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Éanna - Ein neuer Anfang

Éanna - Ein neuer Anfang

Titel: Éanna - Ein neuer Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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fertigen Produkte zu den Händlern oder Schiffen ab. Tausende mussten allein an diesem langen Uferstück auf der Westseite von Manhattan in Lohn und Arbeit stehen. Aber der unablässige Strom der Einwanderer aus Europa, der sich Tag für Tag von den Schiffen in die Stadt ergoss, sorgte überall für eine Nachfrage, die trotz der stetig wachsenden Wirtschaft das Angebot an einigermaßen gut bezahlten Arbeitsstellen weit überstieg.
    Und so machten sich Éanna und Emily schließlich auch an diesem Tag gegen Abend müde und erfolglos auf den Rückweg zu ihrem Logierhaus in der Division Street. Unterwegs fiel Éannas Blick plötzlich auf ein Pappschild, das am Zaun vor einem imposanten Wohnhaus befestigt war und auf dem in breiter schwarzer Schrift geschrieben stand: Verlässliches Zimmermädchen gesucht! NINA!
    Wie elektrisiert blieb sie stehen. »Mein Gott, Emily! Sieh doch nur! Die Leute in dem Haus hier suchen ein Zimmermädchen! Das wäre doch was für eine von uns … nein, eigentlich wäre es genau das Richtige für dich! Denn Brendan will ja nicht, dass ich in Stellung gehe.«
    Unsicher sah Emily sie an. »Meinst du denn, ich hätte eine Chance?«
    »Na klar! Warum denn nicht?« Éannas Gesicht leuchtete auf. Vielleicht würde sich am heutigen Tag ja doch noch alles zum Guten wenden! »Komm, wir versuchen es. Am besten, du sprichst jetzt gleich vor! Fragen kostet doch nichts! Vielleicht ist das heute ja unser Glückstag!«
    »Na ja, ich kann es ja wirklich probieren. Aber du musst mitkommen, Éanna. Allein traue ich mich nicht!« Nachdenklich blickte Emily noch einmal auf das Schild. »Hast du eine Ahnung, was dieses NINA zu bedeuten hat? Ob das der Name der Hausherrin ist oder von sonst jemand im Haus, bei dem man sich vorstellen muss?«
    Éanna zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Wichtig ist doch nur, dass sie ein Zimmermädchen suchen und dass wir vielleicht sogar die Ersten sind, die das Schild gelesen haben. Zumindest gibt es hier keine Konkurrenz weit und breit wie in den Fabriken. Vielleicht haben sie es sogar gerade erst an das Gitter gehängt. Also lass uns unser Glück versuchen, Emily!«
    Beherzt stieß Éanna die schmiedeeiserne Gittertür auf und ging mit ihrer Freundin über einen kurzen Plattenweg auf das Haus zu, das von blühenden Blumenrabatten eingefasst war. Doch kurz bevor sie die drei Stufen, die zum Eingang hinaufführten, erreicht hatten, blieb sie abrupt stehen.
    »Warte mal! Mir fällt gerade noch etwas Wichtiges ein. Wir sollten wohl besser nicht an die Haustür klopfen, das gehört sich nicht für Bedienstete und würde gleich einen schlechten Eindruck machen. Hier gibt es bestimmt an der Seite oder hinter dem Haus einen Dienstboteneingang.«
    Emily nickte stumm. Sie war sichtlich aufgeregt.
    Der Nebeneingang war schnell gefunden, brauchten sie doch nur dem gepflasterten Weg zu folgen, der links um das Haus führte. Und dann standen sie auch schon vor einer breiten Tür, an der ein poliertes Messingschild darauf hinwies, dass dies der Lieferanten- und Dienstboteneingang war.
    Éanna betätigte den schweren Klopfer, der ebenfalls aus massivem Messing bestand, und trat dann ein wenig hinter ihre Freundin zurück.
    Augenblicke später wurde die Tür geöffnet und eine stämmige Frau mit einer Kochhaube auf dem Kopf und einer nicht mehr ganz weißen Schürze um die Taille stand vor ihnen im Türrahmen. Ihr Gesicht war sichtlich erhitzt und gerötet; in der Hand hielt sie einen schweren Fleischklopfer. Die beiden Mädchen hatten es ganz offensichtlich mit der Köchin des herrschaftlichen Hauses zu tun.
    »Was wollt ihr?«, herrschte sie sie barsch und mit verkniffener Miene an. »Hier wird nicht gebettelt! Und Lumpen haben wir auch nicht abzugeben!«
    »Wir … ich …«, setzte Emily stockend an, eingeschüchtert durch Ton und Verhalten der Frau.
    »Ja?« Die Fremde hatte es sichtlich eilig, ins Haus zurückzukehren.
    Éanna lächelte sie gewinnend an und Emily nahm noch einmal all ihren Mut zusammen. »Wir haben das Schild vorn am Zaun gelesen, Missis, auf dem steht, dass hier ein Zimmermädchen gesucht wird. Und da dachte ich, ich spreche einmal bei ihnen vor und …«
    Weiter kam sie nicht, denn sofort fiel ihr die Köchin ungehalten ins Wort. »Könnt ihr nicht lesen, einfältige Bauerngören? Die gnädige Frau stellt kein irisches Pack wie euch ein! Das steht doch ganz deutlich auf dem Schild! Und das gilt nicht nur für diesen Haushalt, sondern für alle rechtschaffenen Leute, die in

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