Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Titel: Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
Vom Netzwerk:
passiert wär, dann ist es auch nie passiert. Jetzt zählt nur, dass wir Emmi zurückholen.
    Immer noch keine Spur von Nero. Auf der Farm ist alles still, keiner zu sehen. Als ich am Stall vorbeigeh, guck ich kurz zu Hermes rein. Er ist nicht da. Wo sind die alle? Als ich zum Haus komm, hör ich laute Stimmen. Cassie und Bram. Ich atme tief durch und mach die Tür auf. Beim Klicken des Riegels drehen sie schnell die Köpfe. Sie gucken grimmig. Ihre Lippen sind schmal. Sie sind allein.
    Bram zieht mich rein und knallt die Tür zu. »Wo zum Teufel bist du gewesen?«, fragt er.
    »Wo sind die anderen?«, frag ich. »Wo ist Lugh?«
    Cassies scharfe Augen wandern über mein Gesicht. Das Kleid. Die Stiefel. »Was ist das alles?«, fragt sie. »Wo sind die Kleider, die ich dir gegeben hab?«
    »Nero ist von einem anderen Vogel angegriffen worden, und ich hab diese Felswand da raufklettern müssen, um ihn zu holen. Deine Sachen sind völlig zerrissen. Ich hab das hier bei der erstbesten Gelegenheit geklaut.«
    Noch während ich das sag, weiß ich, wie lahm es klingt. Was für eine jämmerliche Lüge. Cassie guckt zu Bram. Sogar zerrissen ist das Kleid schöner als alles, was Siedler haben, das sieht sie doch.
    »Du hast alle in Gefahr gebracht, indem du einfach so abgehauen bist«, sagt Bram. »Was, wenn sie dich gefangen hätten?«
    »Ich hätte euch nicht verpfiffen«, sag ich. »Tut mir leid. Ich bin außer mir gewesen. Ich hab weggemusst, um nachzudenken.«
    »Hast du mal dran gedacht, dass deine Freunde, dein Bruder, ganz krank sind vor Sorge?«, fragt Cassie. »Dass sie vielleicht die halbe Nacht nach dir suchen?«
    »Ich hab gesagt, es tut mir leid.«
    »Tja, während du deine Wunden geleckt hast«, sagt sie, »hat Bram sich einen Plan ausgedacht, um deine Schwester zurückzuholen. Du hast dafür ja keine Zeit gehabt.«
    Ich bin knallrot vor Scham. Mit hängenden Schultern steh ich da, während ihre spitze Zunge mich peitscht.
    »Na gut, das reicht«, sagt Bram. »Die anderen warten am Waffenlager. Ich hab auch gerade dahin gewollt.«
    »Ich komm mit«, sag ich.
    »Und wie du mitkommst«, sagt er.
    Ich zöger. Er nickt Richtung Tür. »Wart draußen.« Ich gehorch. Ich komm mir mies und gemein und dumm vor. Ich hab Cassie und Bram gerade erst kennengelernt, aber ihre gute Meinung ist mir wichtig. Besonders Brams. Gestern Abend hat er sich besser gehalten als alle anderen, die ich kenn.
    Mir dreht sich der Kopf. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Alles ist so schiefgelaufen. Ich lauf hin und her. Ich kann immer noch DeMalo an mir riechen. Auf der Haut. Im Kleid.
    Bram kommt hinter mir aus dem Haus. Wir laufen schnell die Straße lang zum Wald. »Cassie hält überhaupt nichts von dir«, sagt er. »Sie traut dir nicht. Sie hat mich gebeten, nicht zu gehen. Sie hat gesagt, ich soll dich die Suppe selbst auslöffeln lassen.«
    »Aber du hilfst mir doch, Em zurückzuholen«, sag ich. »Du hast einen Plan gemacht … hat sie gesagt.«
    »Slim hat gesagt, du holst deine Schwester mit oder ohne meine Hilfe zurück«, sagt Bram, »und wenn das schiefgeht und sie dich schnappen, dann wissen sie, was los ist. Deine Schwester und du, das würde sie direkt hierher zu uns führen. Dann wär nicht nur unsere ganze Tarnung geplatzt, sondern Cassie und Slim und ich – vielleicht sogar Molly – würden sterben. Also werd ich dafür sorgen, dass du’s richtig machst. Dass wir da schnell rein und sauber wieder rauskommen, wir holen deine Schwester, und dann verlasst ihr alle New Eden und kommt nie mehr zurück. Ich will dich hier weghaben, hörst du?«
    »Ja«, sag ich. Die Scham versengt mir das Gesicht. Er hat recht. Mit jedem Wort.
    »Slim mag dich«, sagt er, »weiß Gott warum, wahrscheinlich ist ihm das Hirn weich geworden. Nach dem, was ihr unterwegs hierher getan habt, suchen sie vielleicht schon nach ihm. Das Kompendalorium ist leicht zu erkennen, schon aus der Ferne, und wir haben keine Ahnung, ob ihr die Tonton erwischt habt, als ihr den Damm gesprengt habt. Er wird sich im Wald verkriechen müssen, bis wir wissen, ob er sicher ist oder nicht. Wenn nicht, müssen wir ihn irgendwie rausschmuggeln. Wir haben hier gerade erst angefangen, und dank dir verlier ich vielleicht meinen wichtigsten Mann. Er schmuggelt nicht nur Waffen, er ist Augen und Ohren für mich. Ich würde dir lieber den Hals umdrehen als dir zu helfen, aber … ach, verdammt, ich hab’s satt, darüber zu reden.«
    Er sagt nichts mehr. Als wir tief im

Weitere Kostenlose Bücher