Durst: Thriller (German Edition)

darauf hättest du dich bezogen. «
    » Nein, nein. Ich sprach vom Estadão und von der CTNB io, nicht von… « Matheus versuchte, Ordnung in diesen Wirbelsturm an Gedanken zu bringen. » Was steht denn in dem Interview mit Barcellos? «
    » Barcellos spricht wörtlich von … « , Sarah Clarice suchte die Seite mit dem Interview, » … von › selbstregenerierendem Was ser ‹ . «
    Matheus sagte keinen Mucks.
    » Und vorher… «
    » Ja? «
    » Warte. Er sagt: › …das Wasser als ein Element zu behandeln, das sich selbst gegen bestimmte Krankheiten wehren kann. Das würde dann bestimmte Formen des erneuten Qualitätsverlusts automatisch ausschließen. ‹«
    » …automatisch ausschließen « , flüsterte Matheus.
    » Und gleichzeitig macht die CTNB io den Weg für Experimente frei « , dachte Sarah Clarice laut nach, während sie sich erneut zum Fenster begab. Sie schaute durch die Lamellen. Der Sandero schien nicht mehr da zu sein.
    » Nun, das ist sicher kein Zufall « , sagte Matheus. » Barcellos hat dem Interview sicher gerade deswegen zugestimmt, weil die CTNB io grünes Licht gegeben hat. «
    » Sicher. « Sarah Clarice befühlte das T-Shirt. Es war noch nicht wirklich trocken, aber sie konnte es wieder anziehen. » In der Zeitung war auch ein Artikel über Nelsons Tod. «
    Matheus hörte kaum zu. Er dachte an etwas anderes.
    » Was hat das deiner Meinung nach zu bedeuten? « , fragte Sarah Clarice.
    » Ich weiß es nicht, aber… «
    Matheus wusste nicht, ob er es erzählen sollte. Irgendetwas sagte ihm, dass er besser schwieg, aber irgendetwas in ihm wünschte sich auch Hilfe.
    » Matheus, bist du noch dran? «
    » Ja, Entschuldigung. Eigentlich wollte ich dir etwas erzählen. Ich habe bei Nelson daheim etwas Interessantes gefunden. «
    Sarah Clarice spannte den Kiefer an. » Was denn? «
    » Ein Tagebuch. Eine Art Tagebuch. «
    » Und was steht da drin? «
    » Das würde jetzt zu lange dauern. Nicht am Telefon. Ich habe dir ja erzählt, dass der Prorektor mir empfohlen hat, mit Ernesto Baduel zu sprechen. «
    » Dem Physiker. «
    » Ja. Der Artikel von heute allerdings… «
    » Und wo wohnt dieser Baduel? «
    » In Paraty. «
    » Wieso in Paraty? «
    » Was weiß ich. Er hat sich nach der Pensionierung dorthin zurückgezogen. So heißt es zumindest. «
    Sarah Clarice hatte sich während des Telefonats mühsam das klamme T-Shirt angezogen. Die Haare hatte sie wieder mit dem Gummiband zusammengebunden. Nun schaute sie noch einmal aus dem Fenster. Kein weißer Sandero. Das beruhigte sie ein wenig, und sie hörte auf zu flüstern.
    » Ich hasse Rio « , sagte sie, als ahnte sie schon, worum Matheus sie bitten würde.
    Matheus lächelte nervös. » Paraty ist nicht wirklich Rio. «
    » Gib mir ein bisschen Bedenkzeit, Matheus. Jetzt möchte ich erst einmal von hier verschwinden. «
    » Okay. Ich ruf dich nachher an. «
    Der Regen hatte aufgehört, aber der Himmel von Salvador war immer noch von grauen und schwarzen Flecken durchzogen, wie ein riesiger, alter Marmortisch. Als sie sich auf dem schnellsten Weg nach Hause begab, bekam sie eine SMS von Joyce: › Wo bist du nur abgeblieben? Liebe Grüße. ‹
    Im nächsten Moment stand sie schon unter der heißen Dusche. An Paraty hatte sie immerhin schöne Erinnerungen. Und manchmal tat es gut, schöne Erinnerungen aufzufrischen.

18
    Die erste Geburtstagsüberraschung erhielt Paulo Johannsen, kurz bevor er im Büro eintraf. Zehn Minuten später, als er an seinem Schreibtisch saß, war er sich immer noch nicht sicher, ob es sich um eine gute oder eine schlechte Nachricht handelte. Vor ihm saß Jessica Paes Leme, in grauem Kostüm und violetter Seidenbluse. Am langen Eukalyptusregal stand Antônio Netto und schaute ihn nachdenklich an.
    » Also, Kinder, berichtet mir genauer von dieser Geschichte. Antônio hat ein paar Andeutungen gemacht, aber ehrlich gesagt steige ich da nicht ganz durch. «
    In diesem Moment kam eine Assistentin mit einer dampfenden Kaffeekanne und Tassen für alle herein.
    Jessica zeigte auf ihren Palm. » Heute Morgen habe ich eine Mail von Ping Xiong bekommen, in der sie sich erfreut zeigt, dass die CTNB io grünes Licht für den Narcissus gegeben hat. Sie werden die zweite Tranche der Zahlung sofort anweisen. «
    Paulo betrachtete seine Assistentin und rührte Zucker in den Kaffee. » Das ist ja wohl eine gute Nachricht, oder? «
    » Wie Antônio schon angedeutet hat, gibt es allerdings ein Aber bei der Sache. «
    Paulo trank den