Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dylan & Gray

Dylan & Gray

Titel: Dylan & Gray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Kacvinsky
Vom Netzwerk:
mich so neidisch, als hätte ich meine achtzehn Lebensjahre in einer Live-Verfilmung von Girls Gone Wild verbracht.
    »Ich meine das total ernst«, sage ich. »Wenn ich mal einem Mädchen begegne, das nicht nur an Kleidung und Image denkt, bin ich erleichtert. Als Freundin möchte ich eine haben, die echt ist und sich nicht um diesen oberflächlichen Kram schert. Ich will mit ihr darüber lachen können. Verstehst du, was ich meine?«
    Er schüttelt den Kopf. »Ich habe noch viel zu lernen«, stöhnt er.
    »Soll ich dir ein Geheimnis verraten?«
    Er nickt ungefähr siebzehn Mal hintereinander.
    »Ich weiß weniger, als du denkst. Aber eines habe ich gelernt: Wenn es dich richtig erwischt, dann bei einem Mädchen, das eigentlich gar nicht dein Typ ist. Genau darin liegt nämlich das Problem. Vielleicht bemerkst du sie am Anfang nicht einmal. Und vermutlich taucht sie ausgerechnet dann auf, wenn du überhaupt kein Interesse hast. Du musst erst einmal Antennen dafür entwickeln, aber dann erkennst du sie sofort, weil sie sich total von allen anderen abhebt. Kann sogar sein, dass du sie ein bisschen erschreckend findest. Trotzdem hast du ein Riesenglück, dein Traummädchen zu finden, also sei bloß nicht so blöd, sie dir durch die Finger rutschen zu lassen.«
    Er schweigt einen Moment und denkt angestrengt darüber nach.
    »Du bist mein Held«, sagt er dann. »Bring mir alles bei, was du weißt.«
    Ich lache und sage, klar doch. Wenn er mir dafür bei meiner Schlagtechnik hilft.

E rstes Erinnern
    Gray
    Meine WG beschließt, eine Party zu feiern. Das ist kein großer Aufwand. Wir bestellen ein Fass Bier, Bubba und Todd rufen ihre Freundinnen an, und drei Stunden später ist das Haus voll bis zum Dach. Natürlich taucht Amber auf und weicht nicht von meiner Seite. Ich habe einen flüchtigen Moment der Freiheit, als sie auf Toilette geht, aber da werde ich von ihrer Freundin und Teamkameradin Melissa in eine Ecke gedrängt. Vom Volleyball hat sie einen beeindruckenden Bizeps, der mich ein bisschen einschüchtert. Aber davon lasse ich mir nichts anmerken, sondern richte mich zu meinen immerhin 185 cm auf und schaue ihr in die Augen.
    »Hör auf, mit ihren Gefühlen zu spielen«, lallt sie und schwankt verdächtig. Anscheinend hat sie schon einiges getankt, aber ihr Blick ist immer noch tödlich. »Niemand tut meiner Amber weh. Sieh dich vor, oder du bekommt es mit mir zu tun«, droht sie im besten Gangsta-Stil, als müsse ich damit rechnen, dass mir eines Nachts in einer dunklen Gasse das Frauenvolleyballteam mit Schlagringen auflauert.
    Ich bleibe ruhig und fange ihren flackernden Blick auf. Wie mir zugetragen wurde, hat das Volleyballteam mich vor ein paar Wochen zum ›Jungen mit den magischsten Augen‹ gewählt, also versuche ich diese Geheimwaffe einzusetzen.
    »Ich spiele nicht mit ihren Gefühlen«, sage ich. »Wir sind nur Freunde, und das weiß sie auch. Freunde«, wiederhole ich mit Betonung. »Soll ich ein Wörterbuch holen und dir die Definition vorlesen, damit es keine weiteren Missverständnisse gibt?« Mit einem Grinsen versuche ich, das Gespräch zu entschärfen, aber sie starrt mich immer noch finster an.
    Ich habe nicht vor, mich von irgendwelchen Zicken auf dem Kriegspfad aus der Ruhe bringen zu lassen. So viel habe ich durch Amandas Tod immerhin gelernt. Wenn man einmal eine richtige Tragödie erlebt hat, lassen einen die ganzen aufgebauschten Alltagsdramen ziemlich kalt. Ich höre interessiert zu, wenn meine WG -Kumpel sich über den unerledigten Abwasch und die Dreckwäsche streiten oder ausflippen, weil jemand ihre Milch getrunken hat. Ich lasse Todd den ganzen Tag jammern, wenn er beim Training einmal nicht in Topform war. Ich schaue Bubba zu, wie er sich dauerstresst, weil er kein Geld hat, um seine Freundin in ein teures Restaurant einzuladen. So viel von dem täglichen Kleinkram ist mir einfach schnuppe. Damit will ich nicht behaupten, dass ich über allem stehe – ich habe bloß keine Lust, mich unnötig zu ärgern. Weil ich weiß, wie viel echte Probleme das Leben zu bieten hat.
    Leider wird mir allmählich klar, dass meine entspannte Haltung einen unerwünschten Nebeneffekt hat. Alle Mädchen sind ganz wild darauf, hinter mein Geheimnis zu kommen. Aber das ist wirklich keine Absicht.
    Melissa rülpst hinter vorgehaltener Hand. »Krieg dich wieder ein, Gray. Du bist nicht so toll, wie du denkst. Deinen ganzen Mist von wegen ›Ich bin nur ein Softie, schau in meine süßen blauen Augen‹

Weitere Kostenlose Bücher