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Dylan & Gray

Dylan & Gray

Titel: Dylan & Gray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Kacvinsky
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Aber ein passenderes Wort fällt mir nicht ein. Lover? Sexpartner? Das klingt eher peinlich. Wir haben nie versucht, unserer Beziehung einen Stempel aufzudrücken.
    »Oh«, sagt sie, »bestimmt bist du Gray.« Treffer versenkt. Gleich beim ersten Versuch. Jetzt weiß ich, woher Dylan ihr untrügliches Bauchgefühl hat.
    »Ja, genau«, sage ich und zögere, denn ich habe mir vorher nicht überlegt, wie dieses Gespräch eigentlich laufen soll. Am liebsten würde ich sie mit Fragen bestürmen, wo Dylan steckt, mit wem sie ihre Zeit verbringt, ob sie über mich spricht und mich vermisst, aber ich will nicht wie ein liebeskranker Jammerlappen klingen. Selbst wenn ich eine ganze Menge Geld dafür geben würde, die Antworten zu wissen.
    »Ich bin Dylans Mutter«, sagt die Frau leichthin, »und ich habe mich schon gefragt, wann du wohl anrufst. Du hast dich ganz schön lange zurückgehalten. Einen vollen Monat, oder?«
    Einen Monat und sechs Tage. Kam mir vor wie eine Ewigkeit. Aber das braucht niemand zu wissen.
    »Hm«, sage ich.
    »Dylan hat so viel von dir erzählt. Ich habe das Gefühl, als würde ich dich kennen«, sagt sie. Ich stütze den Ellbogen aufs Knie und beginne mich zu entspannen. Dann höre ich sie plötzlich rufen: »Serena, am Telefon ist der Junge, mit dem Dylan zusammen ist.« Mein Magen zieht sich zusammen, denn so eindeutig hat sich Dylan nie ausgedrück. Dann klickt es in der Leitung und ein junges Mädchen schaltet sich in das Gespräch ein.
    »Hi, bist du Gray?«, fragt sie. Als ich das bestätige, stößt sie einen spitzen Schrei aus, ruft: »Wow, du hattest Sex mit meiner Schwester!«, und legt wieder auf.
    Mein Gesicht läuft rot an. Ich halte den Hörer vom Ohr weg, lege den Kopf in den Nacken und murmele: »Oh, mein Gott.« Kann dieses Gespräch noch schlimmer werden? Ich höre Dylans Mom im Telefon reden und entscheide mich widerwillig, den Hörer wieder ans Ohr zu drücken.
    »Oh, Gray«, sagt sie in mütterlichem Tonfall und entschuldigt sich für Serena, die zwar schon sechzehn ist, sich aber zurzeit wie sechs benimmt. Sie behauptet, ich bräuchte nicht verlegen zu werden. Da Dylan mich liebt, gehöre ich zur Familie, und wir können offen über alles reden.
    Als ob mich das beruhigen würde.
    Dann stürzt sie sich tatsächlich weiter auf das Thema und meine Hoffnung auf ein harmloses Gespräch ist endgültig vorbei. Sie sagt, dass Dylan völlig verrückt nach mir sein muss, wenn sie Sex will, denn bisher sei sie damit immer ziemlich vorsichtig umgegangen. Soweit ihre Mom weiß, hat Dylan bisher nur einen Jungen außer mir geküsst, nämlich einen Teenager aus der Nachbarschaft namens Spud Seebly.
    »Und der ist zwar ein netter Junge, hatte damals aber eine Zahnspange, also mal ehrlich: Wie gut kann der Kuss schon gewesen sein?«
    »Äh«, sage ich und wünsche mir verzweifelt, sie würde über etwas anderes reden als meinen Sex mit ihrer Tochter. Außerdem hat der Name mich echt sprachlos gemacht. Spud Seebly? Was für Warmduscher kommen auf die Idee, ihr Kind so zu nennen? Es sollte wirklich ein Gesetz gegen peinliche Eltern geben.
    »Dylan ist nicht zufällig da, oder?«, frage ich.
    Als Antwort ertönt nur ein amüsiertes Lachen. Dann beginnt sie wieder ohne Punkt und Komma zu reden, was anscheinend in der Familie liegt. Sie erzählt, dass Dylan kaum lange genug geblieben ist, um unter die Dusche zu springen und etwas zu essen. Die Hunde hat sie mit größerer Begeisterung begrüßt als ihre Familie.
    Klingt ganz nach Dylan.
    »Ehrlich, dieses Mädchen muss im vorigen Leben ein Zugvogel gewesen sein. Ich hatte nicht mal Zeit, richtig Hallo zu sagen, da war sie schon aus ihrem Brautjungfernkleid geschlüpft – in dem sie übrigens hinreißend aussah – , hat sich in ihre Schrottmühle von Auto geworfen und ist verschwunden.«
    Ich streiche mit dem Finger am Kopfteil des Bettes entlang und starre aus dem Fenster. Hinter den Dächern geht die Sonne unter und mein Blick sucht den westlichen Horizont. Ich erkundige mich, ob Dylan schon in Kalifornien angekommen ist. Daraufhin ertönt ein weiteres glucksendes Lachen.
    »Tja, da können wir beide nur raten. Als Letztes hat sie sich gemeldet, als sie ein paar Tage bei einem Vetter in Boise untergeschlüpft ist. Sie wollte sich Reisegeld als Helferin im Nationalpark verdienen und eine Feuerschutzschneise bauen. Frag mich nicht, wie sie immer an solche Jobs kommt.«
    Ich kämpfe gegen eine Eifersuchtsfantasie an, in der Dylan ihre Freizeit mit

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