Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
EB1021____Creepers - David Morell

EB1021____Creepers - David Morell

Titel: EB1021____Creepers - David Morell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
Vom Netzwerk:
Zu‐
    gangstunnel errichten lassen. Damit die Leitungen nicht von
    Tieren angenagt werden, steckt alles in Röhren. Und zugleich
    dienen die Tunnel als Entwässerungssystem. Bei Regenwetter
    kann der Boden in Strandnähe sumpfig werden. Um das zu
    vermeiden, hat Carlisle rings um das Hotel Drainageplatten
    vergraben lassen. Regen und Schmelzwasser sickern in diese
    Tunnel und laufen unter der Promenade heraus. Das erklärt
    auch die Pfützen hier unten. Das System ist einer der Gründe
    dafür, warum das Hotel seit über einem Jahrhundert steht,
    während anderen Gebäuden die Fundamente weggefault
    sind.« Sie holten schwere Gürtel aus den Rucksäcken. Die Gür‐
    tel waren mit Schlaufen, Klammern und Taschen versehen
    und erinnerten Balenger an die Werkzeuggürtel, die Elektriker
    und Schreiner trugen. Und an die Ausrüstung militärischer
    Sondereinheiten. Funkgeräte, Taschenlampen, Kameras und
    andere Ausrüstungsgegenstände wurden rasch an ihnen befe‐
    stigt. Balenger machte es genauso und verteilte das Gewicht
    rund um seine Hüften. Dann zogen sie alle ihre Arbeitshand‐
    schuhe über.
    »Wir tragen Petzl‐Stirnlampen für Höhlenforscher«, erklärte
    der Professor. »Sie können zwischen Halogen‐ und LED‐Licht
    wechseln, je nachdem, wie viel davon wir brauchen. Im Ex‐
    tremfall halten die Batterien zweihundertachtzig Stunden lang
    durch, bevor wir sie auswechseln müssen. Darum brauchen
    wir uns jedenfalls keine Sorgen zu machen. Aber es gibt ande‐
    re Dinge zu bedenken. Sicherheitsüberprüfung«, sagte er zu
    der Gruppe.
    Vinnie, Cora und Rick holten kleine elektronische Geräte
    aus ihren Rucksäcken. Balenger erinnerte sich, sie zuvor auf
    dem Bett gesehen zu haben, ohne dass er sie hatte identifizie‐
    ren können. Seine Gefährten drückten auf Tasten und studier‐
    ten Anzeigen.
    »Normal«, sagte Cora.
    »Wir überprüfen den Gehalt von Kohlendioxid, Kohlenmo‐
    noxid und Methan«, erklärte Rick. »Alle geruchlos. Ich habe
    einen kleinen Ausschlag beim Methan. Kaum zu sehen.«
    »Trotzdem«, sagte der Professor. »Wenn einem von euch
    schwindlig oder flau im Magen wird, ihr Kopfschmerzen oder
    Koordinationsprobleme kriegt, sagt sofort Bescheid. Wartet
    nicht, bis ihr glaubt, ernsthafte Probleme zu haben. Wenn die
    Symptome ernst werden, sind wir vielleicht schon zu weit im
    Tunnel drin, um noch evakuieren zu können. Wir werden die
    Werte öfter nachprüfen.«
    8
    Balenger lauschte auf das Echo ihrer Schritte und ihres Atems.
    Der Professor, der als Erster ging, sah immer wieder auf ein
    Diagramm. Der Tunnel war nur anderthalb Meter hoch; sie
    mussten gebückt gehen. Rostige Leitungen liefen an den Wän‐
    den und der Decke entlang. Als sie durch die Pfützen stapften,
    war er dankbar für den Rat, wasserfeste Bauarbeiterstiefel zu
    tragen. »Riecht wie das Meer«, sagte Vinnie. »Wir sind genau
    über der Flutmarke«, erklärte Conklin. »Bei dem Hurrikan von
    1944 haben diese Tunnel unter Wasser gestanden.«
    »Ich hätte da was für Ihren Artikel«, sagte Vinnie zu Balen‐
    ger. »Walt Whitman war einer der Ersten, die diese Art von
    Forschung betrieben haben.«
    »Whitman?«
    »Der Dichter. 1861 hat er als Reporter in Brooklyn gearbei‐
    tet. Er hat über den aufgegebenen Atlantic‐Avenue‐Tunnel
    geschrieben. Der Tunnel war 1844 gegraben worden – er war
    der Erste seiner Art –, aber siebzehn Jahre später war er schon
    überholt. 1980 hat ein anderer Forscher eben diesen Tunnel
    wiederentdeckt; er war versperrt und mehr als ein Jahrhun‐
    dert lang vergessen worden.«
    »Vorsicht!«, schrie Cora.
    »Alles in Ordnung?« Rick streckte eine Hand nach ihr aus.
    »Eine Ratte.«
    Cora kippte die Stirnlampe an ihrem Helm nach oben, zu
    einem Leitungsabschnitt vor ihnen hin. Eine Ratte mit rosa
    Augen starrte zurück und huschte davon; der lange Schwanz
    glitt die Leitung entlang. »Ich habe schon so viele gesehen,
    man sollte meinen, inzwischen wäre ich daran gewöhnt.«
    »Sieht so aus, als hätte sie Freunde.« Vor ihnen gesellte sich
    eine zweite Ratte zu der ersten und lief das Rohr entlang.
    Jetzt war es ein halbes Dutzend Ratten. Und dann ein volles
    Dutzend.
    Balenger schmeckte etwas Bitteres im Mund. »Wenn sie ihr
    Leben hier unten verbringen, sind sie blind«, sagte Conklin.
    »Sie reagieren nicht auf das Licht, sondern auf die Geräusche,
    die wir machen, und auf unseren Geruch.«
    Balenger hörte, wie ihre Klauen über die Leitung kratzten.
    Die Ratten

Weitere Kostenlose Bücher