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Éanna - Ein neuer Anfang

Éanna - Ein neuer Anfang

Titel: Éanna - Ein neuer Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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meinte, sehr wohl einen guten Schluck Porter getrunken zu haben. »Aber damit du endlich Ruhe gibst, sieh her!« Und dann setzte er den Humpen erneut an die Lippen und zwang sich, zwei weitere große Schlucke Porter zu trinken. Der Nachgeschmack war scheußlich bitter. Wie musste erst das andere Bier in dieser Schenke schmecken, wenn das hier Wilberts bestes Gebräu war. »So, und jetzt erzähl endlich, weshalb du mich herbestellt hast!«
    »Na ja«, begann Caitlin und ein zufriedenes Lächeln umspielte ihre Lippen, »Ihr wisst ja, dass ich mit Éanna in letzter Zeit nicht allzu gut ausgekommen bin. Obwohl ich ihr wirklich nichts Schlechtes wollte, als ich mich in Dublin mit ihrem Brendan eingelassen habe. Die beiden hatten sich damals ja ganz ordentlich zerstritten und in mein Bett zerren musste ich den Jungen bestimmt nicht, da habt Ihr mein Wort drauf!«
    Patrick war unruhig. Am liebsten hätte er Caitlin aufgefordert, ihre alten Geschichten für sich zu behalten und endlich zum Punkt zu kommen. Aber er war auf sie angewiesen, wollte er Éanna helfen. Und so nickte er nur geduldig. Auf ein paar Minuten mehr oder weniger sollte es ihm jetzt auch nicht mehr ankommen.
    »Eigentlich mag ich sie ja immer noch, die Éanna, auch wenn sie mir bei unserer letzten Begegnung die kalte Schulter gezeigt hat«, erzählte Caitlin weiter. »Aber ich trage ihr das nicht nach. Nein, ich bin großherzig, müsst Ihr wissen. Sie war ja sogar mal meine Freundin und wir haben im Arbeitshaus und auf der Landstraße immer zusammengehalten. Sogar noch, als wir den Konstablern in die Hände gefallen und in der Zelle gelandet sind. Und so was vergisst man nicht.«
    Patrick wurde auf einmal ganz schummerig zumute. Caitlins Worte drehten sich in seinem Kopf, der immer schwerer wurde. Er überlegte, ob er aufstehen und die Hintertür öffnen sollte, um ein wenig frische Luft in den Raum zu lassen, blieb dann jedoch sitzen.
    »Ja gut, Caitlin, das verstehe ich alles. Und ich verspreche dir auch, dass ich mich sehr verbindlich zeigen werde, wenn du mir nun sagst, wieso Éanna in Gefahr schwebt«, versicherte Patrick und musste sich auf der Tischplatte abstützen, weil der Schwindel zunahm und sich der Raum vor seinen Augen zu drehen begann.
    »Ist Euch nicht gut?« Caitlins Gesicht erschien ihm plötzlich überdimensional groß.
    »Ich glaube, ich bin zu schnell zu dieser Taverne gelaufen … und dann diese stickige Luft! Ich brauche einen Moment … frische Luft!«, stieß Patrick abgehackt hervor und hatte Mühe, die Worte über die Lippen zu bringen, so schwach fühlte er sich auf einmal. Er wollte von der Bank aufstehen, doch kaum hatte er sich zittrig erhoben, als seine Beine unter ihm einknickten. Er verlor das Gleichgewicht, griff noch im Fallen nach der Tischkante und stürzte zu Boden.
    Unter größter Anstrengung zwang er sich dazu, die müden Augen offen zu halten. Er sah Caitlins bunten Rocksaum an seinem Gesicht vorbeiwehen und hörte wie aus weiter Ferne ihre Stimme: »Er ist hinüber! Ging ja schneller als gedacht! Leslie, Nick, packt ihn euch! Und dann nichts wie hinaus mit ihm auf den Hinterhof und in den Leiterwagen!«
    Mühsam formten sich in Patricks Kopf wirre Gedanken, wurden zu einer Kette zusammenhangloser Überlegungen, die er lallend vor sich hin murmelte, bevor er in eine schwarze bodenlose Tiefe stürzte: »Betäubungsmittel … Laudanum* … im Bier … Caitlin … heimtückische Falle … Warum? … Éanna …«

Neunundzwanzigstes Kapitel
    Die beiden schnellen Langboote von Frederick Cashs Bande lagen ein gutes Stück oberhalb von Corlear’s Hook in einem verwitterten windschiefen Uferschuppen versteckt, der einem Fischer gehörte. Doch mit dem Fischfang verdiente der Mann wohl längst nur noch einen geringen Teil seines Geldes, vermutete Brendan. Was er von den Daybreak Boys für die Nutzung des Schuppens und für sein Schweigen erhielt, machte sicher ein Vielfaches von dem aus, was er auf dem Markt für seine Fische erzielen konnte.
    »Ideales Wetter! Dichte Wolkendecke und zusätzlich auch noch jede Menge Nebel auf dem Wasser!« Frederick Cash rieb sich die Hände.
    Er hatte die breitschultrige Statur eines zweitklassigen Preisboxers und das dazu passende kantige Gesicht mit einer flachen Nase. An seiner linken Hüfte hing ein langes, machetenähnliches Messer und auf der rechten Seite steckte eine Pistole im breiten Ledergürtel. Auch die vier anderen Männer trugen vor allem Messer bei sich, selbst Caitlin war

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