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Durst: Thriller (German Edition)

Durst: Thriller (German Edition)

Titel: Durst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Riva
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ihr Zimmer verließ, sah sie Berenice mit Eimer und Schrubber die Treppe herunterkommen.
    Berenice starrte sie mit offenem Mund an. » Oh mein Gott, geht es Ihnen nicht gut? «
    » Doch, Berenice. Ich bin nur total nass geworden und möchte mich nicht erkälten. «
    » Soll ich Ihnen einen heißen Tee machen? «
    Fast hätte sie ja gesagt. Stattdessen fragte sie: » Sind Sie fertig? «
    » Ja. Ich wollte nur noch schnell die Sachen wegräumen. Aber wenn Sie etwas brauchen… «
    » Nein, nein, im Gegenteil. Ich muss ein paar Sachen erledigen und brauche einfach nur Ruhe. «
    Berenice musterte sie mit ihrem berühmten skeptischen Blick und ging dann schnell weiter. Keine fünf Minuten später spannte sie den Regenschirm auf und schloss die Tür hinter sich.
    Das Handtuch über der Schulter, stieg Sarah Clarice die Treppe hoch. Mariannes Büro lag ein Stockwerk höher als ihres. Noch wusste sie selbst nicht, was sie dort zu finden hoffte. In der Luft hing der Geruch von Desinfektionsmitteln, und von draußen drang das monotone Rauschen des Regens herein.
    Um nicht an den Ärger zu denken, den sie sich vielleicht einbrockte, konzentrierte sich Sarah Clarice auf die Ausrede, die sie sich ausgedacht hatte, falls plötzlich ein Kollege auftauchen sollte. Sie sei auf der Straße vom Regen überrascht worden und suche nun etwas zum Anziehen, um heimkehren zu können, ohne sich den Tod zu holen. In ihrem Büro sei sie leider nicht fündig geworden. Und hey, wieso sollte sie nicht auch bei Marianne nachsehen? In deren Büro lagen doch, wie jeder wusste, immer ein paar Sachen zum Wechseln bereit. Falls es mal in Strömen gießen sollte.
    Das Büro war groß und ziemlich leer. An einer Wand stand ein weißes Holzregal mit ein paar Dutzend Büchern und Aktenordnern. Ein hoher Schubladenschrank beherbergte das Archiv. Dann gab es noch den Glasschreibtisch und in der Ecke die beiden Sofas mit dem Kristalltischchen davor. Das war’s. An der Wand hinter dem Schreibtisch hingen– wie Filmplakate im Büro eines Filmproduzenten– die Plakate ihrer Kampagnen.
    Der Regen hörte nicht auf, sondern schwoll immer weiter an, wie Trommelwirbel bei einer Militärparade.
    Sarah Clarice stand an der Tür, die Zehen auf dem frisch gebohnerten Boden eingezogen, und dachte, dass sie jetzt noch einen Rückzieher machen konnte. Was zum Teufel sollte sie hier schon finden? Die einzig sichere Antwort lautete: ihre fristlose Kündigung.
    Ein paar Minuten später lag ihr Finger auf dem Startknopf von Mariannes Mac. Der Flachbildschirm leuchtete auf, und es wurde nach dem Passwort gefragt. Es gab ein allgemeines Passwort für das gesamte Büro, für den Notfall, und das probierte Sarah Clarice nun aus. Sofort erschienen lauter Icons auf dem Bildschirm. Der virtuelle Schreibtisch war genauso aufgeräumt und aufs Wesentliche beschränkt wie der Rest des Büros. Die Ordner trugen die Namen der verschiedenen Projekte. Einige ließen sich öffnen, andere waren noch einmal extra durch Passwörter geschützt.
    Sarah Clarice klickte auf das Symbol für den Mailordner, der sich merkwürdigerweise auf Anhieb öffnete. Schnell wurde ihr allerdings klar, dass dieses Postfach nur für die interne Kommunikation genutzt wurde. Marianne gehörte zu den Menschen, die fast alle gelesenen Mails sofort in den Papierkorb verschoben. Darin war sie das Gegenteil von Sarah Clarice, die tonnenweise Mails aufhäufte, sehr zur Freude des Computerfetischisten, dem bei Health Scanner die Netzpflege oblag. Bei den gesendeten Nachrichten fiel auf, dass viele Mails an dieselbe Privatadresse geschickt worden waren, möglicherweise Mariannes eigene Adresse. Das taten sie alle im Büro.
    Nervös schloss Sarah Clarice den Mailordner. Diese Aktion ergab irgendwie keinen Sinn. Willkürlich öffnete sie andere Ordner. Der mit dem Namen › Arbeit ‹ enthielt sämtliche Projekte und eine Reihe unabgeschlossener Vorgänge, Entwürfe, Notizen. Der Ordner › Dokumente ‹ war passwortgeschützt. Vermutlich enthielt er die Verträge. Es stellte sich heraus, dass auch der Ordner mit dem Organigramm ihres Büros geschützt war. Das war auch besser so, fand Sarah Clarice, denn dort würde sie nur auf Dinge stoßen, die sie eigentlich gar nicht wissen wollte, die Gehälter der einzelnen Mitarbeiter zum Beispiel. Sie klickte auf den Ordner › Bilder ‹ , aber der war leer. Ein Blick in iTunes ergab, dass Marianne klassische Musik herunterlud, außerdem französischen Hiphop und auch eine Menge

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