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Éanna - Ein neuer Anfang

Éanna - Ein neuer Anfang

Titel: Éanna - Ein neuer Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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Gefährt zum Stehen.
    Augenblicklich stieß Patrick die Tür auf und sprang aus der Kutsche. »Éanna!«
    Wie von einem Peitschenschlag getroffen, zuckte sie zusammen, blieb stehen und drehte sich ungläubig zu ihm um. Kurz glaubte er, in ihrem Gesicht so etwas wie Freude aufblitzen zu sehen, doch schon im nächsten Augenblick sahen ihre Augen ihn abweisend an und ihr Gesicht wirkte verschlossen.
    »Komm, steig ein!«, forderte er sie ohne große Umschweife auf, bemüht, sich seine Enttäuschung über ihre Reaktion nicht anmerken zu lassen.
    »Was wollt Ihr von mir, Mister O’Brien?«, fragte sie kühl, jedoch mit einer Spur Verwunderung in der Stimme.
    »Mit dir reden.«
    »Das ist sicher nett von Euch gemeint. Aber ich wüsste nicht, was es zwischen uns zu besprechen gäbe! Außerdem bin ich dreckig und stinke!«
    »Das stört mich nicht.« Er lächelte.
    »Aber mich!« Éannas Blick glitt über seine gute Kleidung. Die soziale, aber auch die emotionale Kluft, die in diesem Moment zwischen ihnen stand, war deutlich spürbar.
    »Das ist schade. Denn es gab Zeiten, da war das anders. Oder haben dich solche Äußerlichkeiten etwa auch gestört, als du mir in Ballinasloe den Spazierstock stehlen wolltest und ich dich zum Essen in den Gasthof eingeladen habe?«, erinnerte er sie an ihre allererste Begegnung. »Damals sahst du noch um einiges schlimmer aus als jetzt. Und nach einem edlen Parfum hast du auch nicht gerade geduftet! Also sei jetzt bitte nicht so störrisch, sondern steig endlich zu mir in die Kutsche! Ich muss wirklich dringend mit dir sprechen. Es ist wichtig!«
    Sie zögerte noch immer. »Was kann es denn schon Wichtiges geben, das ich mit Euch zu besprechen hätte!«, antwortete sie, stieg dann jedoch in die Kutsche.
    »Und wo soll’s hingehen?«, wollte der Kutscher wissen.
    »Das ist ganz Euch überlassen. Sucht eine Route aus. Später werde ich Euch dann sagen, wohin Ihr uns bringen sollt«, erwiderte Patrick und die Kutsche setzte sich in gemächlichem Tempo in Bewegung.
    Stumm saß sie ihm gegenüber und schaute ihn abweisend an.
    »Ich habe von dem Brand in der Cross Street gehört, bei dem ihr alles verloren habt«, eröffnete Patrick das Gespräch. »Und ich bin froh, dass du dem Feuer mit heiler Haut entkommen bist!«
    »So, hat sich die Nachricht also inzwischen auch bis zu Euren Kreisen herumgesprochen?«, gab sie bissig zurück.
    »Ich war fast zwei Monate nicht in New York, Éanna, und bin erst seit wenigen Tagen wieder in der Stadt«, sagte er und hoffte inständig, dass sie ihn nicht danach fragte, wo er die Sommermonate verbracht hatte.
    »Woher wisst Ihr überhaupt, dass wir in der Cross Street gewohnt haben?«
    »Von Mister Templeton.« Patrick errötete leicht bei dem Gedanken, Éanna beichten zu müssen, dass der Buchhändler ihr in seinem Auftrag nachgeschlichen war. »Er hat mich am Tag meiner Rückkehr nach New York im Hotel aufgesucht und mir die entsetzliche Nachricht überbracht. Mein Gott, Éanna, warum bist du denn nicht schon längst zu ihm in die Buchhandlung gegangen und hast nach meiner Adresse gefragt, wie wir es verabredet hatten? Und auch die Bücher hättest du ihm doch bereits verkaufen können! Oder hast du sie vielleicht in der Zeit, als sein Geschäft geschlossen war, zu einem anderen Händler gebracht?«
    Éanna schüttelte den Kopf. Abneigung und Zorn waren aus ihrem Gesicht gewichen. Sie wirkte stattdessen plötzlich sehr verletzlich und bekümmert. »Nein. Die Bücher sind in jener Nacht auf der Flucht vor dem Feuer verloren gegangen und im Treppenhaus verbrannt. Ich bin gestürzt und konnte sie einfach nicht mehr halten. Es war wirklich nicht meine Schuld«, beteuerte sie und wich seinem Blick aus, als schäme sie sich, sein Geschenk, das sogar den Untergang der Metoka unbeschadet überstanden hatte, nicht vor dem Feuer gerettet zu haben. »Sie wurden mir in dem Tumult auf der Treppe aus der Hand geschlagen.«
    »Das ist jetzt nicht mehr wichtig, Éanna«, versicherte Patrick. »Wichtig ist allein, dass ihr dem Feuer noch rechtzeitig entkommen seid und dass ihr nun so schnell wie möglich wieder auf die Beine kommt. Denn ich weiß, wie schlecht es euch geht und dass ihr in diesem schrecklichen Haus in der Mulberry Street zu viert in einem winzig kleinen Raum leben müsst.«
    »Um uns müsst Ihr Euch keine Sorgen machen, Mister O’Brien. Wir schaffen das schon, da wieder herauszukommen!«, versicherte sie trotzig.
    »Und wie soll das geschehen, Éanna? Hat

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