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EB1021____Creepers - David Morell

EB1021____Creepers - David Morell

Titel: EB1021____Creepers - David Morell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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genannt.«
    »Ich werde jetzt besser nicht fragen, wer Howells war«, sag‐
    te Balenger, während er dem Professor half, einen Halt auf den
    Stufen zu finden.
    »Aber Dreiser war in fürchterlicher Armut aufgewachsen.
    Er hatte genug Leid gesehen, um zu dem Schluss zu kommen,
    dass der amerikanische Traum ein Schwindel ist. Damit es da
    keine Missverständnisse gab, hat er einen seiner anderen Ro‐
    mane Eine amerikanische Tragödie genannt. Der Verlag, der
    Schwester Carrie veröffentlicht hatte, war Doubleday, aber als
    Doubledays Frau das Buch gelesen hatte, war sie so schockiert,
    dass sie darauf bestanden hat, dass ihr Mann sämtliche
    Exemplare im Lager unter Verschluss hielt. Erst ein paar Jahre
    später ist der Roman noch mal veröffentlicht worden und ein
    Klassiker geworden.«
    »Hört sich so an, als müsste ich ihn mal lesen«, sagte Balen‐
    ger.
    »Lass es lieber bleiben«, sagte Vinnie. »Die Story ist ein‐
    drucksvoll, aber der Stil ist grauenhaft. Dreiser hat es für glit‐
    zernde Prosa gehalten, wenn er eine Bar als ›wahrhaft schik‐
    ken Salon‹ bezeichnet hat.« Unter ihnen lachte JD auf.
    Sie erreichten den fünften Stock, langsam, denn Conklin
    hielt sie auf, und arbeiteten sich weiter nach oben. Balenger
    machte sich Sorgen; der Professor atmete mühsam. Er erwog,
    ob er einen Satz die Stufen hinauf machen sollte, um Todd die
    Pistole zu entreißen. Aber Todd war zu weit über ihm. Der
    Treppenschacht war zu eng. Todd würde schießen, oder Mack
    und JD würden ihre Messer beim Rest der Gruppe zum Ein‐
    satz bringen, und sie konnten in keine Richtung flüchten. Es
    würde ein Massaker geben. Nein, entschied er, dies war nicht
    der geeignete Zeitpunkt.
    »Diese Schwester Carrie erinnert mich an die Schlampe in
    dem Film, von dem die Süße hier geredet hat.« Balenger wus‐
    ste, Mack sprach von Cora. Seine Wut wuchs. »Dem Film, in
    dem ›Moon River‹ vorkommt. Wie heißt er doch gleich, Sü‐
    ße?«
    »Hör auf, mich anzufassen.«
    »Wie heißt der Film?«
    » Frühstück bei Tiffany.«
    »Ja. Zum Teufel, bevor ich den mal abends im Fernsehen
    gesehen habe, hab ich immer gedacht, es ist so ein Restaurant‐
    film wie My Dinner with Fucking Andre. Aber nein, es ist über
    diese verdrehte Schlampe. Wie heißt sie, Süße?«
    »Holly Golightly.«
    »Sogar der Name ist verdreht. Holly, die Aufreißerin. Das
    wäre der richtige Name für die. Sie lässt sich von irgendwel‐
    chen Typen in schicke Restaurants einladen. Logisch, dass die
    glauben, hinterher kriegen sie sie ins Bett. Aber wenn sie ein
    tolles Abendessen gegessen hat, fragt sie nach Geld fürs Klo –
    ich bin noch nie in einem Klo gewesen, wo ich fürs Reinkom‐
    men bezahlen muss, aber ich nehme mal an, reiche Leute las‐
    sen sich das bieten. Dann schleicht sie sich aus dem Restau‐
    rant, und die kriegen nie zurück, was sie bezahlt haben. Sie
    schläft vielleicht nicht mit denen, aber so wie ich’s sehe, ist sie
    trotzdem eine Hure.« Sie erreichten den sechsten Stock. »Wo
    ist sechshundertzehn?«, fragte Todd. Die Stirnlampen zeigten
    ihnen Zimmertüren mit blind gewordenen Metallziffern.
    »Sechshundertzweiundzwanzig ist da rechts.« JD richtete
    seine Taschenlampe auf den Baum, der aus dem Fußboden
    hervorwuchs.
    »Dann ist sechshundertzehn in der anderen Richtung.«
    Todd gestikulierte mit der Pistole, um die Gruppe in die Dun‐
    kelheit auf der linken Seite zu leiten. »Und dieser blöde
    Schluss«, sagte Mack. »Der Held soll doch so ein intelligenter
    Schriftsteller sein. Er weiß, die Schlampe wird dafür bezahlt,
    dass sie einem Gangster Nachrichten ins Gefängnis bringt. Er
    weiß, sie will einen südamerikanischen Millionär heiraten,
    damit sie an das Geld rankommt. Aber der Trottel verliebt sich
    trotzdem in sie. Am Schluss stehen sie in dieser Gasse im Re‐
    gen und suchen nach der Katze, die sie rausgeschmissen hat,
    und sie finden die Katze, und dann küssen sie sich, und die
    Musik wird total weinerlich, und ich denke bloß noch, du blö‐
    der Sack, renn doch! Mach doch, dass du wegkommst von der
    Hure! Die bricht dir das Herz und lässt dich sausen, sobald ein
    Typ mit Geld auftaucht!«
    »Davon abgesehen, hat dir der Film gefallen?« JD lachte.
    »Verdammt noch mal!«, schrie Vinnie plötzlich Balenger an.
    »Ich wäre mitgekommen!« Er war so wütend, dass er voll‐
    kommen die Beherrschung verlor. »Der Professor hätte nichts
    weiter tun müssen, als mich zu fragen, und ich

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