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Éanna - Ein neuer Anfang

Éanna - Ein neuer Anfang

Titel: Éanna - Ein neuer Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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steckte in einem schmutzigen Umschlag, war in krakeliger Handschrift verfasst und aufgrund der zahlreichen Rechtschreibfehler nur mühsam zu entziffern. Als er die rätselhaften Zeilen überflog, erschien eine tiefe Sorgenfalte auf seiner Stirn:
    Mister O’Brien!
    Ich hab vas erfaren, vas Ihr unbedinkt wizzen müst! Éanna is in grozzer Gevar, was ich abbar hier nich allez schraiben kann. Es wirt vas Schrekkklichez pazieren, wenn Ihr nich helfft. Komt heute abänd um neun in die Taverne The Butcher’s Block inner Lombardy Street. Dah sag ich Euch dann allez!
    Daz hier hat Caitlin geschrieben, die Ihr schon mal mit Éanna in Irland auz em Gefänknizs gehold habt! Hab vas gut zu machen bey Euch!
    Wieder und wieder las Patrick in den folgenden Stunden diese Nachricht, während er darauf wartete, dass die Zeit verging und es endlich neun Uhr wurde. Er zermarterte sich das Gehirn, in welcher Gefahr Éanna schweben und von wem oder was diese ausgehen mochte. Aber was immer er sich auszudenken versuchte, nichts davon erschien ihm auch nur im Entferntesten wahrscheinlich.
    Endlich war die Zeit gekommen, sich den Mantel überzuwerfen, zum Hut zu greifen und in die Lombardy Street am East River aufzubrechen.
    Als er die Taverne betrat, genügte ein rascher Blick durch den rauchgeschwängerten Raum, um zu wissen, dass diese Schenke zu den schäbigsten in den Docks zählte. Allerlei Gesindel hockte an den billigen Tischen und an der Theke, schüttelte grölend den Würfelbecher, knallte Spielkarten auf die Tischplatten oder vergnügte sich in den Armen von Dirnen.
    Patrick sah sich suchend um und ignorierte dabei die vielen misstrauischen Blicke, die sich bei seinem Eintreten auf ihn gerichtet hatten. Er erkannte Caitlin sofort wieder, als er sie sah. Gestikulierend stand sie am oberen Ende der Theke bei zwei Männern, unterbrach das Gespräch dann und kam rasch auf ihn zu.
    »Mister O’Brien! Was bin ich froh, dass Ihr meine Nachricht erhalten habt und auch wirklich gekommen seid!«, sprach sie ihn aufgeregt und mit besorgter Miene an. »Ich hab mir einfach keinen anderen Rat mehr gewusst, als Euch um Hilfe zu bitten!«
    »Worum geht es denn?«, wollte er distanziert und zugleich tief besorgt wissen.
    »Nicht hier!«, raunte Caitlin ihm zu. »Man könnte uns hören. Wir gehen besser nach hinten in den Nebenraum. Da können wir ungestört reden.« Damit wandte sie sich zum Wirt um, der sie im Auge behalten hatte. »Wilbert, eine Kanne von deinem besten Porter und zwei Becher für den Herrn und mich!«
    »Von meinem besten?«, fragte der Wirt mit spöttisch hochgezogenen Augenbrauen.
    »Hast du mich nicht gehört? Also mach schon! Wir wollen hier schließlich keine Wurzeln schlagen!« Patrick überfiel ganz plötzlich ein ungutes Gefühl. Wieso wusste Caitlin eigentlich, dass Éanna in Gefahr schwebte? Hatten sich die beiden während der Überfahrt nach Amerika nicht abgrundtief gehasst? Doch schnell schob er die Gedanken beiseite, nickte dem Wirt freundlich zu und folgte Caitlin an der Theke vorbei in ein Zimmer, dessen Zugang mit einem dreckigen Tuch verhängt war. Ganz gleich, welche Beweggründe die andere haben mochte, jetzt war nur wichtig, dass er Éanna helfen konnte! Hinter dem Vorhang kamen ein Tisch und eine Eckbank zum Vorschein, eine Hintertür schien in den Hof zu führen.
    Sie hatten sich kaum gesetzt, da trat auch schon der Wirt mit der Bierkanne und zwei vollen Steinhumpen ein, die er vor ihnen absetzte. »Zum Wohlsein, der Herr«, brummte er und verschwand wieder.
    »Na, dann lasst uns erst einmal einen kräftigen Schluck trinken, bevor ich Euch von dieser schrecklichen Sache erzähle. Ihr könnt die Stärkung gleich gut gebrauchen, das versichere ich Euch!« Caitlin griff zu ihrem Humpen, kniff, als er keine Anstalten machte, es ihr nachzutun, die Augen zusammen und fragte spitz: »Oder seid Ihr Euch vielleicht zu fein, um mit einer wie mir zu trinken?«
    »Natürlich nicht«, erwiderte er so freundlich wie möglich und trank einen Schluck von seinem Bier, obwohl er Porter eigentlich nicht ausstehen konnte. Aber er wollte Caitlin nicht verärgern und möglichst schnell von ihr erfahren, in welcher Gefahr Éanna schwebte.
    »Was?«, rief Caitlin sofort entrüstet. »Ihr habt ja nur einmal an Wilberts Bestem genippt! Ich wusste doch, dass Ihr nur widerwillig mit mir an einem Tisch sitzt und gar nicht schnell genug wieder wegkommen könnt!«
    »Aber das stimmt doch überhaupt nicht!«, wandte Patrick ein, der

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