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Éanna - Ein neuer Anfang

Éanna - Ein neuer Anfang

Titel: Éanna - Ein neuer Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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zu den meisten Iren – zum Glück kein großer Trinker war.
    Das Essen erwies sich als genauso schmackhaft und reichhaltig, wie Cornelius McCarty ihnen versichert hatte. In dem Eintopf fanden sich sogar einige richtig dicke Fleischbrocken.
    Kaum hatten sie ihre Schüsseln geleert, merkten Éanna, Emily und Brendan, wie erschöpft und müde sie waren. Während Tom Mahony unablässig redete, konnten die Mädchen kaum mehr die Augen offen halten und auch Brendan gähnte mehrmals herzhaft. Und so beschlossen sie, Toms hartnäckigem Protest zum Trotz, an diesem Abend früh zu Bett zu gehen.
    Als sie sich bis auf die Leibwäsche im Dunkel des Zimmers ausgezogen hatten und in die wohlige Wärme der Betten gekrochen waren, ließen die drei die Erlebnisse dieses aufregenden ersten Tages in der neuen Heimat noch einmal Revue passieren. Ganz allmählich versickerte das Gespräch und Emily sank als Erste in den Schlaf.
    Für eine Weile war es ruhig im Zimmer, nur unterbrochen von Emilys leisem und gleichmäßigem Atmen und dem entfernten Kläffen eines Hundes.
    Dann hörte Éanna plötzlich über sich das Knarren von Brettern und sah, wie Brendans Kopf schemenhaft jenseits des Seitenbords ihres Stockbettes auftauchte.
    »Éanna?«
    »Ja, Brendan?«
    »Gib mir deine Hand!« Er ließ seinen Arm zu ihr hinunterbaumeln.
    Éanna ergriff seine Hand und drückte sie.
    Einen Moment lang schwiegen sie beide.
    Dann raunte er leise: »Ich möchte, dass zwischen uns alles wieder gut wird, so wie damals, als wir in den Wäldern lebten. Bevor … bevor …« Er brach ab.
    »Schon gut, Brendan.« Sie spürte, wie schwer es ihm fiel, über das zu reden, was ihn gerade bewegte. »Es wird alles wieder gut, ganz bestimmt.«
    Er räusperte sich. Dann flüsterte er kaum hörbar: »Ich liebe dich, Éanna.«
    »Und ich liebe dich, Brendan«, antwortete sie mit fester Stimme und erwiderte seinen Händedruck.
    Später, als Brendan eingeschlafen war, lag Éanna wach und dachte über ihre Worte nach. War sie sich ihrer Liebe zu Brendan tatsächlich so gewiss, wie sie ihm gegenüber gerade behauptet hatte? Und war es überhaupt schon Liebe, tief und vorbehaltlos, die sie für ihn empfand? Oder verband sie nicht vielmehr ein Gefühl der Verliebtheit mit ihm, das erst noch zu wahrer Liebe reifen musste – oder sich irgendwann verflüchtigen würde wie Rauch im Wind?

Viertes Kapitel
    Am nächsten Morgen waren sie schon beim ersten Licht des Tages auf den Beinen. Der Schankraum hatte sich bereits mit anderen Logiergästen gefüllt, die zur Arbeit mussten oder ebenso wie sie keine Zeit für die Suche nach einer solchen vergeuden wollten. Tom Mahony befand sich nicht unter ihnen. Während des Frühstücks blickte Brendan immer wieder zur Stiege hinüber, als hoffte er, ihn jeden Moment dort auftauchen zu sehen – doch vergeblich.
    »Der hat es ja offenbar nicht sehr eilig, Arbeit zu finden«, stellte Éanna kopfschüttelnd fest.
    »Na ja, vielleicht hat er auch einfach nur mehr Geld mitgebracht als wir und kann sich ein bisschen Herumtrödeln jetzt ganz gut leisten«, nahm Brendan Tom halbherzig in Schutz. »Jedenfalls kam es mir so vor, als hätte er noch mehr Geld in seinem Beutel gehabt als die sechs Shilling, die er gestern bei Mister Calloway umgetauscht hat.«
    »Vielleicht hat er aber auch einfach nur hier unten bis in die Nacht hinein gezecht und kommt nun mit seinem dicken Brummschädel nicht aus dem Bett«, sagte Emily spöttisch. »Es würde mich jedenfalls nicht wundern.«
    Éanna zuckte die Achseln. »Es soll uns egal sein. Tom kann tun und lassen, was er will. Und wir auch. Deshalb werden wir unsere kostbare Zeit jetzt nicht damit vertrödeln, noch länger hier auf ihn zu warten! Lasst uns aufbrechen, damit wir uns so schnell wie möglich mit der Stadt vertraut machen können und schauen, ob wir irgendwo Arbeit finden.«
    Brendan lächelte ihr bewundernd und belustigt zugleich zu. »Du kommst wirklich immer ohne Umschweife direkt auf den Punkt, Éanna! Aus dir wäre auch ein prächtiger Kerl geworden! Manchmal habe ich den Eindruck, als hättest du mehr Entschlossenheit und Energie als Emily und ich zusammen!«
    Éanna errötete leicht. »Nun stell mal dein Licht nicht so unter den Scheffel«, gab sie knapp zurück, bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, wie gut ihr sein Kompliment tat. »Und was Emily betrifft, so kann auch sie es problemlos mit jedem tatkräftigen Mann aufnehmen. Einen wie diesen Tom Mahony stecken wir beide jedenfalls

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