EB1021____Creepers - David Morell
Hand im Nacken
und mit der anderen hinten am Gürtel. »Hey, was soll das –«
Aber JD hatte sich bereits in Bewegung gesetzt und zerrte
Rick auf das Geländer zu. »Nein!«, brüllte Balenger.
Als JD diesmal die Kante erreichte, riss er Rick nicht herum
und in Sicherheit. Stattdessen wurde er schneller, blieb abrupt
stehen und schleuderte Rick über das Geländer.
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»Neiiin!« Rick stürzte und verschwand in der Dunkelheit. Sein
Aufschrei verklang. Stille.
Ein gedämpftes Krachen von weit unten. Das Echo verlor
sich.
Balengers Herz schien auszusetzen. Er hatte das Gefühl, in
dem Abstand zwischen zwei Herzschlägen hängen zu bleiben.
Er konnte sich nicht bewegen. Das Schweigen wurde von JD
gebrochen, der in das Foyer sechs Stockwerke unter ihnen hi‐
nuntersah. »Wer sagt’s denn. Ich kann einen kleinen Lichtfleck
sehen. Die Stirnlampe ist heil angekommen.«
»Du kennst ja den alten Witz«, sagte Todd. »Es ist nicht der
Fall, der einen umbringt. Es ist die Landung.«
»Na ja, Süße, ich nehme an, jetzt mache ich die Musik mit
dir«, sagte Mack. Cora glitt zu Boden. Ihre Lippen bewegten
sich. »Nein.«
Balenger konnte sie kaum hören. Im Schein seiner Stirn‐
lampe bemerkte er, dass ihre Augen wild flackerten. »Nein«,
flüsterte sie.
Ihre Augen traten hervor. Die Sehnen ihres Halses zeichne‐
ten sich ab wie Seile. Ihr Schrei erfüllte das ganze Stockwerk,
lauter als der Wind, der durch die Lücken in dem Oberlicht
ein Stockwerk höher pfiff. »NEIN.«
»In Ordnung, in Ordnung, okay, wir haben’s mitgekriegt!«
Todd leuchtete ihr mit der Taschenlampe direkt in die Augen.
»Du vermisst ihn! Gewöhn dich dran und halt den Mund,
sonst fliegst du als Nächste über das Geländer!«
»Nicht, bevor ich mit ihr fertig bin«, sagte Mack. »NEIN!«
»Irgendwer bringt sie jetzt zum Schweigen«, warnte Todd.
»Das ist kein Scherz. Wenn sie nicht aufhört –« Balenger ging
zu der auf dem Boden kauernden Frau hinüber. »Cora.« Sie
schrie immer noch.
»Cora.« Er legte ihr die zusammengeklebten Hände auf die
linke Schulter. »Hör auf.«
»NEIN!«
»Cora.« Balenger stieß sie an. »Hör augenblicklich auf.«
Tränen strömten ihr übers Gesicht. Sie heulte, Rotz rann ihr
aus der Nase, und Speichel troff ihr aus dem offenen Mund.
»Cora.« Balenger gelang es, ihren Arm zu packen. Er schüt‐
telte sie, schüttelte nachdrücklicher. Ihr Körper war schlaff wie
der einer Puppe. Ihr Kopf schlingerte haltlos vor und zurück.
Er gab ihr eine Ohrfeige, und sie verstummte abrupt.
Ihre Wange war rot. Sie wirkte fassungslos. Ihre Augen
waren immer noch aufgerissen, aber sie zuckte kaum mit der
Wimper, als sie rückwärts gegen die Wand sackte und zu
wimmern begann.
»So hart hättest du nicht zuzuschlagen brauchen«, sagte
Vinnie bitter.
»Jetzt ist Ruhe, oder vielleicht nicht?«, sagte Todd. »Ich
schwör’s, ich hätte sie über das Geländer geschmissen.« Der
Professor lag entsetzt auf dem Boden. Mack schlug sich mit
der Brechstange in eine Hand. »So, jetzt wisst ihr, was passiert,
wenn ihr versucht, das hier an uns auszuprobieren. Macht die‐
se Tür auf.« Er legte die Brechstange auf den Boden und trat
zurück. Balenger versuchte, seine Gefühle unter Kontrolle zu
bekommen. Seine Hände zitterten, als er die Brechstange auf‐
hob und sie zwischen Tür und Rahmen schob. Er spannte die
Muskeln und zog. Holz splitterte. »Nein«, stöhnte der Profes‐
sor. »Wir zerstören die Vergangenheit nicht.«
»Wir klauen bloß von ihr, was, Alter?«, fragte JD. »Vinnie,
hilf mir hier mal«, sagte Balenger. Immer noch fassungslos trat
Vinnie neben ihn. Er legte die Hände neben Balengers Händen
um die Brechstange; Balenger merkte, dass sie ebenso zitterten
wie seine eigenen. Gemeinsam zerrten sie.
Krach. Das Brechen des Holzes war fast so laut wie ein Pi‐
stolenschuss. Balengers Ohren dröhnten, als die Tür aufflog.
Dahinter lockte Dunkelheit.
»Legt die Brechstange auf den Boden und tretet zur Seite«,
warnte Todd.
Balenger tat, was man ihm sagte. Er sah zu, wie Mack die
Brechstange aufhob und wieder in seinem Rucksack verstaute.
»So, und jetzt finden wir euren Tresorraum«, sagte Todd.
Balenger und Vinnie wuchteten den Professor auf sein ge‐
sundes Bein hoch.
»Cora.« Vinnies Stimme schwankte. »Wir müssen gehen.«
Aber Cora rührte sich nicht. Sie blieb zusammengesunken
an der Wand sitzen. Ihr Kopf war gesenkt. Der Lichtstrahl
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