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Éanna - Ein neuer Anfang

Éanna - Ein neuer Anfang

Titel: Éanna - Ein neuer Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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werden!«
    Éanna zwang sich zu einem Lächeln und schämte sich insgeheim über ihre Befürchtungen und Vorbehalte.
    Kaum hatten sie die letzten Gegenstände von der Straße hoch in ihr Apartment getragen, als auch schon Mister O’Grady in Begleitung eines seiner grobschlächtigen Muskelmänner erschien, um die erste Wochenmiete in Empfang zu nehmen.
    »Seht bloß zu, dass ihr in Arbeit bleibt und euer Geld für die Miete immer schön pünktlich zusammenhabt!«, warnte er sie, während er die Münzen penibel nachzählte, die Brendan ihm gegeben hatte, und sie anschließend in einem blausamtenen Geldbeutel verschwinden ließ. »Ihr habt ja vermutlich mitbekommen, was denjenigen droht, die glauben, sie könnten mich mit Gewäsch und Gejammer hinhalten! Wer nicht zahlt, fliegt raus, da habt ihr mein Wort drauf!« Damit wandte er sich zur Tür.
    »Habt keine Sorge, Ihr werdet ganz sicher am Zahltag immer Eure Miete erhalten, Mister O’Grady!«
    Der Mieteintreiber drehte sich noch einmal um und bedachte Brendan mit einem geringschätzigen Blick. »Mein Gott, wie oft habe ich das schon gehört, Bursche! Hätte ich jedes Mal auch nur einen lausigen Nickel* bekommen, müsste ich mich jetzt nicht mit solchem Gesindel wie euch abgeben!« Mit diesen Worten stiefelte er davon.
    Sein stiernackiger Kumpan tippte Brendan mit einem eisenbeschlagenen Prügel spielerisch vor die Brust. »Man sieht sich, Kerlchen!«, sagte er, verzog den Mund zu einem bösartigen zahnlosen Lächeln und folgte seinem Herrn.
    »Ein und dieselbe Sippschaft, egal in welchem Land man auch auf sie trifft«, murmelte Éanna voller Abscheu, als die schweren Stiefelschritte der beiden Männer im Treppenhaus verklungen waren.
    Gemeinsam mit Emily bezog sie die Matratzen in der fensterlosen Kammer, während Brendan ihr restliches Hab und Gut in den Wandregalen verstaute.
    Liam hatte indessen den Leiterwagen zurückgebracht. Als er nach etwa einer halben Stunde wieder bei ihnen auftauchte, war er schwer beladen: In der linken Hand trug er einen kleinen Korb mit Kohlen und Feuerholz, auf dem ein Beutel mit Kartoffeln sowie in Zeitungen eingewickelte Heringe, ein halbes Brot und ein Stück Butter lagen, im rechten Arm hatte er eine große Kanne Bier.
    »Das ist mein Geschenk zu eurem Einzug!«, verkündete er. »Denn der muss doch gefeiert werden!«
    Éanna, Emily und Brendan waren völlig überrascht. »Mensch, du bist ja wahnsinnig, Liam! Kartoffeln, Hering und Bier – das wird das beste Festessen seit Langem!«, rief Brendan begeistert.
    »Das ist wirklich nett von dir«, auch Emily strahlte über das ganze Gesicht. »Aber das können wir doch gar nicht annehmen«, wandte sie dann ein. »Du musst dein Geld zusammenhalten, genau wie wir!«
    Liam winkte verlegen ab. »Ach, das ist schon in Ordnung. Ich muss ja nicht ganz so arg auf jeden Cent achten wie ihr, schließlich wohne ich bei den Finnegangs zur Untermiete und habe sonst niemanden zu versorgen. Ich bringe euch gleich auch noch etwas Öl für eure Lampe, damit wir nicht im Dunkeln sitzen müssen, und hole mir einen Stuhl von oben.« Er verschwand schnell im Treppenhaus, bevor Emily und Éanna mit ihrer Dankesrede auch nur ansatzweise fertig waren.
    Brendan schnappte sich die Kanne und brach zur nächsten öffentlichen Wasserstelle auf, während die Mädchen sich daranmachten, im Herd ein Feuer zu entfachen. Sie setzten die Kartoffeln auf, und als ihre Freunde zurückkehrten, brutzelten auch schon die Heringe in der Pfanne.
    Es wurde ein fröhlicher Abend und sie saßen noch im Licht der Lampe um den alten Tisch zusammen, als längst alle Heringe und Kartoffeln verspeist und der letzte Rest Fett mit Brotstücken aus der Pfanne aufgestippt war.
    Doch schließlich war es höchste Zeit, zu Bett zu gehen. Liam verabschiedete sich, Brendan schob den Tisch vor das Fenster und stellte ihre drei Stühle mit den Sitzflächen nach oben auf die Platte, um Platz für Emilys Matratze zu machen.
    Wenig später streckten er und Éanna sich im Nebenraum auf ihrem einfachen Lager aus.
    »Schlaf gut, Emily!«, rief Éanna ihrer Freundin leise zu.
    »Ja, ihr auch!«, antwortete diese und gähnte herzhaft.
    »Und träum etwas Schönes!«, sagte Brendan. »Du weißt ja, was man in der ersten Nacht in seinem neuen Zuhause träumt, soll bekanntlich Wirklichkeit werden!«
    »Wenn das so ist, werde ich ganz sicher von Bergen von Goldmünzen träumen.« Kurze Zeit später waren nur noch Emilys gleichmäßige Atemzüge zu

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