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E-Book - Geisterritter

E-Book - Geisterritter

Titel: E-Book - Geisterritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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ihr Vater klang nicht sonderlich begeistert, dass ein wildfremder Junge seine Tochter an einem Sonntagmorgen anrief. Aber schließlich holte er Ella ans Telefon. Sie hörte sichschweigend an, was ich zu berichten hatte, und schwieg auch noch, als ich fertig war. Ich glaubte schon, ihr Vater hätte sie zurück in ihr Zimmer geschickt, als sie sich räusperte und mit ihrer üblichen Mich-kann-so-leicht-nichts-erschüttern-Ella-Stimme fragte: »Und? Was wirst du nun tun?«
    Ich hatte eigentlich gehofft, dass sie mir das sagen würde. Ich hatte mich so sehr an ihren Rat gewöhnt, dass es mir nicht mal mehr peinlich war, dass er von einem Mädchen kam (obwohl es mich immer noch durcheinanderbrachte, dass sie so hübsch war). Ella war der beste Freund, den ich je gehabt hatte. Es verbindet schon sehr, zusammen gegen Dämonenhunde und mordende Geister zu kämpfen.
    »Jon!«, fragte sie noch einmal. »Was wirst du nun machen?«
    Ich starrte das Telefon an. »Na ja …«, antwortete ich schließlich mit gesenkter Stimme – Edward Popplewell schlug gerade am Ende des Flurs einen Nagel ein (und stellte sich dabei nicht allzu geschickt an) –, »erst mal muss ich diese Dolmen finden!«
    »Finden? Wovon redest du? Das Herz ist in Stonehenge, wo sonst?«
    Stonehenge. Natürlich. Die berühmtesten Dolmen der Welt. Selbst meine kleinste Schwester konnte sie zeichnen. Ich war ein Idiot. Ein bemitleidenswerter, begriffsstutziger Idiot. Aber Ella tat wieder mal großzügigerweise so, als hätte sie das noch nicht bemerkt.
    »Ich werd Zelda bitten, uns hinzufahren«, sagte sie. »Meine Eltern würden nur Fragen stellen. Sie machen sich ständig Sorgen. Es ist zum Verrücktwerden.«
    Na ja, ihre Tochter war fast von Dämonenhunden zerrissen und durch den Atem eines toten Mörders vergiftet worden. Ich fand, sie hatten wirklich allen Grund, sich Sorgen zu machen. Aber natürlich sagte ich das nicht.
    Die Popplewells zogen sich zur Beratung zurück, als ich sie fragte, ob ich meinen Hausarrest auch am nächsten Sonntag absitzen könnte, da die Littlejohns mich nach Stonehenge eingeladen hätten. Sie diskutierten fast eine halbe Stunde, aber schließlich gaben sie ihre Einwilligung (sie waren wirklich nette Ersatzeltern und ich hätte Edward zum Dank zu gern ein paar Bartstoppeln geschenkt).
    »Passt nur auf, dass euch die Touristen nicht zu Tode trampeln«, sagte er, als Ella mich abholte. »An Sonntagen ist Stonehenge ein sehr gefährlicher Ort.«
    Alma sagte nichts, aber sie warf Ella und mir einen so gerührten Ach-junge-Liebe-Blick zu, dass ich Ella hastig aus der Tür zerrte.
    Zeldas Auto sah älter aus als die Kathedrale, und Ella und ich mussten uns beide auf den Rücksitz zwängen, weil der Beifahrersitz von einem großen Korb besetzt war, aus dem seltsame Geräusche drangen.
    Die Straße, die aus Salisbury herausführt, war noch sonntagsverschlafen leer, aber Zelda fuhr trotz ihres bandagierten Fußes so schnell, dass es mich in jeder Kurve gegen Ella warf, was reichlich peinlich war.
    »Gut, ich habe Ella versprochen, keine Fragen zu stellen!«, sagte Zelda, während sie fast einen Fahrradfahrer umfuhr, der sich ahnungslos am Straßenrand abmühte. »Aber ich finde es wirklichseltsam, dass euch ein Lehrer Geschichten über vergrabene Schätze in Stonehenge in den Kopf setzt!«
    Ella warf mir einen warnenden Blick zu, und ich tat mein Bestes, ein unschuldiges Gesicht zu machen, während Zelda schimpfte, dass die Lehrer zu ihrer Zeit wesentlich qualifizierter waren.
    »Ich hab ihr gesagt, dass Bonapart behauptet, in Stonehenge wären Berge von Wikingergold vergraben«, flüsterte Ella mir zu, »und dass wir es suchen wollen. Für Schätze ist sie immer zu haben.«
    »Was flüstert ihr denn da?«, fragte Zelda über die Schulter. »Gibt es irgendwas, was ich wissen sollte?«
    »Nein, was soll schon sein?«, antwortete Ella mit vollkommen ausdruckslosem Gesicht. »Erklär Jon den Plan.«
    »Ach ja … der Plan.« Zelda lächelte zufrieden in den Rückspiegel. »Jon, du weißt sicher, dass niemand in die Nähe der Dolmen darf wegen dieser Druiden, die dort allzu gern ihre Messen feiern?«
    »Sicher«, murmelte ich, auch wenn ich weder von den Druiden noch von ihren Messen gehört hatte. Aber ich wollte keinen Vortrag über die Geschichte von Stonehenge riskieren.
    »Um das zu umgehen« – Zelda zeigte auf den Korb – »haben wir Wellington mitgebracht.«
    Ich warf Ella einen fragenden Blick zu.
    »Wellington ist ein Hund«,

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