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EB1021____Creepers - David Morell

EB1021____Creepers - David Morell

Titel: EB1021____Creepers - David Morell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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machte. Er befolgte einfach
    die Anweisungen. Dann war Vinnie unter dem Draht hin‐
    durchgeglitten, und Balenger war an der Reihe. Sekunden spä‐
    ter stand er wieder auf, legte sich Vinnies Arme um den Hals
    und beugte sich vor, Vinnies Gewicht auf dem Rücken.
    Amanda stieg weiter abwärts, den Hammer vorgestreckt, um
    nach Drähten zu suchen. Plötzlich begannen die Stufen zu
    schwanken. Bolzen sprangen aus den Wänden; die Treppe riss
    sich aus ihrer Verankerung los. Balenger taumelte. Während
    die Bolzen scheppernd weiter unten landeten, packte er das
    wackelnde Geländer. Die Treppe war eine riesige schwanken‐
    de Spiralfeder geworden – oben verankert, nicht aber an den
    Seiten, und sie schlug gegen die Wände. Vinnies Beine trafen
    auf das Geländer. Er schrie. Dank der Verstärkung durch den
    Treppenschacht schien das Geräusch das ganze Hotel zu erfül‐
    len. Ronnie musste es ganz einfach hören. Balenger zog die
    Brechstange aus dem Gürtel, drehte sich um und holte aus. Er
    ließ sie mit aller Kraft auf den Draht niedersausen, und der
    Draht war so straff gespannt, dass er unter dem Schlag zerriss.
    »Rauf!«, schrie er Amanda zu. »Jetzt!« Schrot jagte durch die
    Wand. Weitere Bolzen sprangen heraus; die Treppe schwank‐
    te. Schweiß tropfte Balenger vom Gesicht, als er nach der Öff‐
    nung der Falltür tastete.
    Er war dankbar dafür, etwas in der Hand zu haben, das fest
    verankert war, als er hindurchkletterte und Vinnie hochzog,
    wobei er versuchte, das Schreien zu ignorieren. Er brachte ihn
    in die Küche und hoffte, an der Außenwand sicher zu sein. Die
    Falltür fiel krachend zu, und plötzlich war Amanda wieder
    neben ihm.
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    »Wir versuchen es mit einer anderen Treppe«, sagte Amanda
    hoffnungsvoll. »Es sind nur noch drei übrig.«
    Amanda sank müde auf den Boden, den Rücken an die
    Wand gelehnt. »Drei. Seine Chancen, uns zu finden, sind
    ziemlich gut.«
    Balenger ließ sich neben sie auf den Boden gleiten; er hörte
    sich ebenso erschöpft an wie sie. »Wahrscheinlich hat er auf
    jeder davon Fallen gestellt.«
    »Ja«, sagte Amanda. »Wahrscheinlich.« Sie sah auf Vinnie
    hinunter, der das Bewusstsein verloren hatte. »Irgendwelche
    Ideen?«
    »Im Augenblick nicht.«
    »Ich auch nicht.«
    Im Überwachungsraum trieb Rauch an den nassen Handtü‐
    chern vorbei, die sie dazu verwendet hatten, die Ritzen abzu‐
    dichten. »Aber irgendwas muss doch möglich sein«, sagte
    Amanda. »Ich gebe nicht auf.«
    Ja, genau wie Diane, dachte Balenger. »Stimmt. Wir geben
    auch nicht auf.« Rauschen aus dem Funkgerät. »Noch am Le‐
    ben?«, fragte die Stimme. Balenger drückte auf die Sendetaste
    und presste den Ellenbogen gegen die Pistole in ihrem Holster,
    als könne sie ihm Sicherheit geben. »Wir warten auf dich.«
    »Auf das Feuer«, sagte die Stimme. Vom Warten kommt
    man um, dachte Balenger. Wir müssen etwas tun. Wir lassen
    nicht zu, dass wir hier sterben. Er hörte den Regen gegen den
    eisernen Laden über sich klatschen.
    Irgendwas. Es musste irgendeine Möglichkeit geben. Aman‐
    da starrte zu dem Fensterladen hinauf. Mit einem kalten
    Schauer der Hoffnung wurde Balenger klar, was sie dachte.
    Langsam standen sie auf und studierten den Laden. Wie alle
    anderen Fensterläden des Hotels lief er auf Rollen, die in einer
    waagerechten Schiene über dem Fenster befestigt waren.
    Theoretisch brauchte man ihn nur zur Seite zu ziehen, um ihn
    zu öffnen. An der unteren Kante hielt ein Schloss ihn an Ort
    und Stelle.
    Aber anders als bei den Fensterläden weiter unten waren
    die Rollen hier frei von Rost. Wie alles andere in dem Pen‐
    thouse hielt Ronnie auch die Läden makellos sauber. Balenger
    schob das Ende der Brechstange unter das Schloss. Er begann
    Druck auszuüben; dann begann er, sich Sorgen zu machen,
    dass Ronnie ihn hören konnte. »Ich lenke ihn ab«, flüsterte er
    Amanda zu, während er ihre Hände um die Brechstange legte.
    Er schlich sich ins Esszimmer und drückte die Sendetaste
    auf dem Funkgerät. »Walter Harrigan. Ronald Whitaker. Ron‐
    nie. Hat deine Mutter dich ›Ronnie‹ genannt? Willst du des‐
    wegen, dass deine Freundinnen dich so nennen? Damit sie
    dich an deine Mutter erinnern?«
    »Du garantierst dir selbst gerade mehr Schmerzen.« Balen‐
    ger warf einen Blick in die Küche, wo Amanda wie wild an der
    Brechstange zerrte.
    »Walter Harrigann. Du bist Ronald Whitaker, und trotzdem
    bist du… Natürlich.« Mit einem Mal verstand Balenger.

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