Durst: Thriller (German Edition)
nicht klar, warum Sie das alles ausgerechnet mir erzählen. «
» Doktor… Drache. Wir denken, dass Sie die einzige Person auf der Welt sind, die sich dafür interessiert. Und nicht nur das… « Der Russe verschränkte seine Finger auf dem Tisch und beugte sich vor. » Sie sind der Einzige, der daran glaubt und es machen kann. Und der es auch machen wird. «
29
Die spitze Nase des Gulfstream G550 zog ein paar Grad herum und richtete sich auf die Landebahn des Flughafens von Bari aus. Im Innern der Boeing saß Agata Knoll in einem champagnerfarbenen Ledersessel, strich sich die Haare aus dem Gesicht und warf einen gelangweilten Blick aus dem Fenster.
In diesem Moment kam die Stewardess und balancierte ein Glas mit einer karottenfarbenen Flüssigkeit auf ihrem Rattantablett.
» Ihr Saft, Madame. «
Agata bedankte sich und wandte die Augen dann wieder dem ovalen Fensterchen zu. Ein drückend heißer Junitag wartete auf sie, aber das wusste sie noch nicht. Von Bari aus würden sie mit dem Wagen nach Matera fahren. Einer ihrer Fahrer war auch an Bord, und zwei Sessel weiter starrte Ping Xiong auf ihren Computerbildschirm. Agatas Assistentin hatte sich von ihrem schwarzen Pagenkopf getrennt und trug die Haare nun extrem kurz, was ihr wächsernes Gesicht noch runder wirken ließ.
» Nachrichten aus Brasilien? « Agata Knoll hatte ihre Frage gestellt, ohne sie anzuschauen.
Ping Xiong schaute auf. » Durchaus. «
» Durchaus was? « , fragte Agata müde.
» Durchaus etwas, das interessant sein könnte. « Sie zog die Mundwinkel herab.
Agata runzelte die Stirn, erhob sich, ging zu ihrer Assistentin und setzte sich auf die Stuhllehne. Von dort blickte sie ebenfalls auf den Bildschirm.
Ping Xiong schaute sie von unten her an. » Was hältst du davon? «
» Das scheint mir ein merkwürdiger Zufall zu sein. «
» Gelinde gesagt. «
Die Stewardess kam und forderte Agata auf, ihren Platz wieder einzunehmen. Kurze Zeit später setzte das Flugzeug sanft auf der Landebahn auf. Eine Leiter wurde an den Rumpf geschoben, und die Luke öffnete sich. Sie verdeckte fast den silbernen Drachenkopf, das Logo von InthaWater.
Agata Knoll hatte noch nie in ihrem Leben einen BH getragen, und auch an diesem Morgen, nachdem sie im Kloster eingetroffen war und eine Dusche genommen hatte, zog sie nur eine Seidenbluse an. Als sie leise den Kreuzgang durchquerte, strich sie sich die Haare glatt. Wenn sie nass waren, gewann der aschfarbene Ton an Intensität und bildete einen schönen Kontrast zu ihren großen, fast durchscheinenden Augen.
Der Drache wusch sich gerade das Gesicht, als sie sanft an die Tür klopfte.
» Wer ist da? «
» Ich bin’s, Sebastian. «
» Ah, komm rein, es ist offen. «
» Stör ich? « , fragte Agata leise.
» Überhaupt nicht. Wann seid ihr gekommen? Warte. « Der Drache trat, in ein weißes Handtuch gewickelt, aus dem Bad. Er ging zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Wange. » Hallo, Agata. «
Sie schloss die Tür hinter sich. » Schön hier. Und Matera ist zauberhaft. «
Zur elfenbeinfarbenen Bluse, die das Dekolleté freiließ, trug sie eine flattrige schwarze Hose.
» Gefällt es dir? Es war ein geschlossenes Kloster. « Der Drache betrachtete sie. » Du bist so elegant « , sagte er und wickelte sich das Handtuch fester um die Hüften.
» Danke. Wie hast du geschlafen? «
» Sehr gut. Wie war der Flug? «
» Bestens. Herzlichen Glückwunsch übrigens, nachträglich, wie immer. Wie ist es gestern gelaufen? «
Er senkte die Lider. » Ausgezeichnet. Ich werde es dir beim Frühstück erzählen. «
» Sag nur schon einmal, ob ja oder nein. «
Der Drache nickte schnell.
» Das freut mich. «
Er schaute sie ernst an. » Das ist keine gewöhnliche Quelle. «
» Es ist die hundertste, oder irre ich mich? «
» Das hat nichts zu besagen. Nicht mehr. Hundert ist eine schöne Zahl, aber was kümmern mich noch Zahlen. Sie ist ergiebig, und sie ist gut. «
Agata deutete ein Lächeln an. Der Drache war sehr mager, unter der Brusthaut konnte man die Rippen erkennen.
Er musterte Agata. » Wie geht es dir? Du siehst müde aus. Lässt deine Chinesin dich nicht schlafen? «
Sie verschränkte die Arme und tat beleidigt, aber dann lächelte sie. » Das ist nicht ganz korrekt ausgedrückt. Ich bin es, die sie nicht schlafen lässt. Nein, Sebastian, es ist etwas anderes. Aus Brasilien ereilen uns merkwürdige Nachrichten. «
Über das Gesicht des Drachen glitt ein Schatten.
Ping Xiong erwartete sie im
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