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Durst: Thriller (German Edition)

Durst: Thriller (German Edition)

Titel: Durst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Riva
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wurde ernst. » Nein, wir sitzen alle im selben Boot. Die schlimmsten Banditen sind diese Typen in Anzug und Krawatte in Brasilia, die sich jedes Jahr eine Gehaltserhöhung verpassen. Weißt du, wie lange unser Gehalt schon nicht mehr angehoben wurde? «
    Der Militärpolizist nickte. » Vergiss es und fahr. «
    » Wir sorgen dafür, dass dieses Pulverfass nicht explodiert. Ich fühle mich wie diese Fische, die am Grunde eines Aquariums schwimmen und all den Abfall fressen, den die anderen verschmähen, Würmer, Algen, was weiß ich. Und da sollten wir uns nicht ein bisschen dazuverdienen dürfen? «
    Der Militärpolizist unterbrach ihn. » Achtung, sie haben angehalten. Die Frau steigt aus. «
    » Das ist doch ihr Arbeitsplatz. «
    » Stimmt. Und was machen wir jetzt? «
    » Nichts. «
    » Klar, nichts. Wieso geht sie am Samstag ins Büro? «
    » Was soll daran komisch sein? Sie hat vermutlich etwas zu erledigen. «
    Der Militärpolizist schüttelte den Kopf. » Nein. Sie wollte mit ihren Einkäufen nach Hause, und plötzlich fährt sie ins Büro. Ich kapier sowieso nichts in dieser ganzen Geschichte. Wenn diese Frau ein Problem ist, warum erledigen wir sie dann nicht einfach? «
    Der Zivilpolizist schüttelte den Kopf. » Keine Ahnung. Der Befehl lautet halt, dass wir sie nur beobachten und dann Bericht erstatten sollen. Vorerst. «
    » Meinst du, sie hat uns gesehen? «
    » Gestern hat sie uns gesehen, ganz sicher. Die ist nicht dumm, die Frau… «
    Nach einem Moment des Schweigens fragte der Zivilpolizist: » Hast du ein Diplom? «
    » Klar « , antwortete der Militärpolizist. » Warum? «
    » Weil du dich dann bei uns bewerben kannst. «
    » Das weiß ich. Aber wie soll ich es anstellen, dass ich auch genommen werde? «
    » Kein Problem. «
    » Meinst du das ernst? « Der Militärpolizist kramte nach der Zigarettenschachtel, um sich noch eine anzustecken. Plötzlich hatte er gute Laune.
    Der andere antwortete nicht, sondern nickte nur müde, während er das schöne, restaurierte Haus im Blick behielt. Es verbarg sich hinter zwei Mangobäumen, die auch im Herbst noch prächtig aussahen. Mit einem gewissen Abstand zum Sitz von Health Scanner blieben sie stehen und stellten den Motor ab.
    Die wenigen Meter vom Taxi zum Eingang hatten gereicht, um T-Shirt und Rock pitschnass werden zu lassen. Sobald sie im Gebäude war, schloss Sarah Clarice die Tür von innen ab und schaute sich um. Sie rief, ob jemand da sei, und aus dem oberen Stockwerk antwortete das leise Stimmchen von Berenice, der Putzfrau. Das war zu erwarten gewesen.
    » Brauchen Sie mich? « , fragte die Frau mit ihrer fiepsigen Stimme.
    » Nein, Berenice, ich muss nur ein paar Sachen erledigen. «
    » Danke, Senhora. «
    Sarah Clarice lächelte. » Danke wofür? «
    Sie schüttelte die triefenden Haare und begab sich ins Büro. Nachdem sie die Gemüsetüte abgestellt hatte, zog sie die Sandalen aus und ging barfuß über den Holzboden zum Bad. Es war soeben geputzt worden. Sie wusch sich das Gesicht, trocknete sich die Arme ab, zog dann das T-Shirt aus und blieb einfach im BH . Wen kümmert das schon? Besser Berenice schockieren, als sich eine Erkältung zuziehen. Als sie die Halogenlampe an ihrem Schreibtisch anschaltete, fragte sie sich, was sie da überhaupt tat.
    Eigentlich wusste sie es, aber der bloße Gedanke daran rief ein ungutes Gefühl in Sarah Clarice hervor.
    Es war nämlich so, dass ihr, seit sie das Interview mit Barcellos gelesen hatte, die plötzliche Abwesenheit ihrer Chefin ziemlich merkwürdig vorkam.
    Bei genauerem Nachdenken hatte Marianne in den letzten Sitzungen nie auch nur angedeutet, dass sie sich auf Geschäftsreise begeben oder den Hauptsitz in Lausanne aufsuchen würde. Vielmehr hatte sie Druck gemacht, damit die Projekte möglichst doppelt so schnell durchgezogen würden. Und plötzlich, ganz ohne Vorwarnung, war das komplette Desinteresse ausgebrochen, vor allem an der Sache in Juazeiro. Marianne hatte sie wissen lassen, dass die Sache keine Eile mehr habe, und war verschwunden. Dann der Artikel über Ricardo Barcellos. War Mariannes Reise längst beschlossen gewesen, oder handelte es sich um eine spontane Entscheidung? Irgendjemand hatte Sarah Clarice’ Mails geöffnet, warum sollte sie nicht auch ein wenig herumschnüffeln?
    Mittlerweile war ihr kalt, aber das T-Shirt war noch nass. In der Besenkammer lagen immer frische Handtücher, und so beschloss sie, sich eines davon über die Schultern zu legen. Als Sarah Clarice

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