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Durst: Thriller (German Edition)

Durst: Thriller (German Edition)

Titel: Durst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Riva
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Damals war Schwester Clelia die Leiterin, eine tüchtige junge Nonne. Bestimmt ist sie immer noch da. Ich habe ein Dokument vorbereitet, dass ich vor zwei Zeugen unterschreiben werde, vor dir und dem Oberaufseher. «
    » Was für ein Dokument? «
    » Warte, lass mich ausreden. In jenem Krankenhaus gibt es auch ein Heim für junge Leute ohne Familie. Dort müsste ein Mädchen von etwa sechzehn Jahren wohnen… «
    Lodovico leckte sich über die rissigen Lippen. » Ein Mädchen, das mir ähnlich sieht, Sebastian. Sie heißt Agata. «
    Nun schwieg er und schaute ihn lange an. » Nimm dieses Blatt. Das ist das Dokument, mit dem ich die Vaterschaft anerkenne. «
    » Das kannst du nicht, Lodovico. «
    » Doch, ich kann. Ich habe den Orden schon vor Jahren verlassen. Das habe ich dir nie erzählt… «
    » Warum? «
    » Ich wollte nicht, dass du schlecht von mir denkst. «
    Schweigen.
    Irgendwann sagte Lodovico: » Ruf den Oberaufseher herein. « Sebastian tat es. Dann wälzte sich Lodovico mühsam auf die Seite und unterschrieb das Dokument, mit dem er die Vaterschaft an Agata Maria Knoll, geboren am 23. Dezember 1951 in Saigon, Tochter von Lodovico Knoll, Mutter unbekannt, bestätigte. Der Oberaufseher und Sebastian unterschrieben ebenfalls.
    » Wer ist die Mutter? «
    » Was hat das für eine Bedeutung? Agata ist meine Tochter, Sebastian. Ich möchte, dass du dich um sie kümmerst. Du darfst sie nicht allein lassen. «
    » Natürlich. Sag mir aber, wer die Mutter ist. «
    » Eine französische Schriftstellerin aus Straßburg. Man hat sie als Journalistin nach Indochina geschickt, während des Kriegs … Das hat aber nichts zu bedeuten. Ich weiß nicht einmal, ob sie noch lebt. Sie hat Agata zur Welt gebracht, wollte sie aber nicht anerkennen. Sie war verheiratet und musste nach Frankreich zurück. «
    Sebastian sagte nichts.
    Lodovico hatte rote Augen. » Gefällt dir der Name Agata? Das ist Italienisch für Achat. « Er hustete, und in seiner Brust schienen tausende von kleinen Explosionen stattzufinden. » Der Achat ist der schönste Quarz, nicht wahr? Er ist der schönste und geheimnisvollste Stein, Sebastian. Wirst du dich um sie kümmern? «
    Eineinhalb Stunden später war er tot.

27
    Als sich der von Jean-Sebastian Faucon geleitete multinationale Konzern im April 1978 dann endlich InthaWater nannte, war er bereits in fünfunddreißig Ländern vertreten. Wie Krallen hatten sich die Interessen dieses Kolosses in jeden Bereich geschlagen, der irgendetwas mit Wasser zu tun hatte. InthaWater besaß Mineralwassermarken in den Vereinigten Staaten, in Frankreich, Italien und Deutschland. Der Konzern lieferte den Rohstoff für Coca-Cola und für den Konkurrenten Pepsi und belieferte Dutzende von Fabriken in der ganzen Welt. Im Mittleren Osten und in Indien betätigte er sich auf dem Gebiet der Meerwasserentsalzung und hielt das Monopol für drei verschiedene Verfahren der Umkehrosmose. Er reinigte Abwassersysteme und recycelte kontaminiertes Wasser in China, Südafrika, Indonesien, der Sowjetunion und in all den anderen Ländern, in denen der Agrarboom dazu beitrug, die Erde mit Tonnen von chemischen Düngemitteln zu verseuchen. InthaWater verfügte zudem über eine brillante Rechtsabteilung, der man im Umgang mit Umweltvorschriften nichts vormachen konnte. Seine Beratungsleistungen bot der Konzern auch jenen an, die sein Wasser nicht kauften– British Petrol etwa oder der pakistanischen Stadt Karachi. Wobei sämtliche Mandanten über kurz oder lang schließlich doch seine Kunden wurden.
    An einem Vormittag des Jahres 1967– das Licht war an diesem Tag besonders intensiv– begrüßte der Drache in einem alten Kolonialhaus an der Peripherie von Saigon ein sechzehnjähriges Mädchen, das eher wie zwölf aussah. Es hatte die hellen Haare des Vaters und auch seine grauen Augen. Die Lippen waren schmal und rosig und lächelten gern. Schwester Clelia erzählte, dass Agata trotz ihrer Jugend bereits für sie arbeite. Sie gehe zur Hand, wo sie nur könne, kümmere sich um die kleinen Kinder und helfe in der Verwaltung. Der Drache erklärte der Nonne, dass Agatas Leben in Saigon mit diesem Moment beendet sei. Einen Tag ließ er dem Mädchen noch, um sich zu verabschieden. Er selbst verbrachte die Nacht in einem von ausländischen Journalisten und amerikanischen Spionen frequentierten Hotel, während sich die Stadt darauf vorbereitete, in die finsterste Phase des Krieges einzutreten.
    Die beiden folgenden Jahre verbrachten sie in

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