Durst: Thriller (German Edition)
erwartete ihn in einem Nobelhotel mit englischem Ambiente in der Nähe des Connaught Circus. Nach einem spärlichen Mahl unterzeichnete der Drache eine Vollmacht, die den Ingenieur dazu ermächtigte, im Namen der Inthanon International– einem neuen, auf Meerwasserentsalzung spezialisierten Unternehmenszweig der InthanonWater– Investitionsmöglichkeiten in Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und anderen Staaten am Persischen Golf zu erkunden. Das Problem bei der Verwandlung von Salzwasser in Trinkwasser waren die hohen Kosten, aber es gab Leute, die sie zu zahlen bereit waren, vor allem die Erdölproduzenten.
In der Nacht des 6. Oktober 1966 kam er in Bangkok an. Es war, als herrschte Ausgangssperre.
Anfangs bemerkte er es nicht, aber kurz nachdem er den Flughafen verlassen hatte, fiel dem Drachen auf, dass ihm ein schwarzer Volvo folgte. Er ging in ein altes Hotel, in dem er vor Jahren einmal gewesen war, da er sich in den renommierten Hotels nicht blicken lassen wollte. Er nahm eine Dusche, zog sich wieder an, packte ein paar Dinge zusammen, vor allem Bücher, steckte sie in eine kleine Tasche, ließ das Licht brennen und verschwand durch die Küche, die auf eine kleine Gasse hinausschaute. Eine gute halbe Stunde ging er zu Fuß, dann nahm er ein Taxi und nannte dem Fahrer die Adresse seiner alten Wohnung. Als sie ankamen, stellte er fest, dass auch dort ein Auto mit zwei Männern stand. Wenige Minuten später setzte sich der Wagen allerdings in Bewegung und verschwand. Vielleicht hatte sein Plan funktioniert.
In seiner alten Wohnung blieb er nur ein paar Stunden. Die wenigen Sachen dort hatten die Mäuse zerfressen, und über allem lag eine Staubschicht. Morgens um fünf brach er auf, ging zur Thanon Santiphap und nahm dort ein Taxi zum Flughafen. Nach Chiang Mai konnte man mittlerweile fliegen. Als das Flugzeug abhob, wurde ihm bewusst, dass er nicht in Thailand bleiben konnte. Luon Li O würde niemals vergessen.
Sebastian hatte den Oberaufseher nicht von seiner Ankunft unterrichtet, und so war der Mann wie vom Donner gerührt, als er ihn in der Bürotür auftauchen sah. Seiner Miene nach zu urteilen, war es keine angenehme Überraschung. Sie begrüßten sich kühl.
» Sie kommen genau richtig, Sebastian. Aus den Werken erreichen uns keine guten Nachrichten. «
» Was ist denn passiert? «
» Pater Lodovico wurde verwundet. «
Der Drache dachte bereits darüber nach, wie er so schnell wie möglich zu ihm gelangen konnte. » Was ist denn passiert? «
» Das weiß man nicht genau. Ein Hinterhalt. «
» Guerilla? «
» Eher nicht, wie es scheint. Leute aus Bangkok. «
» Woher weißt du das? «
Der Oberaufseher lächelte und warf ihm dann einen vorwurfsvollen Blick zu.
Sie kamen nachts in Latek an, schwer bewacht von einer Truppe, die sie in aller Eile für Unsummen rekrutiert hatten. Es regnete, die Straße war schwierig, und die Vegetation schien im nächsten Moment explodieren zu wollen. Sebastian hatte die überwältigende Wirkung dieses hysterischen Grüns fast vergessen. Auf seiner Brust lastete ein schweres Gewicht.
Pater Lodovico lag auf einem Bett, einen schlampigen Verband um den Unterleib gewickelt. Auf einem Stuhl neben dem Bett saß eine junge Thai und hielt still seine Hand. Als Lodovico seinen Freund sah, versuchte er zu lächeln, und Sebastian nahm ihn lange in den Arm. Der Jesuit stöhnte.
Der Arzt berührte Sebastian an der Schulter und bat ihn, mit hinauszukommen. » In der Stadt hätten wir ihn auch nicht retten können. Er hat mindestens drei Kugeln im Bauch. Weiß der Teufel, wie er es geschafft hat, überhaupt noch drei Tage durchzuhalten. « Er schüttelte den Kopf.
Sebastian trat wieder ins Zimmer, und Lodovico bat den Oberaufseher, sie alleine zu lassen. » Du auch bitte « , sagte er zu der Thai.
Als sie hinausging, blitzte sie Sebastian wütend an. Er setzte sich auf den Stuhl und trocknete Lodovicos Stirn. Der lächelte.
» Ich bin so froh, dich zu sehen. Danke, dass du zurückgekommen bist. «
Sebastian lächelte mit steifem Kiefer. » Du hast auf mich gewartet. «
» Ja. Ich muss etwas Wichtiges mit dir besprechen, bevor ich gehe. «
» Wir werden dich retten, du wirst schon sehen. Jetzt bin ich ja da. «
» Nein, Sebastian… « Das Sprechen strengte ihn an. » Hör mir lieber zu. Du musst mir etwas versprechen. «
Sebastian nickte langsam.
» In Saigon gibt es eine Einrichtung französischer Schwestern, die für das Rote Kreuz arbeiten.
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