E-Bike Tour de Suisse (German Edition)
werden und ich mich voll auf meine Job konzentrieren werde und er voll auf sein Studium. Nun ist der Auftrag in Biel einen Tag früher fertig geworden als ursprünglich geplant. Ich ging in Biel zum Bahnhof und wollte in den Zug nach Bern einsteigen, also zu mir nach Hause. Da sehe ich auf dem Nachbargleis den Zug nach Lausanne stehen. Ich sage zu meinem Kollegen noch schnell: Fahr du allein nach Bern, ich werde nun zu meinem Freund nach Lausanne fahren. Morgen früh komme ich etwas später. Nach dem Stress der letzten drei Wochen habe ich mir sicher eine kleine Auszeit verdient. Ok, meinte er, er gibt das beim Chef so weiter. Schnell stieg ich ein und schon fuhr der Zug ab.“
„Hast du ihn nicht unterwegs angerufen um ihm zu sagen dass du kommst“, stellt Martin die Frage an Emmanuelle.
„Normalement je l'ai toujours appelé. Normalerweise habe ich das immer gemacht“, antwortet sie, aber es war so eine ganz spontane Entscheidung von mir. „Ich hatte ihn 3 Wochen nicht mehr gesehen, nun war das Projekt einen Tag früher als geplant beendet, und ich habe mir gedacht, ich gönne mir zur Belohnung eine Nacht mit ihm. Er wird sich sicher wahnsinnig freuen, wenn ich ihn unerwartet mit meiner heißen Leidenschaft überfalle.“
„Emmanuelle, das ging ja nun offensichtlich daneben“, versucht Martin sie zu trösten, „aber das passiert halt immer wieder. Du musst das positiv sehen. Nun weißt du wenigstens ganz genau, dass ihr beide nicht zusammen gehört. Richte den Blick nach vorne.“
„Oui je sais. Das weiß ich ja auch.“ Emmanuelle schaut ihn traurig an. „Ich habe dir noch nicht alles erzählt. „Ich bin in Lausanne angekommen. Es war schon spät am Abend. Ich konnte es kaum erwarten, zu ihm zu kommen, habe mir schnell das nächste Taxi geschnappt und mich zur Wohnung meines Freundes kutschieren lassen. Er wohnt in einer Wohngemeinschaft. Ich habe einen Schlüssel zur Wohnung und trage den immer bei mir. Ich habe die Wohnung aufgemacht und bin schnell zu seinem Zimmer gestürmt. Als ich seine Zimmertüre öffnete, war er total überrascht, mich zu sehen. Weißt du, im Grunde meines Herzens habe ich es manchmal befürchtet, dass ich unerwartet bei ihm ankomme und bei ihm im Bett eine hübsche Kommilitonin vorfinde. Andererseits hat er mir nie irgendeinen Anlass gegeben, eine solche Befürchtung zu haben. Deswegen war dies für mich mehr eine theoretische Möglichkeit, ernsthaft geglaubt habe ich nicht daran.“
„Mais dans son lit je n'ai pas trouvé une belle jeune fille. Wenn ich in seinem Bett eine hübsche Kommilitonin vorgefunden hätte und er mir hoch und heilig geschworen hätte, dass das aus einem spontanen Anlass passiert und nicht von ihm beabsichtigt gewesen sei, hätte ich ihm vermutlich irgendwann einmal verziehen. Und nachdem inzwischen ein halbes Jahr vergangen ist, wäre jetzt vermutlich alles wieder in Ordnung. Aber ich habe eben keine hübsche Kommilitonin in seinem Bett vorgefunden.“
„Also jetzt verstehe ich gar nichts mehr.“ Martin kommt immer mehr zu der Überzeugung, dass Emmanuelle irgendwo einen riesigen Komplex weg hat oder total spinnt.
Schließlich klärt sie das Rätsel. „Es war keine hübsche junge Kommilitonin, die ich in seinem Bett vorgefunden habe, sondern ein hübscher junger Mann. Und das hat mich so schockiert. Wie konnte ich mich so in ihm täuschen? Er spielt mir jahrelang den leidenschaftlichen Liebhaber vor. Und in Lausanne wohnt er in einer Männer-WG, und abends vergnügen sich die Männer miteinander im Bett. Ich war über mich selbst schockiert. Jahrelang habe ich davon nichts bemerkt und jahrelang bin ich belogen und betrogen worden, und ich Naivling habe alles geglaubt, was die mir vorgespielt haben. Die schönsten Jahre meines Lebens habe ich an einen schwulen Hochstapler vergeudet. Mein Entsetzen über ihn habe ich inzwischen verschmerzt. Es scheint seine Natur zu sein, dass er mit Männern und Frauen ins Bett geht. Mein Entsetzen über mich selber, über meine naive Dummheit, ob ich das je verschmerzen kann, das weiß ich nicht.“
Martin sieht Emmanuelle voller Mitleid an. „Jetzt endlich verstehe ich dich. Ich denke, so etwas würde jedes Mädchen hart treffen. Es leuchtet mir ein, dass du darüber nicht einfach zur Tagesordnung übergehen kannst. Ich weiß auch gar nicht, was ich dir da raten soll. Hast du mal mit einer Freundin darüber gesprochen?“
„J'avais honte de ma bêtise et de ma naïveté“. Emmanuelle hat sich über
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