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Éanna - Ein neuer Anfang

Éanna - Ein neuer Anfang

Titel: Éanna - Ein neuer Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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in New York und auch anderswo in Amerika als Dienstpersonal untergekommen, das weiß ich aus sicherer Quelle. Ihre Zahl muss längst in die Hunderte gehen. Und wenn du es willst, wird es auch dir gelingen – mit meiner Hilfe und der viel entscheidenderen einer guten Bekannten, die ich als Unterstützung gewinnen konnte«, erklärte Patrick und hütete sich, mehr über Florence zu erzählen. »Ich habe nämlich erfahren, dass die Harringtons, die unweit vom Union Square wohnen, gerade ein neues zweites Zimmermädchen suchen. Dort kannst du dich noch heute vorstellen, am Nachmittag um Punkt vier Uhr dreißig. Ich war so unverschämt, dich schon anzukündigen, denn ich habe nicht damit gerechnet, dass dein Stolz so viel größer zu sein scheint als dein Verstand. Soweit ich weiß, beträgt der Lohn bei den Harringtons für ein Dienstmädchen siebeneinhalb Dollar – natürlich bei freier Kost und Logis. Du könntest also mit deinem Lohn sowohl deine Freundin als auch … Brendan und sogar diesen Liam Maguire unterstützen.«
    Éanna fühlte sich einen Augenblick lang benommen und schwindelig. Siebeneinhalb Dollar Lohn! Was das für sie, Brendan, Emily und Liam bedeuten würde!
    »Aber wie soll ich denn dort arbeiten?«, fragte sie gequält, während sie zwischen hoffnungsvoller Freude und tiefen Zweifeln hin- und hergerissen wurde. »So wie ich aussehe! Und ich habe doch außerdem keinerlei Empfehlungen vorzuweisen und weiß überhaupt nicht, wie die Arbeiten in einem so vornehmen Haus verrichtet werden müssen!«
    Patrick lachte verschmitzt, froh, dass Éanna langsam Gefallen an seinem Vorschlag fand. »Also der Reihe nach: Was deine äußere Erscheinung betrifft, so soll das die geringste Sorge sein. Ein ausgiebiges Bad im nächstgelegenen öffentlichen Badehaus und ein paar anständige, saubere Kleider werden wahre Wunder wirken, Éanna.«
    »Aber das kostet doch …«
    Er ging gar nicht erst auf ihren Protest ein, sondern fuhr unbeirrt fort: »Dann wirst du bei den Harringtons schon mal einen sehr guten ersten Eindruck machen. Außerdem weißt du, was sich gehört und wie man sich zu verhalten hat. Was die nötige Empfehlung angeht, so habe ich ein entsprechendes Schreiben bereits aufgesetzt. Darin wird dir bestätigt, im Haushalt meines Onkels in Dublin anderthalb Jahre in Stellung gewesen zu sein und die Arbeit dort stets zur vollsten Zufriedenheit verrichtet zu haben. Das Schreiben enthält darüber hinaus die Adresse meines Hotels und den Hinweis, dass ich gern für weitere Auskünfte zur Verfügung stehe. Zudem hat Missis Helena Harrington schon eine mündliche Empfehlung von meiner Bekannten erhalten. Deshalb gehe ich davon aus, dass es erst gar keine Nachfragen geben wird.«
    Éanna war sprachlos vor Überraschung.
    »Und was nun die Art der Arbeit betrifft, so wirst du erst einmal ein Mädchen ersetzen, das im Haushalt der Harringtons bislang für die einfachen Arbeiten zuständig war und nun in einer besseren Position in einem anderen Haushalt arbeitet. Es erwartet dich also nichts, wovor du dich fürchten müsstest. Außerdem hat man mir versichert, dass dich eines der anderen Dienstmädchen in alles einweisen wird. Und wenn dir doch einmal etwas fremd ist, kannst du dich einfach damit herausreden, dass diese Dinge im Haus meines Onkels eben anders gehandhabt wurden. So, und jetzt frage ich dich noch ein letztes Mal, Éanna Sullivan: Willst du mir bitte den Gefallen tun und mein Angebot annehmen?« Éanna konnte nur wortlos nicken, so überwältigt war sie von der überraschenden Wende, die ihr Leben offensichtlich gerade zu nehmen schien.
    Patrick lachte gelöst. »Gut! Denn es wird jetzt auch höchste Zeit, den Plan in die Tat umzusetzen. Ich schlage vor, dass wir zuerst einmal zu einem Geschäft fahren, wo es gute, aber nicht zu teure Kleidung gibt. Denn die hohen Damen lieben es nicht, wenn ihr Personal fast so gut gekleidet daherspaziert kommt wie sie selbst. Und dann bringe ich dich zum nächsten Badehaus. Danach werden wir noch etwas essen gehen, denn jemand mit solch einem knurrenden Magen macht selbst auf mich keinen guten Eindruck, Éanna.«
    In Éannas Kopf überschlugen sich die Gedanken. Eine Anstellung in einem vornehmen Haus als Zimmermädchen! Jeden Monat siebeneinhalb Dollar Lohn und dazu freie Kost und Logis! Das alles erschien ihr wie ein Traum, der zu schön war, um wahr zu sein. Und doch, wenn Patrick ihr versicherte, dass ihr die Anstellung so gut wie sicher war, dann stimmte es.

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