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Earth Girl. Die Begegnung

Earth Girl. Die Begegnung

Titel: Earth Girl. Die Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Edwards
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Feuchtigkeit aus meinen Augen weg. Eigentlich musste ich vor Issette meine Tränen nicht verbergen, denn ich hatte sie schon oft in meinem Leben heulen sehen, und auch sie hatte mich in allen erdenklichen Schieflagen erlebt, aber trotzdem.
    «Wir können Krankheiten inzwischen sehr gut vermeiden, Jarra, aber nicht unbedingt heilen. Die Menschen bekommen ihre jährliche Impfung, damit sie nicht krank werden. Wenn aber ein aggressiver, mutierter Erreger auftaucht …»
    «Wie Malariavariante 2789 Beta.» Ich schüttelte den Kopf. «Wie konnte Joth Malaria bekommen?»
    «Durch einen Insektenstich. Malaria sollte eigentlich seit Jahrhunderten ausgerottet sein, aber dann kehrte der Erreger in noch aggressiverer Form zurück.» Issette zuckte mit den Schultern. «Aber das spielt jetzt keine Rolle. Die Portale dirigieren aktive Krankheitsüberträger automatisch zur Behandlung auf Isolations- und Krankheitsbekämpfungsstationen, damit sich neue Infekte nicht ausbreiten können, bevor wir einen Impfstoff dagegen haben. Die Patienten bekommen die bestmögliche Versorgung, aber die ersten paar Fälle …»
    «Die ersten paar Fälle können sterben.» Ich ließ den Kopf in die Hände sinken. «Das ist doch Mist.»
    «Ist es.»
    Ich beendete unser Gespräch und starrte einige Minuten lang blind auf den Bildschirm, bis Fian hereinkam. Schweigend zogen wir unsere Schlafanzüge an, gingen ins Bett und schalteten die Lichtemitter aus. Als Fian den Arm nach mir ausstreckte, rutschte ich näher an ihn heran, sodass ich den Kopf auf seine Brust legen konnte. Ich hörte sein Herz schlagen und fühlte mich durch seine Körperwärme getröstet. Joth war tot, und das war nicht nur furchtbar, sondern machte mir auch Angst. Es war das erste Mal, dass ein Freund, jemand meines Alters, gestorben war. Nun begriff ich, wie schnell das Leben vorbei sein konnte.
    Egoistischerweise war ich unendlich froh, dass ich nicht an Petras Stelle war. Sie hatte Joth verloren, während ich Fian immer noch hatte, fürs Erste zumindest. Der nächste Sonnensturm konnte in wenigen Tagen über uns hereinbrechen, und wer konnte wissen, was die Alien-Kugel dann tun würde.
    «Ich liebe dich», sagte ich.
    «Was?» Fian klang überrascht. «Jarra, bist du auf Drogen? So was sagst du doch sonst nie.»
    «Heute schon.» Ich hob den Kopf, um ihn zu küssen.

[zur Inhaltsübersicht]
    17
    D ie nächsten fünf Tage waren einfach nur furchtbar. Playdon hielt täglich acht Stunden Vorlesung, aber uns blieben immer noch die Mahlzeiten und Abende, um in schweigenden Grüppchen herumzusitzen. Wenn sich eine Unterhaltung mal um irgendetwas Harmloses drehte, wie den Geschmack von rekonstituiertem Essen aus den Automaten, dauerte es nicht lange, bis jemand mitten im Satz abbrach und wir alle wieder an Joth dachten.
    Dalmora kam abends mit einem neuen Musikinstrument in den Saal, das sie von ihrer letzten Heimreise mitgebracht hatte. Es handelte sich ebenfalls um die Nachbildung eines vorgeschichtlichen Instruments, allerdings mit wesentlich mehr Saiten als ihre Gitarre, einem längeren Hals mit einigen Stimmwirbeln an der Seite und einem bauchigen Körper. Normalerweise hätte ich sie dazu ausgefragt, aber jetzt hatte ich einfach nicht die Energie. Um was auch immer es sich handelte, sie sang nicht, sondern spielte nur komplizierte, rhythmische Melodien.
    Ich verbrachte einige schlaflose Nächte mit sinnlosen Gedanken darüber, wie ich das alles hätte verhindern können. Es war so eine bescheuerte Vergeudung von Leben. Joth hatte alles, wovon ich bloß träumen konnte. Er war mit einer echten Familie aufgewachsen. Er konnte ganz lässig zwischen den Planeten hin- und herteleportieren. Er hätte auf Asgard bleiben sollen, wo das Militär sorgfältig alle bewohnten Kontinente von Bedrohungen gesäubert hatte, statt das Risiko meiner gefährlichen Erde einzugehen.
    Am sechsten Tag nahm Playdon alle anderen zu Joths Beerdigung mit nach Asgard. Ich begleitete sie bis zum Portalraum, um ihnen zum Abschied zu winken. Auf Asgard war es Tradition, Blumen und Kerzen zu einer Beerdigung mitzubringen. Die Quarantänevorschriften für interstellare Portale untersagten es zwar, mit frischen Blumen zu reisen, aber eine Kerze hatten alle dabei, und Fian noch eine zweite für mich.
    Das Portal wurde aktiviert, und die anderen traten nach und nach hindurch. Der Letzte in der Schlange blieb stehen und drehte sich zu mir um. Es war Steen, der Tagger von Team 4.
    «Es wird keinen Ärger mehr

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