Earth Girl. Die Begegnung
der Erde auszuschließen. Kein Wunder, dass ihr euch damals Sorgen gemacht habt. Ich verstehe nur nicht, weshalb ihr dieses Mal bleiben wollt.»
«Es ist ein historisches Ereignis!» Dalmoras Augen leuchteten auf, wie immer, wenn Romantik und Gefühle im Spiel waren. «Die Bevölkerung der Erde zieht sich vorübergehend in die uralten Höhlen von Arche zurück, und ich habe die Möglichkeit, mit dabei zu sein! Das ist doch der Wahnsinn! Mein Vater hat mir eine komplette Vid-Ausrüstung geschickt, und ich habe die Erlaubnis, sie mit nach Arche zu nehmen. Amalie und Krath werden mir dabei helfen, einige Vid-Sequenzen aufzunehmen.»
Krath neben ihr grinste bis über beide Ohren. Jetzt war mir alles klar. Dalmora wollte ein romantisches Vid über die Arche-Evakuierung machen. Amalie bewunderte Dalmora und wollte helfen. Krath wiederum war mit von der Partie, weil er hinter Amalie her war.
Meiner Meinung nach verschwendete er damit seine Zeit. Amalie kam aus einer Grenzwelt im Epsilon-Sektor, wo es deutlich mehr männliche als weibliche Siedler gab, deshalb hatten die Mädchen freie Auswahl. Sicher würde Amalie sich nicht mit dem schrumpfhirnigen Krath zufriedengeben, auch wenn er sich genug gemausert hatte, um zu kapieren, dass sein Vater weniger Grips als ein Teller Cheese Fluffle hatte.
«Aber Dalmora, was hält denn dein Vater davon?», wollte ich wissen.
«Er hat mich gewarnt, dass es ein gewisses Risiko gibt, aber das weiß ich selbst. Er ist ziemlich stolz darauf, dass ich hierbleibe.»
Beim Chaos! Ventrak Rostha, der berühmte Vid-Macher, war genauso romantisch veranlagt wie seine Tochter. Ich hätte es mir ja denken können. Wenn die Leute seine Geschichtsvids anschauten, dann fieberten sie bei den Ereignissen der Vergangenheit so richtig mit – und irgendwoher mussten diese ganzen Emotionen schließlich kommen.
Ich sah Fian unglücklich an. Meine Rückkehr ins Leben einer normalen Vorgeschichtsstudentin hatte gerade mal ein paar Minuten gedauert. Jetzt war ich schon wieder Major Jarra Tell Morrath, die an Aliens dachte und ein furchtbar schlechtes Gewissen hatte. Das Bedrohungsanalyseteam rechnete damit, dass der nächste Sonnensturm der entscheidende Moment sein würde. Sollte die Kugel angreifen, dann zu diesem Zeitpunkt.
Viele der Menschen, die ich kannte, würden in Arche Zuflucht suchen. Fian, weil er zu stur war, um mich alleinzulassen. Auch Playdon hatte sich entschieden zu bleiben, obwohl er Bescheid wusste. Meine Freunde aus Next Step waren alle behindert und konnten die Erde nicht verlassen, also war Arche für sie die beste Wahl.
Lolia und Lolmack wussten zwar nicht, was wirklich los war, aber ich war mir sicher, dass sie in jedem Fall bei ihrer Tochter bleiben würden. Die beiden hatten bereits so viel durchgestanden, um ihr Baby nicht zu verlieren, dass auch Aliens sie nicht würden aufhalten können. Bei Krath, Amalie und Dalmora sah die Sache anders aus. Wenn sie die Wahrheit wüssten, würden sie wahrscheinlich lieber nach Hause reisen, aber ich konnte sie nicht warnen.
Auf einmal begriff ich, dass ich eine genauso blinde Romantikerin gewesen war wie Dalmora. Ich hatte mich für die Militärtraditionen und Orden begeistert, und dabei war mir bis gerade eben überhaupt nicht klar gewesen, was das Schwierigste an einem Leben beim Militär war: Ich durfte Krath, Amalie und Dalmora keine geheimen Informationen verraten, aber wenn meine Freunde nach Arche gingen und infolgedessen in Gefahr gerieten, oder noch schlimmer, dann …
Ich seufzte tief und sagte, so viel ich eben konnte: «Es mag ja ein historisches Ereignis sein, aber ihr wärt auf einer anderen Welt viel sicherer. Ich versuche schon die ganze Zeit, Fian davon zu überzeugen, dass er ein paar Tage nach Herkules geht.»
«Ich bleibe hier bei dir.» Fian wedelte demonstrativ mit seinem Ringfinger vor meiner Nase herum, und einige in der Klasse kreischten aufgeregt.
«Ihr tragt ja Ringe!»
Natürlich musste auch ich als Nächstes meinen Ring herzeigen, und die Unterhaltung drehte sich eine Weile um Fließgold. Petra und Joth hatten ihren Paaringsvertrag beantragt, während Fian und ich fort waren, und Petra wollte ihre Ringe unbedingt ebenfalls vorführen. Kein guter Moment für jemanden, der an einer Ringphobie litt. Mein armer, verängstigter kleiner Finger der linken Hand wäre am liebsten weggerannt und hätte sich in einer dunklen Ecke verkrochen.
«Also wir haben uns ja entschieden, kein Ablaufdatum in unsere Ringe
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