EB1021____Creepers - David Morell
Professors und
zog.
Der Professor zuckte zusammen, bewegte sich aber nicht.
»Ich seh’s«, sagte Vinnie. »Seine Jacke hängt vorn an einem
Brett fest.«
»Du weißt, was zu tun ist. Das Messer. Deswegen hast du’s
dabei. Schneid die Jacke auf.« Plötzlich schien Vinnie einzufal‐
len, dass er ein Messer hatte. Er machte es von der Innenseite
seiner Jeanstasche los, öffnete es und begann an Conklins Jak‐
ke herumzuschneiden. Einen kurzen Moment lang sah er ent‐
setzt in den Abgrund hinunter, in dem die Treppe ver‐
schwunden war.
»Fertig.« Er stürzte zu Balenger zurück und packte das Seil.
Dieses Mal kam der Professor ein Stück höher, als sie zogen.
Langsam und mühsam brachte es der ältere Mann fertig, ihnen
zu helfen. Er stemmte die Ellenbogen auf den Boden des
Treppenabsatzes und wuchtete das rechte Knie über die Kan‐
te. Mit einem innerlichen Triumphschrei griff Balenger am Seil
entlang, packte den Professor und half Vinnie, ihn auf den si‐
cheren Treppenabsatz zu ziehen.
Plötzlich waren auch Rick und Cora neben ihnen. Der Pro‐
fessor lag keuchend auf dem Rücken, während Balenger den
Schlippstek löste und das Seil unter ihm hervorzog.
»Können Sie jetzt atmen?« Balenger tastete hektisch nach
dem Puls des Professors.
Conklins Brust hob und senkte sich krampfhaft, als er nach
Atem rang.
Balenger zählte einen Puls von 140 – das Äquivalent eines
Athleten nach einem Lauf von mehreren Meilen. Für einen
untrainierten, übergewichtigen Mann war das viel zu hoch.
»Tut Ihnen die Brust noch weh?«
»Besser. Fühlt sich viel besser an. Ich kriege wieder Luft.«
»Oh, Scheiße«, sagte Rick. »Das linke Bein.« Cora zeigte
darauf. Balenger bemerkte einen durchdringenden Kupferge‐
ruch. Er blickte auf das Hosenbein des Professors und sah,
dass es vom Oberschenkel bis zum Schuh blutgetränkt war.
Conklin stöhnte.
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»Okay, hört mal her«, sagte Balenger. Angesichts des hervor‐
quellenden Blutes wandte Cora sich entsetzt ab.
»Vergesst einfach, was ihr empfindet. Tut ganz genau das,
was ich euch sage«, ordnete Balenger an. Rick legte eine Hand
vor den Mund. »Wir haben keine Zeit für so was«, sagte Ba‐
lenger. »Herhören, ihr alle. Tut, was ich euch sage.« Er holte
sein Messer aus der Tasche, schnitt die Jeans des Professors
vom Schritt bis zum Schlag auf und faltete den Stoff auseinan‐
der. »Wer hat den Erste‐Hilfe‐Beutel?« Conklin zuckte zurück.
Er hatte einen tiefen, zehn Zentimeter langen Schnitt im Ober‐
schenkel; Blut quoll hervor.
»Wer hat das Erste‐Hilfe‐Set?«, wiederholte Balenger. Vinnie
zwinkerte vor Schock und Verwirrung. »Rick. Ich glaube, Rick
hat es.«
»Hol es raus. Jetzt.« Balenger legte das Seil um den Ober‐
schenkel des Professors und verknotete es oberhalb der Wun‐
de. »Wer hat den Hammer?« Cora zwang sich dazu, das Blut
anzusehen. Im Licht der Stirnlampe hob sich ihr rotes Haar
scharf von ihren bleichen Wangen ab. »Ich.«
»Gib ihn mir!«
Balenger schob den Griff unter das Seil und drehte ihn, um
das Seil um Conklins Oberschenkel zu straffen. Das Blut hörte
auf zu fließen. »Halt das so fest.«
Balenger nahm das Verbandszeug von Rick entgegen.
»Deine Wasserflasche. Hol sie raus. Spül die Wunde aus. Wer
hat das Klebeband?«
»Ich.« Vinnie begann, sich von dem Schock zu erholen.
»Halt es bereit.«
»Klebeband? Wir verwenden das, um die scharfen Enden
von Röhren abzukleben, damit wir uns nicht schneiden. Wie
soll uns das Zeug –«
»Tu einfach, was ich sage.«
Balenger öffnete den Erste‐Hilfe‐Beutel und sah in die bei‐
den Fächer.
Er wollte schon hineingreifen; dann runzelte er angesichts
seiner schmutzigen Handschuhe die Stirn, zog sie aus und er‐
setzte sie durch Latexhandschuhe aus dem Beutel. »Cora, du
hast die rechte Hand frei. Leuchte mit der Taschenlampe in
den Beutel.« Er holte ein paar Päckchen mit alkoholischen Tü‐
chern aus dem Beutel und riss sie auf. »Rick, gieß Wasser auf
die Wunde. Cora, du musst den Schnitt beleuchten.« Balenger
verwendete den Jackenärmel, um sich den Schweiß aus den
Augen zu wischen, und starrte hinunter auf das Wasser, das
die Wunde ausspülte. Die Blutung war für den Augenblick
gestoppt worden, und er konnte das zerrissene Fleisch sehen.
»Die Arterie ist nicht verletzt.« Er verwendete eines der Tü‐
cher, um Schmutz von den Wundrändern abzuwischen, beug‐
te sich vor und studierte
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