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EB1021____Creepers - David Morell

EB1021____Creepers - David Morell

Titel: EB1021____Creepers - David Morell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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sein Zimmer ge‐
    gangen ist, den Fernseher eingeschaltet hat und zu sehen be‐
    kam, wie Jack Ruby Lee Harvey Oswald erschießt. Oder die
    Kämpfe in Vietnam. Oder die Schlägereien beim Parteitag der
    Demokraten in Chicago. Aber vielleicht hat Carlisle in den
    Zimmern ja auch gar keine Fernseher zugelassen.«
    »Doch, das hat er, wenn auch widerwillig. Die Leute woll‐
    ten ja nicht so weit in die Vergangenheit reisen. Aber zu die‐
    sem Zeitpunkt hatte in Asbury Park der Niedergang einge‐
    setzt, und es sind nicht mehr sehr viele Gäste gekommen.«
    »Ja, es ist wirklich eine verdammt traurige Geschichte«, sag‐
    te Balenger. »Sind alle Stätten, die Sie erforschen, so gut erhal‐
    ten?«
    »Schön wär’s. Plünderer und Vandalen haben das Gebäude
    oft schon ruiniert, bevor ich hinkomme. Der Kronleuchter und
    diese marmornen Pflanzkübel am Eingang, zum Beispiel. Un‐
    ter normalen Umständen wären sie schon längst von Drogen‐
    abhängigen gestohlen worden. Und die Wände wären voll mit
    vulgären Graffitisprüchen. Es ist Carlisles Vorsichtsmaßnah‐
    men zu verdanken, dass das Hotel so vollständig erhalten ge‐
    blieben ist. Seht euch mal diese Fotos hier an.« Die ganze
    Gruppe wandte sich einer Wand voll gerahmter schwarzwei‐
    ßer Fotografien zu. Jede von ihnen hatte ein angelaufenes
    Kupferschild: 1910,1920,1930, es ging bis 1960. Jedes Foto zeig‐
    te festlich gekleidete Gäste im Foyer. Aber obwohl das Foyer
    auf allen Bildern gleich aussah, Stil und selbst Standort der
    Möbel sich niemals änderten, war der Kleidungsstil auf jedem
    Bild vollkommen anders – die Revers breiter oder schmaler,
    die Säume höher oder weiter unten, das Haar kürzer oder län‐
    ger. »Wie im Zeitraffer.«
    Cora ging langsam durch das Foyer; ihre Lampe schwenkte
    in alle Richtungen.
    »Aber es gibt kein Foto von dem Foyer und den Gästen im
    Jahr 1901, als das Paragon gebaut wurde. Ich kann sie mir
    rings um mich her vorstellen. Ruhige Bewegungen, leise
    Stimmen. Die Kleider rascheln. Die Frauen tragen Handschuhe
    und Sonnenschirme. Die Männer kämen nicht mal im Traum
    auf den Gedanken, ohne Jackett und Krawatte unter die Leute
    zu gehen. Sie tragen Taschenuhren, die mit Uhrketten an den
    Westen befestigt sind. Manche haben Spazierstöcke. Andere
    tragen Gamaschen über den Schuhen, um sie vor dem Sand
    auf der Promenade zu schützen. Wenn sie von draußen das
    Foyer betreten, nehmen sie ihre Homburghüte ab – vielleicht
    sind sie hier im Strandurlaub sogar ein bisschen lässiger ge‐
    kleidet und tragen stattdessen Strohhüte. Sie gehen zum Re‐
    zeptionstisch.« Cora tat das Gleiche.
    Rick ging währenddessen zu der Doppeltür am Eingang hi‐
    nüber und inspizierte sie. »Wie Sie gesagt haben, Professor –
    die Innentüren sind aus Metall.« Er versuchte, sie zu öffnen,
    ohne Erfolg. Dann ging er zu einem Fenster weiter rechts und
    schob die verrotteten Vorhänge zur Seite – nur um zurückzu‐
    fahren, als ein weiterer Vogel hervorflatterte, diesmal von der
    Vorhangstange herab.
    »Der verdammte Boden ist voller Vogelscheiße«, maulte
    Rick. Er untersuchte den Laden hinter dem Vorhang. »Metall.«
    Mit einiger Mühe löste er einen Riegel. Der Laden lief auf einer
    Schiene. Er versuchte, ihn zur Seite zu schieben, ohne jeden
    Erfolg. »Sie haben gesagt, die Fenster wären von Vandalen
    eingeschlagen worden. Da müssen Regen und Schnee durch
    die Löcher reingekommen sein; die Läden sind festgerostet.
    Das Gute daran ist, dass keiner unsere Lampen sehen kann.«
    »Und wenn ein Wachmann vorbeikommt, wird er uns auch
    nicht hören«, sagte Conklin. Rick drückte ein Ohr an den La‐
    den. »Ich höre weder die Brandung noch diese scheppernde
    Metallplatte an dem Wohnblock. Wir haben das Haus ganz für
    uns allein. Aber wie zum Teufel sind die Vögel hier reinge‐
    kommen?« Eine Glocke schellte.
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    Balenger fuhr herum.
    Cora stand hinter dem Rezeptionstisch, die rechte Hand auf
    einer kuppelförmigen Klingel, deren Stahl einmal geglänzt
    haben musste. Sie sah die anderen an, während sie den
    Schutzhelm auf die Theke stellte; ihr rotes Haar glänzte im
    Licht der Stirnlampe. Spinnweben überzogen die Postfächer
    an der Wand hinter ihr. In einigen davon steckten Papiere.
    »Willkommen im Paragon Hotel«, sagte sie. Ihre herbe
    Schönheit wirkte in dem auf sie gerichteten Licht noch auffal‐
    lender. »Ich bin mir sicher, Sie werden Ihren Aufenthalt hier
    genießen. Es gibt auf der

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