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Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Titel: Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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Lippen, seiner Berührung, dem warmen Salbeigeruch seiner Haut.
    Geruch. Omeingott.
    Ich bin völlig verschwitzt. Ich bin schlammverkrustet, mir ist heiß und – ich muss stinken wie ein Skunk. Ich überleg, wann ich mich das letzte Mal gewaschen hab. Ich weiß es nicht. Keine Ahnung. Ich wende mich an Slim. »Riech ich?«, frag ich.
    Er guckt mich verdattert an. »Äh …«
    »Omeingott, ich hab’s gewusst. Ich stinke. Wie schlimm? Na los, du kannst es mir ruhig sagen.«
    »Tja«, sagt er, »du stinkst nicht so schlimm wie mancher. Aber du riechst auch nicht so gut wie andere.«
    »Ich hab’s gewusst. Was mach ich jetzt bloß?«
    »Das fragst du mich?« Er schüttelt den Kopf. »Ich möchte dich daran erinnern, dass ich ein Frauenkleid und nichts drunter trag.«
    Ich starr ihn an, ohne ihn richtig zu sehen, völlig in Panik. Was für ein Albtraum! Ich seh Jack monatelang nicht, und dann wird er gleich ohnmächtig, weil ich so stinke. Ich muss das irgendwie in Ordnung bringen. Muss mich waschen und was anderes anziehen und –
    »Warte mal«, sag ich. »Der Kerl, der bei Molly durchs Schlüsselloch gelinst hat. Sie hat eine Badewanne. Ich werd sie fragen, ob ich bei ihr baden darf. Das mach ich. Sobald wir da sind, hüpf ich in die Wanne und schrubb mich ab.« Ich lächele Slim an. Erleichtert.
    »Tja«, sagt er, »na, so was! Die Sonne ist aufgegangen. Ich muss dir sagen, Schwester, wenn du lächelst, bist du eine ansehnliche Frau.« Er zwinkert mir zu. »So wie ich das Lost Cause kenne – und ich kenn’s gut –, wirst du das Schlüsselloch zustopfen müssen.«

    S päter Nachmittag. Der Sturmgürtel ist nur noch zehn oder zwölf Meilen weg.
    »Jetzt ist’s nicht mehr weit«, sagt Slim. »Ich schätze, noch – Brr, Moses! Brr, Junge!«
    Er zieht die Zügel an. Der Wagen bleibt ächzend stehen.
    Neben der Straße hängt ein Mann an einem Baumstamm. Man hat ihm einen dicken Eisennagel durch den Hals geschlagen.
    Er kann nicht länger als ein paar Tage hier hängen. Er hat einen schweren Tod gehabt. Schwer und lang. Er ist mager. Ist vielleicht vierzig Jahre alt gewesen. In Pas Alter.
    Nero krächzt auf meinem Schoß. Ich halt ihn fest. Krähen knabbern gern mal an einer Leiche. An der hier sind schon Tiere dran gewesen, Krähen oder andere Aasfresser.
    »Kennst du ihn?«, frag ich.
    »Seit er ein kleiner Junge gewesen ist«, sagt Slim. »Das ist Billy Six.« In seinen Wangen arbeitet es. Sein breites, fleischiges Gesicht ist ganz rot geworden. Er will vom Wagen klettern. Ich pack ihn am Arm. »Hey! Was hast du vor?«
    »Ich werde ihn anständig begraben«, sagt Slim. »Ich kann ihn nicht so da hängen lassen.«
    »Und wenn uns jemand sieht?«, frag ich. »Was dann?«
    Seine Lippen werden schmal. Er atmet laut und flach durch die Nase, während er Billy Six anguckt.
    Lughs Stimme kommt durchs Gitter über meinem Kopf. »Warum haben wir angehalten?«, flüstert er.
    »Da ist jemand, den Slim kennt«, sag ich. Wir starren Billy Six an. Eine Weile sind wir alle still.
    »Niemand sollte so sterben«, sagt Lugh irgendwann.
    »Er ist in die Wälder gegangen, als die Tonton gekommen sind und sein Land genommen haben«, sagt Slim. »Die Verweser haben das Land übernommen, und Billy hat geschworen, möglichst viel Ärger zu machen, und das so lange, wie es geht.«
    »Ich hoffe, er hat ihnen das Leben zur Hölle gemacht«, sag ich.
    Slim dreht sich um und sieht mich an. Seine Miene ist düster. »Wir kommen direkt an seiner ehemaligen Farm vorbei. Mit etwas Glück sieht uns niemand. Du solltest hinten mitfahren bei den anderen.«
    »Nein.«
    Er schüttelt den Kopf. »Wir haben jetzt höchste Alarmbereitschaft. Geh weiter, Moses.«

    W ir fahren ein Weilchen weiter. Vielleicht eineinhalb Meilen. Nero fliegt voraus. »Da vorn rechts ist Billys Haus«, sagt Slim.
    Ein kleines Haus steht zwischen Feldern. Das Grasdach, die Wände aus Stein und Holz und Lehm und Reifen lassen es aussehen, als ob es sich selbst aus dem Boden gezerrt hätte. Zwei Felder sind bepflanzt, ein Feld ist gepflügt und eins – das am weitesten entfernte – halb gepflügt. Auf diesem Feld arbeitet ein Mann schwer. Er zieht einen Schulterpflug.
    »Sieht aus wie gutes Land«, sag ich.
    »Das ist es auch«, sagt Slim. »Billy hat es die letzten zwanzig Jahre bestellt.«
    Die Haustür steht offen. Eine junge Frau läuft eilig über den Weg zur Straße. Sie winkt uns zu.
    »Ich halt an«, sagt Slim.
    »Fahr weiter«, sag ich.
    »Ich hab gesagt,

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