jahrtausenden in die Vertikale emporwucherte. Und unter ihnen gähnte, wie ein gewaltiger lautloser Schrei, das Nichts.
    Der Alte schleppte sich voran, warf immer wieder Blicke um sich und zählte seine Schritte. Aus den Tiefen seines Inneren spürte er eine altbekannte Freude aufsteigen, die sich nicht in Worte fassen oder beschreiben ließ: die Euphorie der letzten Schritte und der regelmäßige Rhythmus des Einen-Fuß-vor-den-anderen-Setzens, der irgendwann zum Ziel führt. Früher hatte er es nicht nötig gehabt, sich von Leo wie von Einem Blindenhund führen zu lassen, aber die Freude war dieselbe. Er spannte den Kiefer an und konzentrierte sich auf den Rhythmus seiner Schritte.
    Wie erwartet hörte der Wald schließlich auf, und sie mussten sich mit den Händen vor dem Sonnenlicht schützen. Vor ihnen hatte sich eine Lichtung geöffnet, eine überwältigende Naturbühne vor einer steilen Felswand.
    » Da sind wir « , sagte der Geologe, ohne sich umzudrehen. » Möchten Sie eine Pause machen, Doktor, oder wollen wir gleich weitergehen? «
    Der Alte schaute sich um und schien ihn gar nicht gehört zu haben, setzte sich dann aber wieder in Bewegung. Leo ging um den Felsen herum, diese bräunliche, gelegentlich auch schwarz-silbrige Steilwand, und stand nach wenigen Schritten vor dem Eingang zur Höhle. Aus der Leinentasche, die an seiner Schulter hing, holte er zwei Taschenlampen heraus.
    » Es ist sehr eng da drin. Passen Sie auf, wo Sie die Füße hinsetzen, und achten Sie vor allem auf Ihren Kopf. «
    Der Alte sog durch die Nase Luft ein und erkannte den unverwechselbaren Geruch auf Anhieb. Er lächelte im Dunkeln. In der Höhle war es kalt, und es schauderte ihn. Das hatte aber nichts mit dem plötzlichen Temperatureinbruch zu tun, sondern ausschließlich mit den überwältigenden Gefühlen.
    » Riechen Sie das? «
    Er tat noch ein paar Schritte, aber der Gang wurde immer enger. Der tote Winkel, den er erreicht hatte, mündete in einen Schlund, durch den, wie es im Lichte der Taschenlampe aussah, nicht einmal ein Kind schlüpfen könnte. Der Alte blieb stehen und richtete die Taschenlampe in die Höhe. Leo riss die Augen auf. Was er da sah, war ein nahezu perfektes Gewölbe. Das Rauschen, dem sie bislang gefolgt waren, wurde jetzt lauter. Ein Wind schien es herbeizutragen. Leo trat neben den Alten und sah, dass er den Arm ausstreckte und die Felswand berührte.
    » Fühl nur « , sagte er.
    Der Geologe berührte den Felsen ebenfalls, und seine Hand wurde nass.
    » Spürst du die Kraft? Es dringt mit der Macht eines Babys, das geboren werden will, aus dem Fels. Merkst du das, Leo? «
    In diesem Moment fiel das Licht der Taschenlampe auf das hagere Gesicht des Alten und ließ es geisterhaft blass aus der Dunkelheit der Höhle hervortreten.
    » Wir

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